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Zusammenstöße für mehr Sicherheit

Zusammenstöße für mehr Sicherheit

Ein Crash für mehr Sicherheit: Die DLR testete in Görlitz ein neues Crashkonzept für Hochgeschwindigkeitszüge der Zukunft. | Foto: DLR

Görlitz. Als im Frühjahr dieses Jahres unweit des bayerischen Kolbermoor zwei Personenzüge zusammenstießen, mussten dies viele Insassen mit dem Leben bezahlen. Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) forschen unter anderem in Görlitz daran, wie sich die Auswirkungen solcher verheerenden Unfälle reduzieren lassen.

Rrrummms. Volltreffer. Keine Kunst, hatten ja die zwei Wagen, die sich auf derselben Schiene aufeinander zu bewegten, keine Ausweichmöglichkeit. Im „richtigen Leben“ hätte ein solcher Frontalzusammenstoß fatale Folgen, wie die Unfälle in Bayern und Süditalien eindrucksvoll bewiesen haben. Hier jedoch, auf dem Testgelände des Tüv Süd in Görlitz-Rauschwalde, laufen die Crashs unter streng kontrollierten Bedingungen ab.  Personenschäden sind dabei ausgeschlossen.

Für Sachschäden allerdings trifft dies nicht zu. Dienen doch die Test-Zusammenstöße dazu, Schwachstellen in Konstruktionen zu erkennen, um diese beseitigen zu können. Oder aber, neue Konstruktionsprinzipien und deren Wirksamkeit zu testen.
Vor allem Letzteres traf für die zwei knallgelben, bis an den Rand mit Messtechnik vollgestopften Wagen zu, die sich vor kurzem auf den Gleisen des Testzentrums unsanft begegneten. „Unsere grundlegende Idee war es, eine Crashstruktur zu entwickeln, die integraler Bestandteil des Zugwagens ist – also kein zusätzliches Teil, das zusätzliches Gewicht verursacht“, erklärt der Projektverantwortliche Michael Zimmermann. Mit möglichst wenigen Bauteilen sollen möglichst viele Funktionen realisiert werden.

Die Grundlage des neuartigen „Crashkonzepts“ bilden mehrere „Deformationszonen“, die sich bei einem Zusammenstoß gezielt verformen und dabei einen Großteil der auftretenden Energie aufnehmen. „Diese Zonen befinden sich außerhalb der Fahrgastbereiche und sind über den ganzen Zug verteilt“, berichtet Michael Zimmermann. Dafür prädestiniert sind beispielsweise die Türbereiche: „Eine Verformung in diesem Bereich ist weniger kritisch, als dort, wo die Fahrgäste sitzen.“ Die dafür vorgesehenen Elemente bestehen aus einem Metallrahmen und mehreren in Längsrichtung angeordneten Rohren, welche die Energie aus dem Crash aufnehmen.

Soweit die Theorie. Doch wie sah das nun in der harten Görlitzer Praxis aus? „Wir montierten den Prototyp an einen stehenden 80 Tonnen schweren Güterkesselwagen und versahen ihn mit Sensoren. Ein zweiter Güterkesselwagen, der zuvor von einer Lokomotive auf eine Geschwindigkeit von 18,5 Stundenkilometern beschleunigt worden war, prallte dann auf den Versuchswagen“, beschreibt Michael Zimmermann das Experiment. Nach wenigen Minuten war klar: Die Struktur hatte wie errechnet funktioniert und die Energie des Aufpralls soweit aufgenommen, dass keiner der Wagen eine Beschädigung erlitt. Mit diesen Messdaten im Gepäck, reisten die Forscher zurück an ihren Stammsitz nach Stuttgart, um mithilfe der Daten eine Crashsimulation für einen kompletten Zug zu erstellen. „Dies bildet eine wichtige Grundlage für weitere Forschungsarbeiten und den Technologietransfer in die Industrie“, so Michael Zimmermann.

Uwe Menschner / 27.09.2016

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