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Licht und Schatten am Berzdorfer See

Licht und Schatten am Berzdorfer See

Der Berzdorfer See – hier an der Blauen Lagune – gilt als die Badewanne der Region und strahlt touristisch auch über die Region hinaus aus. Foto: Uwe Menschner

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Durch vielfältige Möglichkeiten entfaltet der See hohe Anziehungskraft. Foto: U. Menschner

Eine Radtour mit Entscheidungsträgern zeigt Entwicklung, aber auch Stillstand an der Görlitzer Badewanne.

Görlitz.
Erst mit dem Fahrrad ein Stück an einem See entlangfahren, anschließend im Boot wieder zurückschippern – es gibt sicher unangenehmere Arten, einen Arbeitstag zu verbringen. Dies umso mehr, wenn strahlende Sonne und eine kühlende Brise für angenehme äußere Bedingungen sorgen. Freilich geschehen solche Touren nicht allein zum Vergnügen, sondern auch um sich davon zu überzeugen, dass die vom Freistaat Sachsen ausgereichten Fördermittel die ihrem Zweck entsprechende Verwendung finden.
Bedrohte Strandidylle

Der erste Eindruck ist der einer perfekten Strandidylle. „Noch ein paar Bäume zum Schatten spenden wären ganz gut“, meint einer der Begleiter – doch ansonsten findet der stadtnahe Nordoststrand ungeteilte Bewunderung. Doch für den Schatten braucht man keine Bäume, denn den gibt es auch so: „Wir haben hier ein Problem mit dem Wellengang. Wenn da nichts passiert, ist in einigen Jahren der ganze schöne Strand weg“, erklärt der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos).

Diese „Kliffbildung“, ein Phänomen, das auch andere lausitzer Seen betrifft, ist am Berzdorfer See aufgrund der hiesigen Windverhältnisse besonders stark ausgeprägt. Es gibt erprobte Mittel, ihr entgegenzusteuern: „Man schüttet einfach Steine auf die Böschung.“ Doch das sieht dann nicht mehr schön aus und lädt auch nicht zum Baden ein. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft mbH setzt daher auf eine andere Methode – sie will die nagende Flut bereits im Wasser mit Wellenbrechern eindämmen. Doch auch dabei gibt es Nebenwirkungen in Form einer eingeschränkten Sicht über den See und einer sich verschlechternden Wasserqualität innerhalb des Schutzbereichs: „Das ist eben ein künstlicher See, da muss man mit Kompromissen leben.“

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Der Hafen Tauchritz hat mittlerweile eine feste Gestalt angenommen. Foto: Uwe Menschner

Einer macht was, der Andere nicht

Licht und Schatten liegen auch an der nächsten Biegung des Radweges, der als graues Band den See umrundet, dicht beieinander. Hier geht es nämlich nach Deutsch Ossig – einen typischen „Restort.“ Durch das Ende der DDR im letzten Moment vor der Zerstörung bewahrt, tut sich das Dörfchen nach wie vor schwer, neues Leben zu entwickeln. „Die Gebäude befinden sich in Privatbesitz. Die einen machen etwas, die anderen noch nicht“,weiß Katharina Poplawski, Projektleiterin für den Berzdorfer See bei der Europastadt GmbH.

Einer von denen, die etwas machen, ist Ralf Richter. Er betreibt den Gastronomieservice Carari und ist Besitzer des früheren Pfarrhofes. „Ich möchte hier eine Pension mit Restaurant einrichten. Allerdings bräuchten wir hier Fördermöglichkeiten, die über das Normale hinausgehen.“

Ohne Schiffe kein richtiger Hafen

Wieder eine Ecke des Radwegs weiter ragt sie empor: Die „Mutter aller Investitionen“ am Berzdorfer See – die „Insel der Sinne“, ein erst vor wenigen Wochen eröffnetes Komforthotel. Mit ihm haben sich die Görlitzer Ina Lachmann und Henry Hedrich einen lang gehegten Traum erfüllt: „Wir haben schon viele schöne Hotels an Seen gesehen und wollten immer selbst einmal eines bauen.“ An diesem Ort südlich von Görlitz, an einem verregneten Tag, spürten sie die Magie und wussten: Das ist es! Jetzt steht sie hier, die Insel der Sinne – eine Insel auch in dem Sinne, dass sie noch ziemlich allein auf weiter Flur ist. Denn – das wird auf dieser Tour zweifellos klar: Mag der Tourismus am Berzdorfer See in den vergangenen Jahren auch eine beachtliche Entwicklung genommen haben, so steckt er doch noch immer in den Kinderschuhen.

Noch eine Ecke des Radwegs weiter wird das besonders deutlich: Hier erhebt sich ein ansehnlicher, fast schon futuristischer Bau – das Hafengebäude. Eine beachtliche Anzahl von Booten liegt am Pier vor Anker, doch es könnten noch viel mehr sein. „Wir brauchen endlich die Schiffbarkeitserklärung. Das dauert viel zu lange“, macht Arne Myckert aus seinem Ärger kein Hehl. Er ist Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Kommwohnen, die den Hafen betreibt und entwickeln will. „Doch wenn hier keine motorisierten Schiffe fahren dürfen, hemmt das die Entwicklung ungemein.“ Eigentlich sollte die Erklärung längst vorliegen, doch ein naturschutzfachliches Gutachten hat neue Hinderungsgründe aufgeworfen. Klar ist, dass neben den Machern vor Ort auch die Mitarbeiter in den Ministerien noch Hausaufgaben zu erledigen haben, damit der Berzdorfer See sein Potenzial entfalten kann.

Uwe Menschner / 09.09.2018

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Kommentare zum Artikel "Licht und Schatten am Berzdorfer See"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Annema schrieb am

    Ich fände es sehr schade, wenn die Euhe des Sees durch Motorboote gestört würde. Was wir aber wirklich sehr vermissen, ist die Möglichkeit, im Hafen Tauchritz Segeljollen auszuleihen. Wir haben einen Segelschein und warten sehnsüchtig darauf, ohne Motglied in einem Segelclub sein zu müssen oder ein eigenes Boot zu besitzen. Wann ist es soweit?

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