Fensterritscher in der Blockstube restauriert
Die Umgebindestube des Bulnheimschen Hofes in Seifhennersdorf wird durch die restaurierten Fensterritscher wesentlich aufgewertet. Foto: privat
Die zehn Fensterritscher in der Blockstube des Umgebindehauses im Bulnheimschen Hof in Seifhennersdorf sowie die Eingangstür zur Blockstube sind entsprechend den denkmalpflegerischen Anforderungen restauriert worden. Vor wenigen Tagen erfolgte deren Übergabe durch den ausführenden Restaurator und Kirchenmaler, Heinz Rentsch, an den Bulnheim Verein Seifhennersdorf.
Seifhennersdorf. Ein Blick in die Geschichte des Bulnheimschen Hofes zeigt, dass das stattliche Anwesen inmitten des Ortes seit 1666 als Bauernhof bekannt ist. Durch Verkauf und Umnutzung erfuhr das Gebäude mehrere Umbauten durch seine jeweiligen, zumeist wohlhabenden Eigentümer.
1754 erfolgte die, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechende, barockisierende Umgestaltung des Anwesens. Der ehemalige Bauernhof fungierte von da an als Faktorenhof. 1811 wurde das gesamte Gebäude aufwendig mit dekorativer Malerei gestaltet. Die Ausführung der Malerarbeiten erfolgte aller Wahrscheinlichkeit nach durch böhmische Maler. Decken, Türen und Fensterritscher tragen aufwendige Malereien mit Motiven der Region und des Lebens der damaligen Zeit. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Kostbarkeiten von nachfolgenden Besitzern des Hauses zum großen Teil übermalt oder verkleidet. Unter vielen Farbschichten wurden durch Restauratoren die Malereibefunde entdeckt.
Diese zeigen bildliche Darstellungen der jeweiligen Epoche. In einer ersten Restaurierungsphase des gesamten Hauses wurden Anfang der 2000er Jahre bereits zwei Musterritscher freigelegt und restauriert.
Diese beiden Ritscher und einige Sichtfenster an verschiedenen Stellen ließen vermuten, dass auch die restlichen zehn Fensterritscher ebenso farbenprächtig gestaltet sein mussten.
Wie Heinz Rentsch bei der Übergabe der Ritscher erläuterte, wurden die Farbschichten mit äußerster Vorsicht abgetragen und damit die darunter befindliche Malerei wieder sichtbar gemacht. Für die Restauratoren bestand die schwierige Aufgabe darin, die noch vorhandenen Malereibefunde sowie die Materialsubstanz so gut wie möglich zu erhalten und dem Originalbefund entsprechend zu restaurieren und – wenn unumgänglich – zu rekonstruieren. Das bedeutete, Holzschäden fachlich restauratorisch zu ergänzen und denkmalgerecht so zu retuschieren, dass auch dem Laien als Betrachter der geschichtlich denkmalpflegerische Zusammenhang deutlich gemacht wird. Das eindeutige positive Credo der Fachleute beweist, dass die Umgebindestube des Bulnheimschen Hofes durch die gelungene Restaurierung der Fensterritscher eine wesentliche Aufwertung erfährt.
Dem Verein war es schon länger ein Anliegen, weitere Ritscher freizulegen. „Mit Unterstützung der Stadtverwaltung bemühten wir uns um eine Förderung des Vorhabens. Fündig wurden wir bei der Leader-Förderung des Freistaates Sachsen und der Europäischen Union. Zugesagt wurde durch das genannte Förderprogramm eine Förderung von 75 Prozent der Gesamtsumme, die bei Einhaltung der geforderten Prämissen bei Abschluss der Restaurierung zur Verfügung gestellt würde“, so Hannelore Pfaff vom Bulnheim Verein Seifhennersdorf. Und sie fährt fort: „Den erforderlichen Eigenanteil von 6.000 Euro erwirtschafteten wir durch die Erlöse aus Veranstaltungen, die Kaffeestube, das Lesecafé sowie die Bücherstube.“ Dem Spendenaufruf folgten auch Bürger der Stadt sowie Besucher der Veranstaltungen, denen es ein Herzensanliegen war, dieses Seifhennersdorfer Kleinod für die Nachwelt zu erhalten. „Dafür möchten wir allen Spendern an dieser Stelle herzlich danken“, so Hannelore Pfaff.
Aufgrund der Corona- Auflagen können in der Umgebindestube noch keine Veranstaltungen durchführt werden.
Ab Freitag, 7. August, öffnet der Bulnheim Verein Seifhennersdorf aber unter Beachtung der geltenden Hygienemaßnahmen wieder regelmäßig jeden Freitag von 10.00 bis 12.00 Uhr die Bücherstube. Dabei können die Besucher auch die Fensterritscher in der Umgebindestube in Augenschein nehmen.
Kommentare zum Artikel "Fensterritscher in der Blockstube restauriert "
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Fensterritscher.
Kommentar der Redaktion:Vergeblich habe ich nach einer Definition bzw. Erklärung des Einsatzes und Verwendung der Fensterritscher im Internet gesucht. Es wäre schön, wenn obiger Beitrag entsprechend ergänzt würde.
Wir haben nachgehakt und folgende Antwort von Herrn Jürgen Cieslak erhalten:
Fensterritschl oder Fansterritschl
Das sind Schiebefensterläden: innen am Fenster angebrachte, in Leisten rutschende Holzplatten, die man zum Verdunkeln vor das Fenster schiebt.
Gleichzeitig erhöht sich der Wärmeschutz und die Einbruchssicherheit.
Für letztere sind sinnige Vorrichtungen angebracht wie Keile, kleine Schieber oder Haken.
Nicht zu verwechseln mit Ritschelfanster. Das sind in der Regel sechsteilige Fenster, wo ein Fensterteil mit Schieben auf- und zuzumachen geht. Die restlichen fünf Fensterteile sind fest.
Aus „Oberlausitzer Wörterbuch“ von Hans Klecker, 2003 Mit Ergänzungen von Jürgen Cieslak.