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Treffpunkt für die Cöllner kann kommen

Treffpunkt für die Cöllner kann kommen

Bürgermeisterin Madeleine Rentsch und Staatssekretär Frank Pfeil (r.) gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Marko Schiemann vor dem ausgedienten Feuerwehrgerätehaus. Unter dessen Dach soll sich fortan die Dorfgemeinschaft versammeln können. Foto: RK

Radibor. Heut’ ist ein Tag, an dem man lachen und danken kann: Die Mädchen und Jungen vom ABC-Club des Katholisch Sorbischen Kinderhauses „Alojs Andritzki“ haben es mit ihrer Gesangseinlage auf den Punkt gebracht. Am Donnerstagvormittag vergangener Woche stimmten die Knirpse die am ehemaligen Cöllner Feuerwehrgerätehaus versammelten Gemeinderäte, Bürgermeisterin Madeleine Rentsch, Vize-Landrat Udo Witschas, Staatssekretär Frank Pfeil und den Landtagsabgeordneten Marko Schiemann musikalisch auf das ein, was in den kommenden Monaten inmitten des Dorfes vonstattengehen soll. Aus einem inzwischen ungenutzten Gebäude wird ein Dorfgemeinschaftshaus entstehen. Dafür spendiert das Land Sachsen rund 173.000 Euro aus dem Fördertopf „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum“.

„Mit diesem Programm unterstützt der Freistaat bereits seit dem Jahr 2016 die Gemeinden im ländlichen Raum dabei, attraktiv und lebendig für ihre Bewohner und Gäste zu bleiben“, betonte Frank Pfeil. „Rund 25 Millionen Euro konnten wir in diesem Jahr dafür bereitstellen.“ Dabei sei die Palette der Fördermöglichkeiten aus diesem Programm vielfältig. So könnten bestehende Gebäude für eine neue Nutzung fit gemacht werden, Dorfplätze neugestaltet, aber auch Freizeit- und Naherholungseinrichtungen geschaffen oder verbessert werden. „Dieser Mix macht das Programm für unsere Orte so begehrt.“

Mehrzweckraum für ganzjährige Nutzung

Auch Madeleine Rentsch und ihre Mannschaft wussten darum. Nach ihrem Amtsantritt im Mai 2020 griff die Gemeinde zu und leitete das Projekt in die Wege. Noch in der ersten Jahreshälfte hätten die Planungsunterlagen bereits vorgelegen, erinnert sich die Bürgermeisterin, bevor ihr der Fördermittelbescheid aus den Händen des Abgesandten aus Dresden überreicht wurde. Es sei ihr von Beginn an eine Herzensangelegenheit gewesen, in Cölln einen Treffpunkt für verschiedene Generationen zu schaffen.

„Der gegenwärtige Bedarf ergibt sich aus den fehlenden Veranstaltungsmöglichkeiten im südlichen Gemeindeterritorium“, erklärte die Lausitzerin dem Oberlausitzer Kurier. „Das Gebäude verfügt über keine Dämmung sowie unzureichende Sanitäranlagen und ist damit nur bedingt für Veranstaltungen nutzbar. Die Liegenschaft der Gemeinde soll insgesamt energetisch saniert und ein attraktiv gestalteter Treffpunkt werden.“ Mit der Schaffung eines Dorfzentrums werde für alle Altersgruppen die Identität für die Gemeinde und auch der ländlich sorbischen Region gestärkt. Obendrein bekomme die Mobile Jugendarbeit einen weiteren Anlaufpunkt im Landkreis und die Lütten vom Radiborer Kinderhaus eine Veranstaltungsstätte. Ferner gäbe es Überlegungen, mit Schulklassen vor Ort Projekttage und Workshops durchzuführen.

