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Einkaufscenter ringt um andere Corona-Politik

Einkaufscenter ringt um andere Corona-Politik

Im Bautzener Kornmarktcenter gelten bereits seit dem vergangenen Jahr bestimmte Regeln, um ein Einkaufen zu ermöglichen. Jetzt kam, angeordnet von der Politik, für zahlreiche Shops die Notwendigkeit von Negativtests hinzu. Foto: Archiv

Seit Monatsbeginn gilt im Freistaat eine neue Corona-Verordnung, die auch bei einer höheren Inzidenz das Terminshoppen weiterhin ermöglicht. Allerdings ist dafür ein tagesaktueller Negativtest notwendig, den Kunden beim Besuch eines Geschäftes vorzulegen haben. Anfangs erwies sich das Prozedere auch im Bautzener Kornmarktcenter durchaus als gewöhnungsbedürftig. Die Kundenfrequenz fiel entsprechend verhalten aus. Bei Ladeninhabern kam daher die Idee auf, vor Ort die Etablierung eines separaten Testcenters anzuregen, um auch Wege zu verkürzen. Im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier legte Centermanager Christian Polkow nun seine Sicht auf die Dinge dar und er schilderte, von welcher Entwicklung er ausgeht.

Herr Polkow, der Vorschlag, im Kornmarktcenter eine separate Testmöglichkeit für Kunden zu schaffen, klingt im ersten Moment nach einer guten Sache. Inwieweit wird die Centerleitung diesen aufgreifen und realisieren?

Christian Polkow: Seit dem 22. März sind nach Voranmeldung Schnelltests in unserer Center-Apotheke möglich, jedoch für die nächsten Wochen schon fast alle Termine vergeben. Aktuell gibt es ausreichend Testverfügbarkeiten gegenüber vom Center im Kornmarkthaus, wo der kostenfreie Bürgertest möglich ist. Eine Terminbuchung erfolgt in dem Fall online über terminland.de. Auch tagesaktuell gibt es zahlreiche freie Termine. Parallel dazu haben wir in den zurückliegenden Wochen verschiedene weitere Optionen geprüft. Allerdings verfügen wir im Center aktuell über keine geeigneten freien Flächen, die größentechnisch passen würden und zudem über einen geforderten Außenzugang verfügen. Gegebenenfalls würde sich bei entsprechender Wetterlage ab Mai eine Zeltlösung vor dem Center anbieten. Doch es ist aktuell klar festzuhalten, dass es nicht an fehlenden Testmöglichkeiten liegt, dass das Kundenverhalten ein anderes ist als vor Einführung der Testpflicht. Denn auch in Drogerien und Apotheken erhältliche Selbsttests werden akzeptiert. Vielmehr ist der Grund in einer ziemlich deutlichen Ablehnung der Verbraucher zu suchen, denen der Aufwand eines tagesaktuellen Testnachweises für einen kurzen Einkauf deutlich zu hoch ist.

Wenn Sie keine Möglichkeit für ein eigenständiges Testcenter im Kornmarktcenter sehen, welche Alternativen schweben Ihnen vor?

Christian Polkow: Wir haben gegenüber der Stadt Bautzen und dem Landkreis unsere klare Bereitschaft signalisiert, ein Modellprojekt in der Stadt Bautzen stark zu unterstützen, das auch andere Branchen wie Gastronomie, Kultur und Hotellerie berücksichtigen würde. Die Chancen mit einem ausgeweiteten Testangebot und dann vielfältigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bei negativem Test erscheinen uns deutlich erfolgversprechender als ein tagesaktuelles Freitesten nur für den Einzelhandel. Im Moment sind allerdings dazu die geplanten Gesetzesänderungen auf Bundesebene abzuwarten und auch der Stand der Bettenbelegung mit Corona-Patienten auf Normalstation in Sachsen, was in beiden Fällen die Durchführung von Modellprojekten in der aktuellen Situation wieder unmöglich machen könnte.

