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Wegen Osterruhe: 
Hickhack um Lasershow

Wegen Osterruhe: 
Hickhack um Lasershow

Krabat liebt die Spreeaue. Sie soll bald von einer Brücke überspannt werden. Um eine solche Konstruktion visuell darzustellen, gab es Pläne für eine Laser-Illumination. Die wurden jedoch durchkreuzt.

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Ein erster Test für die Illumination einer Lichtbrücke verlief im Februar recht vielversprechend. Foto: privat

Wann werden die Bautzener endlich in das Projekt „Neue Spreequerung“ einbezogen, fragten sich jetzt zwei Stadträte. Sie organisierten für Karsamstag eine Laser-Illumination. Einheimische und Gäste sollten auf diese Weise sehen, wie sich ein möglicher Brückenbau auf das Altstadtpanorama auswirken könnte. Doch daraus wird zumindest am Osterwochenende nichts.

Bautzen. Es hätte alles so schön werden können: Im Beisein der zahlreich erwarteten Osterbe-sucher leuchtet am Abend des Karsamstags zwischen Ortenburg und Protschenberg mit einem Mal die Laser-Illumination einer künftigen Spreequerung auf. Die Stadträte Karl-Heinz Lehmann und Mike Hauschild, die als Verfechter des seit Langem in der Diskussion stehenden Bauprojekts in der Spreeaue gelten, waren mit ihren Vorbereitungen schon weit gediehen. Eine Spezialfirma, die sich mit solchen Laserdarstellungen ihr tägliches Brot verdient, und ein privater Finanzier standen bereits in den Startlöchern.

OB im Wechselbad der Gefühle

Doch am Ende der vergangenen Woche flatterte ihnen ein vom Stadtoberhaupt Alexander Ahrens persönlich verfasstes Schreiben in den Briefkasten. „Mit Entsetzen und Enttäuschung haben wir die Untersagung unserer Initiative zur Darstellung einer neuen Spreetalbrücke mit professionellem Laserlicht durch den Oberbürgermeister der Stadt Bautzen zur Kenntnis genommen“, teilten daraufhin die Bürgervertreter in einer gemeinsamen Erklärung mit. Vor dem Hintergrund einer möglichen Störung der Osterruhe schrieb Alexander Ahrens unter anderem, Zitat: „Eine Veranstaltung in diesem Zeitraum von auch besonderer Bedeutung in der Liturgie würde von den Kirchenvertretern als regelrechter Affront aufgefasst werden. Dies ist uns in den vergangenen Tagen nochmals bestätigt worden.“ Weiter heißt es: „Um Ihnen ein plastisches Beispiel zu geben: In dem genannten Zeitraum ist noch nicht einmal der Betrieb eines mobilen Bratwurststandes im Stadtgebiet zulässig. Die Ostertage sind von besonderer und herausragender Bedeutung für das Kirchenjahr; dies gilt für die Stadt Bautzen mit den überregional bekannten Osterprozessionen in Form der Osterreiter sogar in besonderem Maße... Selbst als glühender Befürworter des Brückenprojektes kann ich aus rechtlichen Gründen, aber auch aus persönlicher Überzeugung heraus die ‚Laserbrücke’ an dem angedachten Samstag, 31. März 2018, nicht genehmigen.“

Rückendeckung bekommt der OB von den beiden großen Kirchen im Freistaat. „Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn die Stadt Bautzen auf diesen Umstand spezielle Rücksicht nimmt“, ließ der Sprecher des Bistums Dresden-Meißen Michael Baudisch auf Anfrage wissen. Matthias Oelke vom Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens sagte: „Hinsichtlich des Projekts Lasershow ist es ja keine grundsätzliche Entscheidung für oder gegen eine Fußgängerbrücke als Spreequerung in Bautzen. Hier geht es lediglich um ein Event – ein Lichtspektakel –, was das Projekt bewerben und befördern soll. Hier ist nüchtern zu prüfen, inwieweit eine solche im öffentlichen Raum stattfindende Lichtshow mit Volksfestcharakter zwingend in die Zeit zwischen Karfreitag und Ostersonntag gesetzt werden muss.“

Mike Hauschild sieht das anders: „Wir hatten lediglich die tonlose Laserinstallation geplant. Einen möglichen Imbiss könnten die Veranstalter des Osterfestes beziehungsweise des Eierschiebens organisieren. Die haben erfahrungsgemäß ihre Buden dort stehen.“ Die Laserdarstellung ist davon unabhängig, versicherte der Stadtrat. „Ansonsten wären wir im Veranstaltungsbereich im Freien und damit unendlich vielen Auflagen unterworfen.“

Bratwürste brutzeln auf dem Kornmarkt

Was die Rathausspitze in dem Zusammenhang zunächst nicht kommunizierte: Auf dem Kornmarkt wird es keinesfalls nur einen Bratwurststand geben. Gleich ein ganzer, so genannter Verweiltreff lädt zum Speisen und Trinken ein. Das bestätigte der Innenstadtverein dem Oberlausitzer Kurier.

