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„Das tut auch bei einer Übung weh“

„Das tut auch bei einer Übung weh“

Eine der verletzten Personen wird zum Rettungswagen gebracht, während Notarzt Dr. Mark Frank (li.) die gelegte Infusion überprüft. Foto: um

Etwa 100 polnische und deutsche Rettungskräfte haben am vergangenen Sonnabend auf dem Autobahnparkplatz Ludwigsdorf bei Görlitz das Zusammenspiel bei einem Verkehrsunfall mit mehreren Schwerverletzten trainiert. Es war das erste Mal, dass Einsatzkräfte aus beiden Ländern ein solch komplexes Szenario gemeinsam übten.

Ludwigsdorf. Ausnahmezustand auf dem früheren Grenzabfertigungsplatz Ludwigsdorf: Ein von der Autobahn kommender PKW ist ungebremst in ein auf dem Parkplatz stehendes Auto gerast. Den als ersten an der Unglücksstelle eintreffenden Bundespolizisten bietet sich ein Bild der Verwüstung: Die beiden Fahrzeuge stehen fast parallel zueinander im Straßengraben. Zersplittertes Glas, verborgenes Blech, stöhnende, Blut überströmte Menschen bestimmen die Szenerie. Für die Beamten ist klar: Hier steht ein Großeinsatz bevor. Rettungsdienste von beiden Seiten der Grenze müssen alarmiert werden, um den Verletzten zu helfen.

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Während Notärztin und Sanitäterin die Verunglückte versorgen, bereiten weitere Helfer die Trage für den Abtransport vor. Foto: um

Einer nach dem Anderen jagen sie mit Blaulicht und Sirene heran: Rettungswagen, Notarztwagen, weitere Polizeifahrzeuge … Notarzt Dr. Mark Frank vom Klinikum Görlitz erfährt von den bereits vor Ort befindlichen Sanitätern, dass es ohne technische Hilfe unmöglich ist, die Eingeklemmten zu befreien. Also fordert er die Unterstützung der Feuerwehr an. Unterdessen kümmern sich seine Kollegen um jene Unfallbeteiligten, an die man „herankommen“ kann. Einige haben sich auch selbst aus den Fahrzeugen befreien können. Sie sitzen und liegen mit blutenden, Schmerz verzerrten Gesichtern auf dem Randstreifen. Eine Frau, die zusammengekrümmt in den Beifahrersitz eingesunken ist, bleibt nach einem kurzen Check in der weiteren Folge unbeachtet. „Das ist die schwerste Entscheidung, die man als Notarzt treffen muss. Das tut selbst bei so einer Übung verdammt weh“, wird Mark Frank später erklären.

Er hat festgestellt,dass die Beifahrerin nur noch minimalste Überlebenschancen hat. Daher konzentrieren die Retter ihre Kräfte auf Diejenigen, bei denen die Hilfe Aussicht auf Erfolg hat.

Unterdessen ist die Feuerwehr eingetroffen. Mit schwerem Schneidgerät rücken die Kameraden Türen und Dach des gerammten Fahrzeugs zu Leibe. Wie bei einer Sardinenbüchse schält sich das Wagendach von vorn nach hinten ab und hinterlässt ein unfreiwilliges Cabrio. Endlich können auch die eingeklemmten Personen versorgt und befreit werden. Nach etwa eineinhalb Stunden ist die Übung beendet.

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Direkte Ansprache: Neben der medizinischen Versorgung ist auch die Kommunikation wichtig. Foto: um

Die ganze Zeit über wurden die Einsatzkräfte von Übungsteilnehmern begleitet, auf deren Warnwesten das Wort „Instructor“ stand. Ihre Aufgabe war es, die vorgegebenen Szenarien zu übermitteln und ihre Beobachtungen genau zu notieren – eine wichtige Hilfe bei der Auswertung, die einige Tage in Anspruch nehmen wird.

„In erster Linie ging es darum, die Kommunikationsstrukturen zu testen“, so Übungsleiter Stephan Kays vom Notfallhilfe Sachsen e.V. Nach der Erfahrung von Dr. Mark Frank sind es nach wie vor in erster Linie die Deutschkenntnisse der polnischen Einsatzkräfte, die eine Kommunikation ermöglichen, auch wenn es bei den Polnischkenntnissen der deutschen Kollegen Fortschritte gibt. Und manchmal hilft auch nach wie vor die Kommunikation mit Händen und Füßen.

Uwe Menschner / 16.10.2016

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