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Die erste Lok rollt auf dem neuen Gleis

Die erste Lok rollt auf dem neuen Gleis

Während der Testfahrten wird genau gemessen, wie das Gewicht der Lok auf die Brücke einwirkt und wie diese darauf reagiert.

Neißeaue. Erstmals seit mehr als zweienhalb Jahren sind am vergangenen Dienstag wieder Züge über den Streckenabschnitt zwischen dem Horkaer Güterbahnhof und der polnischen Grenze gefahren. Allerdings handelte es sich dabei nicht um fahrplanmäßigen Verkehr, sondern um erste Testfahrten der polnischen Bahn auf der neu errichteten Grenzbrücke über die Neiße.

Dass auf einer Bahnstrecke Züge fahren, sollte eigentlich mit zum Normalsten der Welt gehören. Nicht so jedoch in den letzten Jahren auf der so genannten Niederschlesischen Magistrale zwischen Knappenrode und Horka: Hier geben seit Anfang 2014 Baufahrzeuge den Ton an. Schließlich soll diese Trasse zu einem der wichtigsten Korridore für den Güterverkehr zwischen West- und Osteuropa ausgebaut werden.

Mit dem Ende der Bauarbeiten auf dem etwa acht Kilometer langen Abschnitt zwischen Horka und der Neißebrücke nähert sich nun allerdings die Zeit, in der Züge auf diesen Gleisen wieder zur Normalität werden. Die Belastungs- und Abnahmefahrten der polnischen Bahn in der vergangenen Woche gaben diesbezüglich lediglich einen Vorgeschmack. „Die Brücke wurde im Auftrag der polnischen Bahn nach polnischen Vorschriften gebaut. Die Deutsche Bahn ist am Prüfprozess nicht beteiligt, nutzt die Fahrten jedoch zur Prüfung ihrer eigenen Leit- und Sicherheitstechnik“, erklärt Projektleiter Ulrich Mölke.

Und die sehen so aus: Die blaue Diesellok mit der markanten Aufschrift PKP Cargo startet auf dem Gelände des Horkaer Güterbahnhofs und fährt in Richtung Grenze. Kurz vor der Brücke erreicht sie eine genau festgelegte Geschwindigkeit: Bei den ersten Testfahrten sind dies 20 Kilometer in der Stunde. Nach und nach steigert sich dies jeweils in Schritten von zehn Kilometern in der Stunde bis auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 120 „Sachen.“ 500 Meter hinter der Brücke, in Bielawa Dolna, stoppt das Gefährt und tritt die Fahrt zurück an.
„In den Tagen vor den Testfahrten wurde die Brücke genau vermessen, die polnischen Ingenieure brachten optische und elektronische Messtechnik an“, weiß Ulrich Mölke. Diese ermittelt, wie weit sich die Brücke unter der Last der Testlokomotive, die pro Achse 22,5 Tonnen auf die Waage bringt,  verbiegt. „Für jede Geschwindigkeit wird eine neue Messreihe aufgenommen. Wenn alle Daten bestätigt werden, hat die Brücke den Belastungstest bestanden“, so der Projektleiter.

Dies ist die Voraussetzung dafür, um den Streckenabschnitt wie geplant im Dezember in Betrieb nehmen zu können: „Die Transportunternehmen sitzen uns schon im Nacken. Schließlich bringt der gegenwärtige Umweg von 50 Kilometern über Görlitz nach Wegliniec (Kohlfurt) einen um bis zu zwei Stunden erhöhten Zeitaufwand pro Zug mit sich.“

Allerdings erfolgt die Fahrt bis auf weiteres noch ohne Strom: „Die Masten stehen zwar, aber noch ohne Oberleitung.“ Der Grund ist simpel: Da das Umrichterwerk in Lohsa noch keinen Strom liefert, wäre es nutzlos bis fahrlässig, die wertvollen Kupferdrähte bereits jetzt aufzuhängen.
Planmäßig läuft laut Ulrich Mölke der Ausbau auf dem Planfeststellungsabschnitt 2a zwischen Lohsa und Niesky. Demhingegen gibt es für den Abschnitt 2b (Niesky-Horka) noch immer keinen Planfeststellungsbeschluss, der Projektleiter rechnet im November damit: „Das ist wichtig für uns. Um die Strecke wie geplant 2018 in Betrieb nehmen zu können, müssen wir im Sommer 2017 zwischen Niesky und Horka beginnen.“

 

Uwe Menschner / 18.09.2016

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