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Chance, sich im Beruf neu zu orientieren

Chance, sich im Beruf neu zu orientieren

Die Bewerberzahlen für Bundesfreiwilligendienst und Freiwilliges Soziales Jahr sind rückläufig. Interessenten können sich jederzeit bewerben. Anne-Magdalena Schubert koordiniert den Freiwilligendienst für verschiedene Träger im ganzen Landkreis Görlitz.

Landkreis Görlitz. Die Zeiten, als interessierte Jugendliche sich beeilen mussten, um eine Stelle im Freiwilligen Sozialen Jahr zu bekommen, sind lange vorbei. Und auch die Nachfrage nach dem Bundesfreiwilligendienst ist stark zurückgegangen. Anne-Magdalena Schubert kümmert sich im Auftrag des Rothenburger Martinshofes um die Koordinierung von Bewerbern und freien Stellen.

Wenn Anne-Magdalena Schubert über den Freiwilligendienst spricht, beginnen ihre Augen zu leuchten und ein Lächeln legt sich um ihren Mund. Die junge Frau ist voll bei der Sache, wenn es um die Koordinierung von verfügbaren Stellen und neuen Bewerbern geht. Seit Kurzem gibt es zudem ein neues Instrument: die Freiwilligenhilfe mit Flüchtlingen. Sieben hat sie schon in die Jugend- und die Flüchtlingsarbeit vermittelt, hauptsächlich zum Dolmetschen. „Diese Tätigkeit soll ein Stück Integrationshilfe sein. Wir haben damit – außer bei einer jungen Frau aus dem afrikanischen Kulturkreis – nur gute Erfahrungen gemacht. Sie wollte sich einfach nicht an zeitlich strukturiertes Arbeiten gewöhnen. Da mussten sich unsere Wege trennen.“

Insgesamt betreut Anne-Magdalena Schubert mehr als 40 Freiwillige im Bundesfreiwilligendienst (BFD) und im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), die an Einrichtungen in Rothenburg, Niesky, Görlitz, Löbau, Ebersbach, Neugersdorf, Boxberg und Weißwasser ihren Dienst tun. Sie kümmert sich um Verträge und die Bildung, die beim Freiwilligendienst unverzichtbarer Bestandteil ist. So entfallen auf die Bildungsarbeit beim BFD zwölf Tage im Jahr, beim FSJ sind es sogar 25, die dann im Blockunterricht abgehalten werden. „Bei den Inhalten gehe ich durchaus auf die Wünsche der Teilnehmer ein. Ich organisiere zu den Themen die Referenten.“

Seit rund eineinhalb Jahren kümmert sich die junge Frau inzwischen um die Besetzung der Stellen im Freiwilligendienst, hat seitdem aber einen starken Rückgang der Bewerberzahlen festgestellt. Gründe dafür hat sie mehrere ausgemacht. „Der Lehrstellenmarkt hat sich enorm verbessert. Wer einigermaßen fit ist und weiß, was er will, bekommt heute eine Lehrstelle – entscheidet sich damit nach der Schule gleich für eine Ausbildung und gegen ein Zwischenjahr bei einem sozialen Dienst. Außerdem – habe ich festgestellt – sind unsere Angebote in der Öffentlichkeit noch nicht so bekannt.“

Deshalb macht Anne-Magdalena Schubert fleißig Werbung, teilt Flyer aus, spricht mit Schülern, lädt Schulklassen in den Martinshof ein, um ihnen ein Soziales Jahr schmackhaft zu machen.
Viele der Teilnehmer wissen noch nicht genau, in welche Richtung ihre berufliche Zukunft gehen soll. Zu den FSJ-lern gehören deshalb nur wenige Gymnasiasten, ein paar mehr Realschüler, hauptsächlich aber Hauptschüler und auch Schulabbrecher. „Für Manche ist das erstmal ein Notnagel. Aber die Einstellung zu dieser Sache entwickelt sich im Laufe der Einsatzzeit. Die jungen Leute merken, wie wichtig sie sind. Und sie bekommen mit: Die Leute nehmen mich, so wie ich bin. Wenn sie in der Behindertenpflege eingesetzt sind, bekommen sie von den Betroffenen auch oft viel Anerkennung zurück“, erzählt Anne-Magdalena Schubert über ihre Erfahrungen. Im Idealfall, der in den vergangenen Monaten schon mehrfach eingetreten sei, „gehen sie nach dem Abschluss des FSJ in die Krankenpflege, Altenpflege, Heilerziehungspflege. Das eine Jahr hat ihnen dann den Weg gewiesen.“

Der Bundesfreiwilligendienst wird überwiegend von älterem Klientel genutzt, das die Bildungskomponente meist nicht für sonderlich sinnvoll hält. „Das sind 50- bis 60-Jährige, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr für sich sehen, trotzdem aber rauskommen wollen aus ihrem Trott. In manchen Fällen hat sich dadurch schon die Übernahme in ein Arbeitsverhältnis in der betreffenden Einsatzstelle ergeben“, erläutert die Koordinatorin, die potenziellen Interessenten Mut macht, sowohl FSJ als auch BFD als Chance zu begreifen. Denn: „Es gibt noch jede Menge unbesetzte Stellen. Vor allem auf dem Lande ist es aber schwer, sie zu besetzen. Junge Leute können meist noch kein Auto fahren, Langzeitarbeitslose haben keinen fahrbaren Untersatz mehr. Und die Busverbindungen von Ort zu Ort sind einfach zu schlecht. Manche Bewerber sind deshalb trotz größter Bemühungen nicht zu vermitteln.“

Leichter fällt das in Städten, wo sich Einsatz- und Wohnort meist gut koordinieren lassen. Wer sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst melden möchte, kann dies ganz unkompliziert bei Anne-Magdalena Schubert tun (Kontakt unter Tel. 035891/3 81 45; E-Mail freiwilligendienst@martinshof-diakoniewerk.de). Auch neue Einsatzstellen werden gesucht.

 

Frank-Uwe Michel / 11.10.2016

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Kommentare zum Artikel "Chance, sich im Beruf neu zu orientieren"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Sylvestre schrieb am

    Interresant!
    Sagen sie me,wie ich,am freiwillgen sozialen jahr teilnehmen könnte?

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