Wie verhielt sich zuletzt die Kundennachfrage im Kornmarktcenter auch im Vergleich zu der Zeit vor den verbindlichen Tests?

Christian Polkow: Nach den Erfahrungen der ersten Woche müssen wir deutlich feststellen, dass die Pflicht zur Dokumentation eines negativen Corona-Tests eine weitere hohe Hürde für den Kunden darstellt. Die Rückmeldungen aus vielen Shops zeigen teilweise sehr geringen Kundenzulauf und oft Unverständnis der Kunden dafür, dass beispielsweise in Lebensmittelgeschäften oder der Buchhandlung aktuell keine Test- und Dokumentationspflicht besteht, im kleinen Schmuck- oder Modegeschäft hingegen schon. Wir sind zu einhundert Prozent überzeugt davon, dass mit den bewehrten Hygienekonzepten ein sehr sicheres Einkaufen branchenunabhängig auch ohne Corona-Tests für die Kunden möglich ist. Dies bestätigen zahlreiche Studien dem Einzelhandel in den letzten Wochen, unter anderem auch vom Robert Koch-Institut. Wir werden dies gegenüber der Politik auch weiterhin erklären und deutlich machen, dass dem Einzelhandel mit den derzeitig geltenden Regeln in Sachsen nicht geholfen ist. Dabei müssen wir deutlich sagen, dass es äußerst frustrierend ist, dass die aktuelle Fakten- und Studienlage sich in den geltenden Corona-Schutzverordnungen nicht wiederfindet.

Welche Geschäfte müssen tagesaktuelle Corona-Tests verlangen, damit Kunden dort einkaufen können?

Christian Polkow: Folgende elf Shops für den täglichen Bedarf sind unter Berücksichtigung von Hygienekonzepten und Quadratmeterregeln regulär geöffnet: die Drogerie Rossmann, die Buchhandlung  Thalia, die Pluspunkt Apotheke, Apollo Optik, der K-Kiosk, die Fleischerei Korch, die Feinbäckerei Bresan, Tutti Frutti, Nordsee, Asia Imbiss und Süßes Rendezvous. Hier ist kein negativer Coronatest notwendig. Bei den beiden geöffneten Gastronomieanbietern besteht lediglich die Möglichkeit der Abholung. 28 weitere Shops bieten ein „Click & Meet“-Terminshoppen mit negativem Coronatest an. Eine ständig aktualisierte Übersicht ist im Internet unter www.kornmarkt-center.de zu finden.

Wie hat sich das Einkaufen mit Negativtest in den zurückliegenden Tagen gestaltet?

Christian Polkow: Für alle, die über einen Corona-Test verfügen, ist das Verfahren relativ unkompliziert. Nach Terminvereinbarung mit dem jeweiligen Shop per Telefon, online oder auch vor Ort muss der Kunde dem Verkaufspersonal beispielsweise über ein Foto oder eine Selbstauskunft ein tagesaktuelles, negatives Testergebnis vorweisen. Erst dann bekommt er Zutritt zum Geschäft.

Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in den kommenden Wochen und Monaten und inwieweit wirkt sich die Pandemie auf das Haus selbst aus?

Christian Polkow: Der Blick auf die kommenden Wochen ist leider ein Blick ins Ungewisse, da die aktuell geltenden Regelungen in Sachsen dem Einzelhandel nicht helfen. Für die allermeisten Geschäfte war „Click & Meet“ im März schon nicht wirklich ein rentables Geschäftsmodell. Durch die sich abzeichnende fehlende Akzeptanz, sich für jeden Einkauf einen Test zu besorgen, hat sich die Situation noch einmal verschärft. Viele Shops stehen in dieser Situation vor der Frage, ob eine Öffnung unter diesen Umständen überhaupt noch Sinn macht. So wie wir es die letzten Wochen schon getan haben, werden wir weiterhin politisch aktiv bleiben, Politiker ins Center einladen und weiter versuchen die Situation für unsere Einzelhändler zu verbessern. Neben einigen anderen stark betroffenen Branchen empfinden wir es als unverhältnismäßig, einen derart hohen Teil der Last der Pandemie schultern zu müssen. Umso wichtiger bleibt, dass versprochene staatliche Hilfen auch tatsächlich fließen und punktuell ausgeweitet werden, damit der Einzelhandel durch diese Krise kommt. Als Vermieter unterstützen wir seit 1. Dezember 2020 mit 50 Prozent Mieterlass die vom Lockdown betroffenen Mieter. Zudem versuchen wir, wo immer es möglich ist, Nebenkosten einzusparen. Und wir haben die Werbebeiträge für das erste Quartal 2021 erlassen, um gemeinsam im Schulterschluss mit den Händlern die schwierige Situation zu überstehen.

