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Geglückte Rückkehr ans heimische Theater

Geglückte Rückkehr ans heimische Theater

In der Inszenierung „Fegefeuer“ übernimmt Jurij Schiemann, hier in einer Szene mit Katja Reimann, eine Hauptrolle. Seit dieser Spielzeit ist der gebürtige Bautzener fest beim Deutsch-Sorbischen Volkstheater engagiert. | Fotos: DSVT

Bautzen. Weg- und Neuzugänge bei Schauspielern in einem Theater sind ganz normal, so auch am Deutsch-Sorbischen Volkstheater. Drei vertraute Akteure haben nach dem Theatersommer das Bautzener Ensemble verlassen, dafür kamen fünf neue Kollegen. Einer von ihnen ist Jurij Schiemann.

Einigen Theaterbesuchern wird das neue Gesicht sicher bekannt vorkommen, denn Jurij Schiemann spielte bereits als Gast unter anderem in den Stücken „Eltern“ und „My fair Lady“ mit. Seit dieser Spielzeit ist er nun fest am Deutsch-Sorbischen Volkstheater engagiert. In dieser Woche feierte der gebürtige Bautzener mit dem Stück „Fegefeuer“ seine erste Premiere in diesem Jahr.

„Es ist nicht unbedingt ein einfacher Stoff“, berichtet Jurij Schiemann. „Es ist ein packendes Drama, in dem es um die Geschichte zweier osteuropäischen Frauengenerationen geht. Aber auch eine Liebesgeschichte wird erzählt“.  Regie führt in dem Stück Ralph Hensel, vielen bekannt als Darsteller der „Hexe Baba Jaga“. „Dieses Stück ist für mich etwas ganz Besonderes. Die Geschichte spielt in Estland. Ich selbst habe lange Zeit in Russland gelebt und gearbeitet. Und meine Frau stammt ebenfalls aus Estland. Daher wollte ich unbedingt für das Stück Regie führen“, so der Bautzener Schauspieler und Regisseur.

„Fegefeuer“ von Sofi Oksanen erzählt die Geschichte von Aliide Truu, einer alten Frau (gespielt von Gabriele Rothmann), deren Schicksal unweigerlich mit den Verbrechen aus der Zeit der russischen Besatzung verbunden ist. Sie findet die junge Russin Zara (gespielt von Julia Klingner) – offensichtlich auf der Flucht – und bietet ihr Schutz in ihrem Garten.  Aliide versteckt das junge Mädchen vor ihren mafiösen Peinigern. In der Abgeschiedenheit des Landhauses kommen sich die beiden Frauen näher und es zeigt sich, dass sie ein lang zurückliegendes familiäres Drama  miteinander verbindet. Die Frauen werden von den Schatten der Vergangenheit, die ein repressives System über das Land und somit über die Bevölkerung geworfen haben, eingeholt. Aliide muss sich einer längst verdrängt geglaubten schicksalhaften Entscheidung erneut stellen.

Bereits seit sechs Wochen probten die Schauspieler und der Regisseur für die Premiere. „Für ein Drei-Stunden Stück ist das eigentlich recht wenig, aber das Team hat gut zusammen harmoniert. Wir haben trotz des schweren Stoffes oft und viel gelacht“, erzählt Ralph Hensel. Seit 10 Jahren ist der gebürtige Berliner nun am Bautzener Volkstheater und hat seit 2009 die kleinere Stadt an der Spree als Heimat auserkoren. Seine Arbeit als Regisseur macht ihm viel Spaß: „Ich finde es wichtig, dass ein Regisseur auch als Schauspieler tätig ist. So kann er genau einschätzen, wie die Kollegen agieren und den Stoff umsetzen.“ Auch Jurij Schiemann konnte bei den Proben viel von Ralph  lernen. „Ein Regisseur, der selbst Schauspieler ist, weiß genau wie wir uns fühlen. Außerdem hat uns Ralph viel von Russland erzählt, da er ja dort gelebt hat. Die Arbeit mit ihm und auch den erfahreneren Kollegen ist sehr interessant und ich konnte viel lernen.“ Für die Vorbereitung auf das Stück hat Jurij Schiemann viel zur Geschichte von Estland recherchiert.

Schon in seiner Kindheit spielte er lange im sorbischen Jugendtheater. Später studierte er an der Schauspielschule in Berlin. Jetzt fest in Bautzen engagiert zu sein, ist für ihn Heimat. „Ich habe bereits sieben Jahre als Eleve hier am Theater die eine oder andere Rolle spielen dürfen. Und da sorbisch meine Muttersprache ist, freue ich mich riesig auch sorbische Rollen vorzuführen.“ Der 32-Jährige ist sehr kritisch mit sich selbst. „Die eigene Analyse ist für mich sehr wichtig in den Proben. Im Zusammenspiel mit den Kollegen kann man viel miteinander agieren und das Stück gemeinsam gestalten. Aber lange Textphasen lerne ich dann eher zu Hause“, so Jurij Schiemann.

Die Bühne im Burgtheater ist in „Fegefeuer“ eher reduziert ausgestattet. Lediglich ein Tisch und Stühle stehen im Mittelpunkt. Zum Ende hin werden dann noch einige Bäume von der Decke gelassen und spielen eine zentrale Rolle in der Geschichte. Zusätzlich werden einige kleiner Videofilme von Ralph Hensel eingespielt. „Die Filmchen habe ich bei meiner letzten Reise nach Estland dreht. Das ist noch mal eine ganz persönliche Note, die ich dem Stück verleihen kann“, so der 53-Jährige.

Nervös vor der Premiere waren beide. „Ich bin gespannt wie das Stück beim Publikum ankommt. Ganz einfach ist die Geschichte nicht, aber sie passt in unsere Zeit und ist von der Handlung her sicher eine aktuelle Thematik“, so der Regisseur.

Nach der Premiere findet die nächste Aufführung am Samstag, 24. September im Burgtheater statt. Weitere Termine stehen noch nicht fest.

 

Cornelia Fulk / 24.09.2016

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