Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Bautzen bekommt ein neues Prunkstück

Bautzen bekommt ein neues Prunkstück

Alle Augen auf die Bauherren Drews und Lucas: Für rund acht Millionen Euro lassen die Unternehmer das Bautzener Bahnhofsgebäude zu einem neuen Prunkstück in der Stadt werden. Foto: RK

Alternativer Text Infobild

Die Bautafel vermittelt bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das künftige Leben im Bautzener Bahnhof. Foto: RK

Mehr als ein halbes Jahr nach Baubeginn ist jetzt im Bautzener Bahnhofsgebäude der Grundstein für einen weiteren Verwaltungssitz des Landratsamtes gelegt worden. Auch der Verkehrsverbund ZVON, eine Krankenkasse, eine Autovermietung, die Deutsche Bahn und ein Café beziehen spätestens ab Anfang 2020 in dem historischen Gemäuer Räumlichkeiten.

Bautzen. Eine Ausgabe des Amtsblattes des Landkreises Bautzen liegt auf einem weißen Stehtisch bereit, genauso eine Kopie der Planungsunterlagen und eine Mitarbeiterzeitung der Firma Hentschke Bau. Dies alles verschwindet kurz darauf in einer Zeitkapsel zusammen mit ein paar Euro-Scheinen und einem Glückscent. Den hatte Bauherr Gerald Lucas kurz vor der Zeremonie gefunden, wie er am Dienstagnachmittag vor versammelter Menge kundtat. Dann taucht er den metallischen Behälter an der Stelle in einen gegossenen Betonblock, an der einmal Reisende einen Snack oder Backwaren kaufen können. Das soll spätestens in 16 Monaten der Fall sein. Dann will auch das Landratsamt in den darüberliegenden Etagen seine Arbeit aufnehmen (der OLK berichtete mehrmals). Rund 235 Arbeitsplätze werden allein für die Kreisverwaltung in dem Gebäudekomplex verwirklicht. Insgesamt schaffen die Bauherren auf vier Ebenen eine Gesamtnutzfläche von etwa 6.000 Quadratmetern, wie Gerald Lucas’ Mitstreiter Jörg Drews verriet.

Beide wurden einst auf das Bahnhofsgebäude aufmerksam, nachdem sie auf der Suche nach einem neuen Projekt einen Streifzug durch die Spreestadt machten. Ihre Ambition war daraufhin, dem Tor zur Stadt, wie der Bahnhof gern auch genannt wird, wieder die Attraktivität zurückzugeben, die es einst besaß. Als größte Herausforderung bei dem gesamten Unterfangen erwiesen sich die Verhandlungen mit dem Denkmalschutz, erinnern sich beide. Sechs von acht prägenden Bildern in der einstigen Bahnhofshalle müssen weichen. An der Stelle sollen Durchgänge zu den jeweiligen Gebäudeteilen entstehen. Zu diesen gelangen Besucher und das Landratsamtspersonal künftig über ein zentrales Treppenhaus und zwei Fahrstühle. Bahnreisende wiederum finden künftig vor Ort neben öffentlichen Toiletten auch einen Zugticketverkauf. „Das Problem ist doch: Wenn ein Unternehmen Mitarbeiter halten beziehungsweise neue gewinnen möchte, bedarf es einer attraktiven Anbindung“, betonte Jörg Drews. „Ein Zwischenstopp in Bautzen in vernünftiger Art und Weise wird wieder möglich sein.“

Das war in der jüngeren Vergangenheit keineswegs der Fall. Wirtschaftlich sei die Empfangshalle nicht mehr tragbar gewesen. Deshalb wurde sie auch dicht gemacht. Demnächst erlebt sie eine Renaissance. Die Konstrukteure haben eine Glaskuppel vorgesehen. Das bedeutet, dass die Empfangshalle nach ihrer Fertigstellung fortan von Tageslicht durchflutet wird. Deren Charme bleibt erhalten, meinte Jörg Drews und fügte hinzu: „Inzwischen fühlen wir uns darin bestätigt, hier Hand anzulegen.“ Darüber hinaus ging er auf einen früheren Vorwurf ein, vor Ort weitere Läden zu etablieren. Dem sei nicht so, hielt der Unternehmer entgegen. „Wir wollten den Einzelhandel in der Stadt, der es durchaus schwer hat, nicht weiter schwächen.“

Ihm und seiner Belegschaft zollte Oberbürgermeister Alexander Ahrens während einer kurzen Ansprache großen Respekt. Die Bauarbeiter gingen auch bei klirrendem Frost ihrem Job nach. Außerdem lobte er die Zuverlässigkeit der Unternehmer. „Was Sie anfassen, ziehen Sie konsequent durch. Der Bahnhof wird in seiner alten Hülle völlig neu erschaffen. Wir erhalten wieder ein funktionierendes Objekt im Herzen der Stadt. Einen Eintrag in deren Geschichtsbücher haben Sie sich damit redlich verdient. Herzlichen Dank seitens der Stadt. Wir sind guter Dinge, dass das Projekt zu einem guten Ende kommt.“

Schöner Nebeneffekt: Mit dem Umbau des Bahnhofes werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Weil der Landkreis an den Bahngleisen verschiedene Ämter zusammenzieht, wird aller Voraussicht nach die Kreismusikschule perspektivisch an der Tzschirnerstraße eine neue Bleibe finden, dort wo jetzt noch die Kfz-Zulassung vorzufinden ist. Die wiederum soll an den Rathenauplatz 1 wechseln, also ins Bahnhofsgebäude. Vize-Landrat Udo Witschas äußerte sich diesbezüglich vor der versammelten Runde.

Einen entsprechenden Beschlussvorschlag wolle er während der Kreistagssitzung am 17. September den Kreisräten unterbreiten. Einen weiteren zentralen Standort in der Spreestadt zu schaffen, basiere auf einem Personal- und Liegenschaftskonzept aus dem Jahre 2016. Schon damals stand fest, dass der Landkreis ein weiteres größeres Objekt vor Ort anmietet, um sich auch aus Kostengründen von anderen Immobilien trennen zu können. Aus einer Wirtschaftlichkeitsrechnung ging hervor, dass sich der Bahnhof als das geeignetste Domizil in Bautzen erwies, um dort ein Pendant zum Verwaltungssitz an der Bahnhofstraße 9 zu schaffen.

Das Bahnhofsgebäude erlebte am 23. Juni 1846 seine Geburtsstunde. Erst 75 Jahre später erhielt es seine heutige architektonische Gestalt.   

Roland Kaiser / 03.09.2018

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel