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Die Krone lässt noch auf sich warten

Die Krone lässt noch auf sich warten

Das Schloss Hainewalde, aufgrund seiner Bauweise auch als Oberlausitzer Sanssouci bezeichnet, muss noch etwas auf seinen krönenden Abschluss warten.

Aus dem Aufsetzen der Dachhaube von Schloss Hainewalde wird an diesem Wochenende noch nichts. Grund zum Feiern gibt es aber trotzdem.

Hainewalde. 2018 sollte für das „Sanssouci der Oberlausitz“ ein ganz besonderes Jahr werden. Für den 23. September hatte der Schlossverein auf seiner Website die feierliche Einweihung der Haube auf dem Schlossturm angekündigt. Allerdings, so hieß es weiter, könne es „aufgrund der derzeitigen umfangreichen Bauarbeiten“ noch Verschiebungen geben.

Und so ist es nun auch gekommen: „Aufgrund verzögerter Vergabe der Bauleistungen fällt das Fest der Turmweihe aus“, teilt der Verein nunmehr mit. Eingeladen wird aber trotzdem: So gibt es zwischen 13.00 und 17.00 Uhr Schlossführungen mit Kaffee und Kuchen.

Ob nun ein paar Monate früher oder später: Mit dem Aufsetzen der Haube wird ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt, dass es mit einer der größten und imposantesten Schlossanlagen der Region voran geht. Dabei galt Schloss Hainewalde aufgrund seiner schier babylonischen Ausmaße lange Zeit als hoffnungsloser Fall. „Wir möchten einfach verhindern, dass das Schloss zusammenfällt“, hatte der damalige Vereinsvorsitzende Jürgen Böhmer 2006 im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier erklärt. An das Aufbringen einer Summe in der Größenordnung von 30 Millionen Euro – so hoch hatte man den Sanierungsbedarf geschätzt – könne der Verein „nicht im Entferntesten“ denken. Dies könne nur ein potenter Investor leisten, den zu suchen man helfen wolle.

Heute, zwölf Jahre später, ist die größte Gefahr für das Oberlausitzer Sanssouci gebannt. „2012 konnte die Notsicherung des am meisten gefährdeten Ostflügels beendet werden“, teilt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit, die sich von Beginn an – neben vielen anderen Geldgebern – für den Erhalt des Hainewalder Schlosses engagiert. Ohne diese Sicherung wäre der Flügel nach Einschätzung von Fachleuten früher oder später abgerutscht.

Auch in diesem Jahre stellte die DSD eine Spende bereit: „Es handelt sich um 21.500 Euro für die Instandsetzung des Mittelrisalits und einige weitere Restaurierungsarbeiten“, wie die Stiftung mitteilt. Einen noch weitaus größeren „Brocken“ stellen der Bund (393 000 Euro) und der Freistaat Sachsen (330 000 Euro) zur Verfügung.

Neben der Wiederherstellung und dem Aufsetzen der Turmhaube sollen damit Arbeiten am Nord- und Südportal ausgeführt werden. Damit steht ein weiteres großes Stück des Weges zu dem Ziel, das Schloss dauerhaft zu erhalten, offen.
Und auch wenn der erhoffte Investor noch nicht in Sicht ist, füllt der Schlossverein entsprechend seiner Satzung das historische Gemäuer mit Leben: „Die Begegnung und Arbeit mit der Geschichte des Hauses, die weit ins 18. Jahrhundert hineinreicht, gibt uns die Möglichkeit Vergangenes wieder zu entdecken und für die Zukunft zu erhalten“, heißt es darin. Dazu zählen regelmäßige Führungen und die jährlichen Schlossfeste, bei denen sich interessierte Besucher über die Fortschritte informieren können. Doch auch private Feiern bis hin zu Hochzeiten sind in den wiederhergestellten Räumlichkeiten möglich.

Das so genannte „Neue Schloss“ war unter Nutzung von Resten eines Vorgängerbaus zwischen 1749 und 1755 im Auftrag des Friedrich von Kanitz erbaut worden. 1927 gelangte es in den Besitz der benachbarten Gemeinde Großschönau, in dem es sich bis heute befindet. 1933 missbrauchten die Nationalsozialisten Schloss Hainewalde als erstes Schutzhaftlager Sachsens.

Zu DDR-Zeiten diente das Oberlausitzer Sanssouci bis 1977 als Wohngebäude, seitdem stand es leer. 1996 war die Haube im Zuge einer geplanten, aber nicht durchgeführten Dachsanierung abgenommen worden, ein Jahr später fanden erste Notsicherungsmaßnahmen statt. Die Haube stand seitdem, mit Aluminium verkleidet, am Fuße des Schlosses auf dessen Rückseite. Wenn sie wieder nach oben kommt, ist dies mehr als nur ein Symbol.

Uwe Menschner / 22.09.2018

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