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Malsitz entsteigt den Fluten

Malsitz entsteigt den Fluten

Abgelassener Stausee Foto: Roland Kaiser

Bautzen. Es ist unübersehbar: In diesen Tagen gibt der Stausee vor den Toren der Spreestadt eines seiner bestens gehüteten Geheimnisse der Öffentlichkeit preis. Weil dringend notwendige Sanierungsarbeiten an den beiden Staudämmen anstehen, hat die Landestalsperrenverwaltung (LTV) den Stöpsel gezogen. Seitdem verringert sich der Wasserspiegel von Tag zu Tag immer weiter. Am Ende um circa ein Drittel gegenüber dem Normalbetrieb, beschrieb Behördensprecherin Bianca Anwand das zu erwartende Szenario. In diesem Zusammenhang nannte sie weitere Zahlen: „Die mittlere Tiefe der Talsperre beträgt im gefüllten Zustand etwa sechs bis acht Meter. Die tiefste Stelle liegt bei 13,5 Metern. Für die Durchführung der Sanierungsarbeiten muss der Wasserstand der Talsperre um rund 5,8 Meter unter Normalniveau abgesenkt werden.“ Das bedeutet, dort wo einst ganze Ortschaften unter 40 Millionen Kubikmetern Wasser versanken, tauchen Zeugnisse aus vergangenen Zeiten wieder auf. Plötzlich sind Überbleibsel des Dörfchens Malsitz für jedermann greifbar nah. Um das damals noch recht junge Braunkohlenkraftwerk in Boxberg mit ausreichend Frischwasser versorgen zu können, wurde der kleine Ort wie auch das benachbarte Nimschütz größtenteils dem Erdboden gleichgemacht. Das geschah Mitte der 70er Jahre. Über 250 Menschen verloren ähnlich wie Betroffene in den Lausitzer Tagebaugemeinden ihre Heimat. Sie wurden kurzerhand umgesiedelt. Jetzt, mehr als vier Jahrzehnte danach, ragen Reste von Grundmauern inmitten der Talsperre wie verlassene Inseln aus dem Wasser. Gespenstisch aber doch interessant. Aber keineswegs ungefährlich. „Sicher weckt dieser Zustand die Neugier der Besucher, einen Spaziergang über die vorhandenen Strand- und Badebereiche hinaus zu unternehmen. Wir möchten sie gerade aus diesem Grund vor dem Betreten der nicht ausgewiesenen Uferareale warnen. Hier befinden sich Gefahrenzonen, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Das können unter anderem Untiefen sein“, mahnte die LTV-Sprecherin zur Vorsicht. Erst am Dienstag machte eine 64-jährige Radfahrerin ihre ganz eigene Erfahrung, als sie am Quatitzer Ufer mit ihrem Drahtesel kniehoch im Stauseemorast stecken blieb. Nach einem Hilferuf befreiten Beamte des Bautzener Polizeireviers die Frau aus ihrer misslichen Lage.

In den kommenden zwei Monaten soll die Sanierung der Staudämme vonstatten gehen. 900.000 Euro lässt sich der Freistaat das Unterfangen kosten. Danach wird der Pegel im Staubecken allmählich wieder ansteigen. Parallel dazu startet der Bau einer so genannten epilimnischen Entnahmeanlage. Mit ihr soll künftig eine stabile thermische Schichtung des Wassers erreicht werden, um Experten zufolge eine mögliche Blaualgenbelastung in der Talsperre zu minimieren.

Roland Kaiser / 23.08.2017

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