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Startschuss für riesiges Bauprojekt

Startschuss für riesiges Bauprojekt

Die längste Zeit hat es so im oberen Teil der Jakobstraße ausgesehen. Anstelle der maroden Bausubstanz tritt vorauss. bis 2022 der 42 Millionen Euro teure Senckenberg-Campus. Foto: fum

Bisher waren die Pläne für den Neubau des Senckenberg-Campus an Bahnhof- und Jakobstraße für die Öffentlichkeit recht abstrakt. In Kürze jedoch soll mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Mit dem Abbruch maroder Häuser wird Baufreiheit geschaffen.

Görlitz. Prof. Willi Xylander ist froh, dass es nun endlich los geht mit den konkreten Bauaktivitäten, auch wenn von Neuem vorerst nichts zu sehen sein wird. Vielmehr verschwindet Altes, nicht mehr Gebrauchtes. Viel Kraft, Zeit und Mühe haben der Görlitzer Senckenberg-Chef und seine Mitarbeiter in den vergangenen Monaten bereits in die Vorbereitung des Projektes investiert. „Der Anpassungsaufwand unserer Vorstellungen zu den baulichen Erfordernissen war enorm, vor allem was die Labore betraf. Sterilität und Temperaturbelastung waren nur zwei Kriterien, die beachtet werden mussten. Insgesamt hatten wir einen sehr hohen Abstimmungsbedarf, mit dem drei meiner Angestellten voll ausgelastet waren. Hinzu kamen 30 bis 40 Mitarbeiter, die mit kleineren Zeitkontingenten Zuarbeiten leisteten. Hierbei ging es vor allem um die Bedürfnisse der einzelnen Forschungsbereiche“, erläutert Xylander.

Insgesamt ist der Direktor des Görlitzer Senckenberg-Standortes aber froh, dass an dem neuen Standort in der Bahnhof- und Jakobstraße alle Forschungs- und Sammlungsbereiche konzentriert werden können. Dies ergebe große Synergieeffekte. Außerdem könnten die Sammlungsobjekte dann auf einer größeren Fläche viel besser untergebracht werden. Zudem seien die klimatischen Bedingungen optimal. „Einige unserer Labore bekommen erstmals ausreichend Platz für ihre Arbeit. Dadurch können wir auch mit neuen Methoden arbeiten, was so in der Vergangenheit gar nicht möglich war.“ In Sachen Forschung werde man nach der Inbetriebnahme des Gebäudekomplexes so untergebracht sein, wie es der Bedeutung der Einrichtung zukomme, stellt Xylander klar.

In Kürze haben aber erst einmal die Bauleute das Sagen auf dem riesigen Gelände zwischen Bahnhof- und Jakobstraße. Um erhaltenswerte Bausubstanz in das Projekt mit einzubeziehen, fanden mit der Stadt Görlitz und der Unteren Denkmalschutzbehörde umfangreiche Abstimmungen statt. Rückgebaut werden sollen nach Auskunft der Bautzener Niederlassung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) die Gebäude in der Bahnhofstraße 29, 30/31 und 32 sowie die Jakobstraße 18 und 19. Erhalten bleiben hier Speicher, Pferdestall, Schmiede und Speditionsgebäude.

Vor Beginn des Rückbaus wurden umfangreiche statische Untersuchungen zum Schutz der Nachbarbebauung durchgeführt und die Bauplanung erstellt. Die Leistungen für den Abbruch mussten zudem europaweit ausgeschrieben werden. Beginnen sollen die Abbrucharbeiten ab dem 26. Juni, abgeschlossen haben will man sie bis Ende 2017. Bevor die Bagger anrücken können, haben jedoch erst einmal noch die Archäologen das Sagen auf dem Gelände. Außerdem hat der DRK-Kreisverband Görlitz Stadt und Land die Erlaubnis bekommen, das marode Areal zum Training seiner Rettungshundestaffel zu nutzen.

Die Planungen für den Neubau sind indes noch nicht vollständig fertig. Konzipiert wird die Baumaßnahme von der Architektengemeinschaft ARGE RBSZ c/o AG Zimmermann, aus Dresden. Auch die übrigen Vorarbeiten wie Tragwerksplanung und technische Gebäudeausstattung wurden bereits vertraglich gebunden. Derzeit erfolgt in Abstimmung mit Senckenberg die Entwurfsplanung, die im Sommer zur Genehmigung vorgelegt werden soll. „In den Planungsprozess sind außerdem das Stadtplanungsamt Görlitz, das Bauordnungsamt, der Denkmalschutz sowie das Verkehrs- und Tiefbauamt eingebunden“, informiert SIB-Sprecherin Petra Brommer.

Ihren Ausführungen zufolge soll der Gebäudekomplex mehrere Anforderungen erfüllen. Obwohl der Öffentlichkeitsbereich mit den Ausstellungen im Hauptgebäude zwischen Marien- und Demianiplatz bleibt, sollen Teile des neuen Areals wie Vortragssaal, Lesesaal der Bibliothek und Cafeteria bzw. Speisesaal künftig ebenfalls für den Publikumsverkehr zugänglich sein. Andere Bereiche wie Sammlungen, Labore und Arbeitsräume sind für das Publikum tabu.

Entstehen soll ein zusammenhängender Neubaukomplex, der die vorhandene Blockrandbebauung an der Bahnhof- und Jakobstraße schließt. „Der Neubau orientiert sich an Trauf- und Firsthöhen der Nachbarbebauung. Die Fassade des Denkmals Jakobstraße 18 wird in die Fassade des Neubaus integriert. Von den weiteren denkmalgeschützten Objekten werden der Speicher auf der Jakobstraße 19 sowie der Pferdestall und die ehemalige Schmiede auf der Bahnhofstraße einer neuen Nutzung zugeführt. Diese Gebäude sollen über Verbindungsbauten an den Neubaukomplex angeschlossen werden“, erläutert die SIB-Sprecherin. Insgesamt entstehen in dem Gebäudekomplex 7.090 Quadratmeter Nutzfläche, zuzüglich Sanitär- und Umkleideräumen. Im Außenbereich wird noch ein 500 Quadratmeter großer Versuchsgarten angelegt.

Wann genau mit dem ersten Spatenstich, dem Beginn des Rohbaus, mit Richtfest, Start des Innenausbaus und schließlich der Einweihung zu rechnen ist, steht derzeit noch nicht genau fest. „Die Terminkette ergibt sich aus der Genehmigung der Entwurfsunterlage Bau, die noch aussteht. Momentan gehen wir von einer vierjährigen Bauzeit aus“, so Petra Brommer. Ebenfalls abhängig von der Entwurfsplanung ist die Konkretisierung der Kosten. Bis jetzt ist die Baumaßnahme mit 42 Millionen Euro von Bund und Freistaat untersetzt.

Trotz der langen Bauphase ist der Bezug des Neubaus für Prof. Xylander und seine Mitstreiter schon – ein kleines bisschen – absehbar. „Wir gehen davon aus, dass der Umzug 2022 beginnen kann. Dann rechnen wir mit circa einem Jahr, ehe alle 6,5 Millionen Sammlungsobjekte an ihrem neuen Platz stehen und die 150 Mitarbeiter, zuzüglich der 80 Studenten, bedarfsgerecht untergebracht sind. Das wird noch einmal ein Kraftakt, den wir nach und nach, zusammen mit regionalen Umzugsfirmen stemmen müssen.“

Frank-Uwe Michel / 20.06.2017

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