„Um das alles möglich zu machen, wird der vorhandene Mehrzweckraum mit Hilfe von Trockenbauwänden mit einer Toilettenanlage und Teeküche ausgestattet, um eine Ganzjahresnutzung zu gewährleisten“, führte das Gemeindeoberhaupt weiter aus. „Die grundhafte Sanierung im Altbestand hat einen hohen Nachhaltigkeitswert. Die zukünftigen Unterhaltungskosten sinken durch die Dämmung enorm.“ Der Zugang zum Gebäude werde barrierefrei gestaltet – und zwar durch die Absenkung von bestehenden Schwellen. Weiterhin erhalten den Angaben zufolge die Türöffnungen eine rollstuhlgerechte Breite. Der zentrale Standort im Dorfzentrum von Cölln ergänze und unterstütze die bestehende angrenzende Infrastruktur, wozu der Spielplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite, eine Bushaltestelle mit Infotafel, das Betkreuz und die Fahrzeughalle Feuerwehr gezählt werden. Des Weiteren liege das Gebäude zentral und sei mit dem öffentlichen Personennahverkehr von Bautzen und der Umgebung zu erreichen. Madeleine Rentsch: „Das Gebäude wird dadurch zum ortskernbildenden und -prägenden Mittelpunkt sowie Treffpunkt der Dorfgemeinschaft.“

Freude über Zuwendung auch im Landratsamt

Darauf wurde dann auch mit einem Gläschen Wasser oder Orangensaft angestoßen. Udo Witschas, der lange Zeit selbst Bürgermeister einer Gemeinde war und als Kind des Öfteren in Cölln bei seiner Tante Anna die Ferien verbrachte, freute sich für Madeleine Rentsch über die Zuwendung aus der Landeshauptstadt. „Eine gute Dorfgemeinschaft ist eines der positiven Merkmale des Lebens auf dem Lande. Das Programm ‚Vitale Dorfkerne‘ hilft, diese Strukturen im ländlichen Raum zu erhalten und zu stärken.“ Denn wenn sich Cölln und die Gemeinde Radibor entwickeln, entwickele sich auch ein Stück weit der Landkreis. Das werde nicht in allen Bundesländern in dieser Form gehandhabt. Im sechsen Aufruf ist es der dritte Förderbescheid, der nunmehr vergeben wurde. In den fünf Runden zuvor waren nach Angaben des Staatsministeriums für Regionalentwicklung bereits 85 Millionen Euro für 214 Vorhaben auf den Weg gebracht worden.

Linke fordern weiteres Engagement für ländlichen Raum

Kritische Töne kamen indes aus dem Nachbarlandkreis Görlitz. Dort monieren die Linken, dass seit Jahren in Sachsen die vermeintlichen Leuchttürme Chemnitz, Leipzig und Dresden gefördert worden seien. „Der ländliche Raum wurde beinahe von der CDU geführten Landesregierung vergessen“, meint der Landtagsabgeordnete Mirko Schultze in einer am Mittwoch verschickten Pressemitteilung bezogen auf den anhaltenden Bevölkerungsschwund im Einzugsbereich des Görlitzer Landratsamtes. „Stattdessen sollten eher die lebens- und liebenswerten Vorteile vom Leben im Landkreis herausgestellt werden. Dann steigt auch wieder die Einwohnerzahl.“

Die Linkspartei forderte in dem Zusammenhang eine aktive Ansiedlungspolitik, die nicht nur auf angeblich Rückkehrwillige setzt, sondern die die Region für Menschen als Lebens- und Arbeitsort attraktiv macht. Für Menschen, die nach einem neuen Lebensmittelpunkt suchen, auch um ihre Lebensqualität zu verbessern.

Vor dem Hintergrund, dass es anderswo nicht so gut zu laufen scheint, kann sich Madeleine Rentsch auf die Schultern klopfen. Bezogen auf das rund 230.000 Euro teure Projekt „Dorfgemeinschaftshaus in Cölln“ hat sie die Herausforderungen der heutigen Zeit erkannt und entsprechend gehandelt. Spätestens Ende 2022 soll das Unterfangen seinen Abschluss finden. Bei so viel Erleichterung über das bislang Erreichte schien die Sonne mit den strahlenden Gesichtern in dem 341-Seelen-Dorf an diesem Tag um die Wette. Die Mädchen und Jungen vom ABC-Club demonstrierten, was Dorfgemeinschaft bewirken kann – auch in Hinblick des Erhalts der Sprache einer Minderheit.

Roland Kaiser / 19.09.2021

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