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Familiengenerationen im Sammelfieber

Familiengenerationen im Sammelfieber

Bei diesem Haldenfund im tschechischen Stribro (deutsch Mies) handelt es sich um eine Quarzstufe auf Erzmatrix. Foto: privat

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Peter Hesse Foto: privat

Die Familie Hesse aus Oppach hat generationenüberschreitend das Sammelfieber gepackt – von Oma und Opa bis hin zum Enkel. Ihre große Mineraliensammlung umfasst unter anderem auch zahlreiche Raritäten. 

Oppach. Zu den Sammlern zählen Oma Sonnhild Hesse, (61 Jahre), Opa Peter Hesse (64), Sohn Christoph Hesse (38) und Enkel Lukas (15). „Wir interessieren uns schon lange für Naturmaterialien. Wir lasen schon früher alle interessant aussehenden Steine auf und versuchten uns auch an verschiedenen bekannten Fundstellen von Quarzen usw.“, berichtet Peter Hesse. Der eigentliche Startschuss für diese Leidenschaft fiel 1999, als sich Sohn Christoph nach seiner ersten Sammeltour in Österreich entschied, Mineralogie zu studieren. Nun nahm das Hobby einen immer größeren Raum ein. 

Wer wen mit dem „Sammelvirus“ infizierte, bleibt offen, heißt es aus dem Familienkreis. Bald folgte ihre Mitgliedschaft in dem bundesweit agierenden Verein Freunde der Mineralogie und Geologie e.V. (VFMG), dort in der Bezirksgruppe Ostsachsen. Ihre Sammlung umfasst jetzt über 2.000 Stücke. Richtige Miniaturausgaben sind zum Beispiel die selbst gewaschenen ein bis zwei Millimeter großen Goldflitter aus der Rauriser Ache, die zwei bis drei Millimeter großen böhmischen Schmuckgranaten oder die circa zehn Millimeter großen Smaragde aus dem Habachtal in Österreich. 

Zu den größten Exemplaren zählen unter anderem verschiedene Quarz- und Calcitstufen, Anschliffe von Amethyst und Tigerauge, schwarzer Turmalin aus Tschechien sowie Barytstufen aus dem Schwarzwald.

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Enkel Lukas Foto: privat


Ein wesentlicher Teil ihrer Sammlung besteht aus Eigenfunden. „Durch die Exkursionen mit dem Verein konnten wir Stücke aus verschiedenen Ländern mitbringen, so zum Beispiel aus Polen, Tschechien, Ungarn, Armenien und Namibia. Unsere Sammelexkursionen führten uns aber auch in verschiedene Regionen oder zu Fundstellen in Deutschland – unter anderem ins Sauerland, ins Erzgebirge und in den Schwarzwald“, erzählt Peter Hesse. Natürlich seien auch Stücke auf Mineralienbörsen gekauft oder mit Sammlerkollegen getauscht worden. Die großen Mineralienbörsen in München („The Munich Show“) oder in Saint-Marie-aux-Mines in Frankreich würden dem Klientel ein weltweites Spektrum bieten. „Interessanter für den einzelnen Sammler sind aus unserer Sicht kleinere Börsen wie zum Beispiel in Freiberg und Dresden“, sagt er. 
Raritäten sind für die Familie Hesse Stücke aus heute nicht mehr existenten Fundstellen, vor allem aus mittlerweile geschlossenen Steinbrüchen und Bergwerken – Stücke, die zum Teil vor über 50 Jahren geborgen wurden. „Davon gibt es doch zahlreiche Exemplare in unserer Sammlung“, betont er. 
Der Hauptteil ihrer Mineralien ist in Wandvitrinen eingeordnet. „Dabei legen wir Wert auf einen möglichst staubdichten Abschluss“, erklärt er. Weiterhin steht ein Sammlungsschrank mit zahlreichen Schubfächern zur Verfügung. Laut Peter Hesse sind alle Stücke katalogisiert: „Nur so behalten wir bei der Anzahl an Stufen den Überblick, denn auswendig können wir nicht mehr zu jeder Stufe alle Details kennen.“ Die Familie pflegt ihre Sammlung regelmäßig: „Wir säubern die Vitrinen und die freistehenden Sammlungsstufen.“ 
Das Hobby fordert viel Zeit und auch Platz. „Es gemeinsam zu betreiben, ist für uns eine wesentliche Voraussetzung für die Dauerhaftigkeit. Gemeinsame Exkursionen und Funde ziehen bleibende Erinnerungen nach sich“, sagt er. Es sei auch Toleranz gefragt, wenn es darum geht, die knappen Flächen in den Räumen für die Stücke zu verteilen. „Dass wir uns mit dem gemeinsamen Hobby einig sind, ist von Vorteil“, sagt er. Auch die Zeitplanung für Exkursionen oder gezielte Tagestouren zu einer Fundstelle bzw. zum Sortieren, Reinigen und Einordnen neuer Funde spielt eine große Rolle. „Natürlich hat jeder seine persönlichen Präferenzen, die dann doch zu manchmal erregten Disputen darüber führen, was und wie viel wir von welcher Fundstelle mitnehmen“, sagt Peter Hesse. Im Mineralienverein seien Gedanken- und Erfahrungsaustausch unumgänglich. „Gemeinsame Exkursionen führen uns nicht nur zu Fundstellen, sondern wir lernen dadurch gemeinsam auch Land und Leute besser kennen“, fügt er hinzu. Die bundesweite Vernetzung der VFMG sei eine Grundlage für den Austausch in diesen Kreisen weit über die eigene Region hinaus. „Vieles ist besser zu organisieren, wenn jeder seine Erfahrungen und Kontakte mit einbringt“, sagt er. 

Nach Überzeugung der Familie Hesse bleibt das Mineraliensammeln auch künftig weiterhin ein interessantes, mit Fachwissen und Naturverbundenheit vermittelndes Hobby. Allerdings würden zahlreiche Rahmenbedingungen – wie zum Beispiel Naturschutzbelange oder Landesgesetze – zunehmend Grenzen setzen. Laut Peter Hesse kommt es auf einen vertrauensvollen Umgang zwischen Sammlern, Eigentümern, Pächtern und Betreibern von Steinbrüchen, Kiesgruben, Tagebauen usw. an. Dann sollte es auch weiterhin möglich sein, dem vielseitigen Hobby nachzugehen. „Um die eigene Sammlung ist uns nicht bange. Die Tatsache, dass sich bereits jetzt drei Generationen daran beteiligen, lässt erwarten, dass diese langfristig Bestand haben wird, sicher in veränderter Form und mit anderen Schwerpunkten, aber aufbauend auf dem jetzt gelegten Grundstock“, so Peter Hesse. 
Und welchen Wert hat ihre Sammlung? „Diese Frage können wir so pauschal nicht beantworten. Da wir keine Händler sind, ist der Geldwert – der auf Grund der sehr unterschiedlichen Stufen kaum seriös zu benennen wäre – für uns nicht ausschlaggebend. Vielmehr ist es der ideelle Wert der Sammlung, den wir für uns recht hoch einschätzen. So haben für uns die Stücke aus der Region einen besonderen Wert. An anderen Stücken hängen nachhaltige Erinnerungen an den Fund oder den Erwerb. All das ist aus unserer Sicht nicht in Euro umzurechnen“, betont er. 

Steffen Linke / 12.10.2019

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