Roland Kaiser / 18.04.2021

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Kommentare zum Artikel "Einkaufscenter ringt um andere Corona-Politik"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Cornelia schrieb am

    Ich sehe das genauso wie Herr Polkow, es istvollkommen unverständlich und unverhältnismässig, dass sich Menschenmassen in sämtlichen Supermärkten tummeln können, teilweise mit nicht korrekt angelegter Maske und im Einzelhandel steht man fast alleine im Laden, nur mit tageaktuellem Negativtest!

    Wir haben dafür kein Verständnis mehr! Der Einzelhandel leidet, es kann nicht sein, dass die Politik hier zulässt, dass diese Geschäfte kaputt gehen! Das ist reine Willkür! Wir haben nun schon FFP2 -Masken auf und keine Stoffmasken mehr, die Geschäfte haben in Hygienekonzepte investiert und trotzdem darf keiner so rein! Mit einer zahlenmässigen Begrenzung pro Laden ohne Negativtest wäre es auch getan und den Händlern wäre geholfen! Aber die Regierung kann nur noch wegsperren und verbieten!

    Wir dürfen garnichts mehr! Was das für negative Auswirkungen auch auf die Phsyche der Menschen hat, dass interessiert unsere Politiker überhaupt nicht! Stress und negative Gefühle machen anfällig und krank! Man könnte fast meinen,das sei gewollt! Ich drücke den Einzelhändlern die Daumen, dass sie hier so gut wie möglich durch diese schwere Zeit kommen! Ich bin als Kosmetikerin selber seit 8 Monaten vom Lockdown betroffen, 8 Monate ohne Kundenkontakte und ohne jegliches Einkommen und ich merke auch wie sehr das an die Phsyche geht, ich hatte zeitweise sogar Depressionen, weil einem einfach so das Arbeiten und Geldverdienen verboten wird!

    Ich wünschte, dass unsere Politiker mal ein paar Monate ohne Einkommen leben müssten! Wie schnell würde sich da was ändern!

  2. Gabriela schrieb am

    Mir fehlt die Sinnhaftigkeit in den Regeln für den Einzelhandel. Der Einkauf in einem kleinen Geschäft ist höchst gefährlich, aber im Lebensmittel- oder Drogeriemarkt nicht, obwohl dort Kundenandrang herrscht und man sich auf die Füsse tritt, keinen Test benötigt und Abstand halten überhaupt nicht möglich ist.

    Angesichts der geltenden Regeln werden die Konzerne noch mehr profitieren, in den Märkten bekommt man schließlich alles, was der Verbraucher benötigt oder man kauft gleich online bevor man sich den umständlichen Testprozeduren und Terminvereinbarungen unterzieht. Es hilft den kleineren Unternehmen in keiner Weise die Läden offenzuhalten ohne Kundendurchlauf, da es nur weitere Kosten verursacht. Für Öffnungsmöglichkeiten in der Gastronomie sind die Regeln durchaus sinnvoll. Es sind schon viele kleine Geschäfte vor der Pandemie gestorben, es werden viele folgen. Zu alledem passt auch die angedachte Ausgangssperre, bleibt schön eng und dicht zuhause und steckt euch in den Wohnungen an. Da jubelt das Virus!

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