Der richtet am 31. März zwischen 10.00 und 16.00 Uhr einen verkaufsoffenen Samstag aus. Dazu haben sich die Händler zahlreiche Programmpunkte einfallen lassen, um Besucher von auswärts anzulocken. Das steht ganz klar im Widerspruch zu den Ausführungen im Brief des OB an die Organisatoren der Brückenillumination. Vielleicht auch deshalb lenkte das Stadtoberhaupt am Dienstag ein und beraumte kurzfristig ein Treffen mit den beiden Stadträten an.

Fazit: Die Veranstaltung darf am 31. März ohne den Verkauf von Getränken und Speisen doch stattfinden. Inzwischen mussten aber die Organisatoren passen. Sie hatten bereits allen Unterstützern abgesagt. „Wir sind letztendlich mit der Stadt so verblieben, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt die Laserdarstellung auf eigene Kosten ausrichten könnte. Gern unterstützen wir sie mit unseren Erfahrungen und Kontakten“, erklärte Mike Hauschild auf Anfrage dem Oberlausitzer Kurier.

In diesem Zusammenhang brachte er den Bautzener Frühling ins Gespräch. Das Stadtfest findet in diesem Jahr vom 25. bis 27. Mai statt.

Bürgervertreter vermissen Mitspracherecht bei Planung der Spreequerung

Karl-Heinz Lehmann indes stellte noch einmal klar: „Wir wollten lediglich ein Signal setzen, seht her, hier geht etwas voran, redet mit.“

Nach Überzeugung der Stadträte lag der wahre Grund für das Verbot des Oberbürgermeisters darin, eine frühzeitige Bürgerbeteiligung bei diesem Ausnahmeprojekt ‚neue Spreebrücke’ zu verhindern. Nach dem Treffen mit der Rathausspitze stellt sich dies nun etwas differenzierter da.

„Sowohl die Stadträte als auch die Verwaltung halten an dem Laservorhaben fest“, ließ Stadtsprecher André Wucht in einer gemeinsamen Erklärung wissen. Damit dürfte eine Forderung, die Menschen in die Planungsphase mit einzubeziehen, erfüllt sein.

OB sieht indes keine persönlichen Differenzen

Bereits im Vorfeld der Zusammenkunft erklärte Alexander Ahrens gegenüber unserer Zeitung auf die Frage, inwieweit er zu einhundert Prozent persönliche Befindlichkeiten bei seiner getroffenen Entscheidung ausschließen kann: „Diese zeugt von einem problematischen Verständnis meiner persönlichen Amtsführung. Ich entscheide nicht nach persönlichen Befindlichkeiten. Das gilt umso mehr, als ich die Fußgängerbrücke unbedingt realisieren will und die Idee der Laser-Visualisierung wirklich gut finde. Das habe ich Herrn Stadtrat Lehmann auch deutlich signalisiert. Eine frühzeitige schriftliche Anfrage anstelle von mündlichen Informationen zwischen ‚Tür und Angel’ hätte ein solches Missverständnis frühzeitig verhindert.“

Was halten die Bautzener von diesem Streit?

Was bleibt ist die Tatsache, dass andere Veranstaltungen wie der Auftritt von DJs und Livebands auf dem Kornmarkt sowie ein mittelalterliches Markttreiben mit Theaterspiel in der Mönchskirchruine von der Stadtverwaltung anstandslos erlaubt wurden. Dazu noch einmal Alexander Ahrens, der sich in dieser brisanten Angelegenheit auch als Chef des Ordnungsamtes outet: „Traditionelle Veranstaltungen mit Osterbezug stören die Osterruhe nicht. Die ‚Anzahl’ anderer Veranstaltungen taugt also nicht als Maßstab, sondern die Art und Weise der Veranstaltung.“

Unterdessen gibt die Stadtpolitik der Rathausspitze einmal mehr Anlass zur Diskussion. Wie denken die Bautzener über deren Entscheidungsfindung? Bitte schreiben Sie uns. Ihre Meinung ist uns wichtig. Kontakt: Redaktion@LN-Verlag.de.


Roland Kaiser / 25.03.2018

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