Bautzen baut die Berliner Tram

In Dresden fahren schon seit langem Straßenbahnen aus dem nahe gelegenen Bautzen.
Bautzen. Im Bautzener Alstom-Werk (früher Bombardier) hat der Bau der neuen Berliner Straßenbahnen begonnen. Wie die Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) mitteilen, nahmen zwei führende Vertreter des Unternehmens unlängst am Baubeginn des ersten von insgesamt 117 Fahrzeugen für das Schienennetz der deutschen Hauptstadt teil.
Dirk Wunderlich, Vice President Urban Transport bei Alstom, wird in der Mitteilung wie folgt zitiert: „Mit der BVG verbindet uns eine lange und vertrauensvolle Partnerschaft und wir sind uns der großen Bedeutung dieses Projekts bewusst. Wir freuen uns, dass wir mit dem termingerechten Start der Rohbaufertigung für das erste Fahrzeug gemeinsam einen weiteren wichtigen Meilenstein erreichen konnten.“
Und die BVG erklärt: „Vom Rohbau bis zur Fertigstellung werden alle Produktionsschritte an einem Standort erledigt.“ Damit dürfte auch der vom Als-tom-Schwesterstandort Hennigsdorf begonnene Streit um den Auftrag erledigt sein.
Lokalpolitiker aus Hennigsdorf und Umgebung, aber auch der dortige Betriebsrat hatten gefordert, die Berliner Straßenbahn solle in dem brandenburgischen Werk gebaut werden und dabei mit der räumlichen Nähe argumentiert (der Oberlausitzer Kurier berichtete).
Nach einer Meldung des „Hennigsdorfer Generalanzeiger“ sind diese Bemühungen auf der politischen Ebene jedoch gescheitert. Vonseiten der Berliner Wirtschaftssenatorin sei klargemacht worden, dass die Standortwahl Sache des Unternehmens sei. Der Bautzener Betriebsratsvorsitzende Gerd Kaczmarek hatte Anfang 2021 auf Anfrage erklärt: „Wir brauchen in Bautzen ab 2023 jeden Auftrag, der gewonnen wurde, um die Auslastung unserer Stammbeschäftigten abzusichern. Eine Entscheidung gegen Bautzen würde auch bei uns aus heutiger Sicht zu einer Unterauslastung führen.“ Ein Rahmenvertrag sieht die Lieferung von bis zu 117 neuen Zweirichtungsfahrzeugen vor. Er umfasst Modelle in den Fahrzeuglängen 30 und 50 Meter, letztere gab es in Berlin (anders als in Dresden) bislang noch nicht.
„Das Mindestvergabevolumen für den Auftrag beträgt rund 350 Millionen Euro. Zusätzlich wurde eine Ersatzteilversorgung durch den Fahrzeughersteller für mehr als 30 Jahre vereinbart. Lieferungen aus dem Rahmenvertrag erfolgen bis 2033“, heißt es in der BVG-Mitteilung weiter.
Kommentare zum Artikel "Bautzen baut die Berliner Tram"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Ich bin ja nur ein Altersrentner von 88 Jahren. Wenn die neuen Straßenbahnen für Berlin in Bautzen hergestellt werden, erfolgt nach meinen Vorstellungen die Produktion aus einem Guss, weil die vorher gehende Serie auch in Bautzen hergestellt wurde. Damit hat die Berliner Straßenbahn ein einheitliches Erkennungsmerkmal, und der Bautzner Herstellungsbetrieb kann nahtlos seine Produktionserfahrungen auf die neuen Serien übertragen. Damit wird gewährleistet, dass nicht "aus jedem Dorf ein Hund gekauft wird", wie das in anderen Städten zu beobachten ist.
Ich wünsche den Straßenbahnherstellern viel Glück und viel Erfolg.
Vetterlein