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Any Questions from the Schüler of Niesky?

Any Questions from the Schüler of Niesky?

Oberschuldirektor Norbert Kavel und Bürgermeisterin Beate Hoffmann waren stolz, US-Generalkonsul Timothy Eydelnat in ihrer Mitte begrüßen zu können. Foto: Till Scholtz-Knobloch

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Ein Diplomat aus den USA – das war für viele Schüler eine erste spannende Konfrontation mit der internationalen politischen Zusammenarbeit. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Am Dienstag hat sich der US-amerikanische Generalkonsul Timothy Eydelnant in Niesky im Konrad-Wachsmann-Haus informiert und mit Unternehmern und Lokalpolitikern über wirtschaftliche Perspektiven gesprochen. Der Niederschlesische Kurier begleitete den Diplomaten jedoch zu seinem Gespräch mit 47 Schülern zweier 9. Klassen der Nieskyer Oberschule.

Niesky. Exakt eine Dreiviertelstunde nimmt sich Timothy Eydelnant, der die USA in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vertritt, Zeit für die durch Gemeinschaftskundelehrer Peter Seidel auf den Besuch vorbereiteten Schüler. „Eigentlich sind die internationalen Beziehungen erst Thema in der 10. Klasse, aber wir haben für diese Gelegenheit quasi einen Crashkurs gemacht“, erklärt Seidel.
Der Besuch eines offiziellen Vertreters der USA sollte eigentlich genug Futter gerade für die oft stürmische Jugend bieten, ein Wörtchen in den großen Fragen mitzusprechen – gerade in Zeiten Donald Trumps. Auf 47 Knien liegen so auch am Dienstag 47 Zettelchen mit vorformulierten Fragen. Eine Schülerin räumt am Rande auf Frage des Niederschlesischen Kuriers dennoch ein: „Doch, doch, meine Eltern haben mir schon dabei geholfen.“

Doch so richtig knackig wird es zunächst nicht, dafür agiert der Diplomat, der von seinem Ehemann, welcher von Beruf Juwelier und Künstler ist, nach Niesky begleitet wird, zu jovial. Nach einer zwanzigminütigen Einführung über die USA, die Eydelnant teils deutsch, teils in einer auf Schüler zugeschnittenen leichten Form des American Englisch vorträgt, ist der Frageblock eröffnet.
„Any Questions?“ Doch zunächst mag sich keiner trauen. Dabei bietet der Lebensweg des Diplomaten Steilvorlagen en masse. Bis zu seinem Start in Leipzig war Eydelnant in der Abteilung für Bevölkerung, Flüchtlinge und Migration des US-Außenministeriums tätig. Unter anderem koordinierte er die humanitäre Hilfe für Syrien und dessen Anrainer. In Kriegszeiten hatte er konsularisch US-Amerikaner im irakischen Basra betreut. Weitere Stationen waren Wien, Brasilien, Helsinki, Moskau, Jerusalem sowie die Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten.

Also überbrückt Eydelnant zunächst mit einigen eigenen Ausführungen. Ihm sei gerade der Besuch kleiner Orte wichtig, denn eine Diplomatie, die nur in den Zentren agiere, könne nicht das ganze Leben abdecken. Etwa drei oder vier Tage der Woche sei er unterwegs, um für sein Land zu werben. Aber gestern war dennoch mal die Großstadt dran: „Yesterday, I was for Radverkehrskongress“, sagt er einerseits im breiten Englisch, das dennoch auch eine osteuropäische Sprachmelodie verrät – immerhin wurde Eydelnant im weißrussischen Minsk geboren, was seine Vorliebe für die Betonung des „Melting Pot“, also des Schmelztigels (der Kulturen) seiner Einführung erklärt. Nach der Veranstaltung bekannte Eydelnant dann auch auf die Frage des NSK, ob sein baltendeutsch klingender Familienname historische Bezüge zu Deutschland offenbart: „Ja, das stimmt. Im 19. Jahrhundert war meine Familie bereits einmal Emigrantenfamilie, die aus Königsberg in Ostpreußen (Kaliningrad) in das heutige Gebiet Weißrusslands kam“.

Doch die Schüler sind langsam warm geworden und ahnen, dass mit schwindender Zeit die Gelegenheit zu Fragen verstreicht. Der erste Schüler fragt, ob denn die Ausbreitung der NATO gen Osten Russland zu sehr provoziert habe. Eydelnant betont ganz diplomatisch die Schutzfunktion, die die NATO für das Baltikum und Polen bedeutet und dass man bedacht sein, dass es „no other attack in Baltic and Poland“ gäbe und beantwortet die Frage somit im eigentlichen Sinne nicht. Die Antworten in Englisch, auf die die Schüler nicht vorbereitet waren, und die Ehrfurcht verhindern ein Nachhaken.

Es bleibt aber ganz international – etwa beim Thema China. Ja, der „Trade“ (Handel) sei „right difficult“ (recht schwierig) und nun müsse man eben einen „fair balance“ finden. Die Schüler bleiben aber eisern bei Fragestellungen in deutscher Sprache. „Gibt es einen neuen Kalten Krieg?“. Der Absolvent der Georgetown University lässt sich kurz zu einer deutschsprachigen Antwort hinreißen, die unter Würdenträgern Verwunderung auslösen könnte. „Wir sind Kritiker von Krieg in Krim“, huscht es ihm etwas zu schnell über die Lippen. Den Fauxpas wohl selbst registrierend, betont er sein persönlich sehr gutes Verhältnis zu seinem russischen Amtskollegen in Leipzig. Und dann wird es wieder – bei einer Frage zur Kurdistanpolitik – ganz jovial: „You are testing me“ und Eydelnant schmunzelt. „Kretschmer never ask questions like this“ (Kretschmer stellt mir solche Fragen niemals), schmeichelt er.

Till Scholtz-Knobloch / 20.05.2019

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