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Löbauer Therapeut mit Traumjob bei der SGD

Löbauer Therapeut mit Traumjob bei der SGD

Martin Bär hat aus seinem Traum Wirklichkeit werden lassen: Der Cunewalder wechselte aus einer Löbauer Praxis zu Dynamo Dresden und behandelt jetzt als Physiotherapeut die Zweitliga-Profis. Foto: Frank Dehlis/Dynamo Dresden

Von der Statur her könnte Martin Bär auch Kraftsportler sein, doch an der Hantel ist der 29-Jährige aus Cunewalde nur manchmal in der Freizeit zu finden. Beruflich muss er trotzdem einiges an Kraft aufwenden, denn der gelernte Physiotherapeut wechselte von einer Löbauer Praxis nach Dresden und sorgt dort seit einigen Jahren mit für die optimale Fitness der Profis von Zweitliga-Aufsteiger SG Dynamo Dresden.

Löbau/Cunewalde/Dresden. So ganz klar war Martin Bär als Jugendlichem nicht, in welche Richtung er sich beruflich orientieren sollte. „Meine Eltern meinten zwar, dass Masseur für mich das Richtige wäre. Aber ich dachte, das ist nur was für Frauen – und das wollte ich als Fünfzehn-, Sechzehnjähriger nicht.“

Doch weil er in seinem Heimatort Cunewalde regelmäßig Fußball spielte, hatte er zwangsläufig auch mit den heilenden Händen der Physiotherapeuten zu tun.

„Ich befasste mich näher damit und freundete mich schließlich mit dem Berufsbild an. Zuerst lernte ich Masseur, gleich anschließend Physiotherapeut – und habe diese Entscheidung noch nie bereut!“

Einen Job fand Bär im Löbauer Therapiezentrum, wo er von 2009 bis 2011 neben der Betreuung der Patienten auch mit zahlreichen Weiterbildungen beschäftigt war – unabdingbar, um in diesem Beruf voran zu kommen. Und er stand nach Feierabend als „Physio“ in Cunewalde bei Fußball- und Handballspielen „an der Bande“, schnupperte so in die Betreuung von Sportlern hinein. „Ich lernte viele Leute kennen, kam herum“, erinnert er sich. Im Herbst 2011 entdeckte er eine Stellenausschreibung bei der Reha Nord, die damals einen Kooperationsvertrag mit Dynamo Dresden hatte. „Im Oktober fing ich an und einen Monat später war ich zuständiger Physiotherapeut bei der U23.“ Das bedeutete, nicht nur in der Reha für die Kicker da zu sein, sondern auch an den Spieltagen für Lockerheit in den Muskeln zu sorgen.
Dies machte Martin Bär offenbar so erfolgreich, dass ihn der Verein im Januar 2014 fest verpflichtete. Parallel zur U23 war er ab sofort auch bei den Profis im Einsatz. Seit dem Rückzug des Nachwuchsteams aus dem regulären Spielbetrieb im Sommer 2015 ist der Cunewalder ständig bei Testroet, Stefaniak & Co.

„Ich habe hier wirklich meinen Traumjob gefunden“, sagt der bekennende Dynamo-Fan, der schon als Jugendlicher fast regelmäßig im Stadion war und die Dresdner Fußballer oft auch zu Auswärtsspielen begleitete.

„Anfangs konnte ich es gar nicht fassen, dass ein Cristian Fiel oder Marco Hartmann vor mir auf der Massagebank lag. Inzwischen ist das für mich normal. An der Faszination hat sich aber nichts geändert.“

Die Arbeit teilt sich das dreiköpfige Physio-Team auf. „Ein Kollege kümmert sich um die Verletzten, die beiden Anderen um die fitten Spieler. Sie sind bei jedem Training dabei“, erläutert Bär. Wobei der Arbeitstag schnell mal zehn oder zwölf Stunden haben kann: Zwei Stunden vor und nach dem Training bleiben die Physios in Bereitschaft und kümmern sich um Massagewünsche oder Wehwehchen der Kicker. Wenn Trainer Uwe Neuhaus – vor allem in der Saisonvorbereitung – zwei Einheiten am Tag angesetzt hat, geht der Therapeutentag bis in die Abendstunden hinein.  Besonders stressig wird der Job bei Auswärtsspielen. „Das beginnt einen Tag zuvor. Abends im Hotel sind Behandlungen angesagt. Am Spieltag dann wieder nach dem Frühstück. Außerdem kümmern wir uns um die Getränke, bereiten die Liegen vor. Und es gibt immer ein paar Profis, die ganz besonders zu behandeln sind.“

Ist das Spiel zu Ende, beginnt die Nachbehandlung. Außerdem ist die Regeneration zu planen. Denn am nächsten Tag stehen ausgiebiges Massieren, Auslaufen und therapeutische Behandlungen auf dem Programm. Dabei können die Spieler sogar Wünsche äußern. „Der eine hat nach einer Stunde noch nicht genug, der Andere ganz bestimmte Stellen, um die wir uns intensiv kümmern sollen.“ Zum Teil müsse man nicht nur Physiotherapeut, sondern auch Psychologe sein. „Das Verhältnis zu den Spielern ist sehr eng. Da hört man auch viele private Dinge. Und es sind mit der Zeit Freundschaften entstanden. Für mich ist es die Erfüllung eines Traumes, dass sich alles so ergeben hat.“ Eine Riesenehre sei es deshalb für ihn gewesen, zur Hochzeit von Stürmer Pascal Testroet eingeladen worden zu sein. „Man fühlt sich als Teil des Teams, ist ganz nah an der Mannschaft dran.“ Deshalb ist er auch überzeugt davon, dass Dynamo den Klassenerhalt in der Zweiten Liga schaffen kann.

Ein Ende der Liaison mit den Dresdner Kickern ist nicht in Sicht. Auch wenn Martin Bär mit seiner Heimat in der Oberlausitz stets eng verbunden geblieben ist und sich hier – irgendwann – vielleicht selbstständig machen will. „Das hängt ja auch von der Familienplanung ab und wie man den zeitaufwändigen Job damit koordinieren kann“, meint er schmunzelnd. Zu einem anderen, auch höherklassigen, Verein wechseln will er übrigens nicht – es sei denn: „Wenn Bayern München anruft, sagt wohl niemand Nein.“

Frank-Uwe Michel / 10.08.2016

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