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Polizeiberuf attraktiv auch bei Gegenwind

Polizeiberuf attraktiv auch bei Gegenwind

Berufsberaterin Maren Steudner (rechts) freut sich über leicht ansteigende Bewerberzahlen für den Polizeiberuf im Bereich der Polizeidirektion Görlitz. Sachsenweit sieht der Trend gegenläufig aus. ⋌Foto: Polizei

Im Freistaat Sachsen werden nach einem jahrelangen Schrumpfprozess wieder verstärkt neue Polizisten gesucht. Andererseits sehen sich die Beamten in zunehmendem Maße mit Respektlosigkeiten, Beleidigungen oder sogar körperlichen Angriffen konfrontiert. Hat dies im Bereich der Polizeidirektion Görlitz Auswirkungen auf Interessenten, die diesen Job einmal ausüben wollen?

Görlitz. „Verdächtig gute Jobs“ heißt der Werbeslogan, den die Berufsberaterin der Polizeidirektion Görlitz fast täglich jungen Leuten in der Region schmackhaft zu machen versucht. Und die Superlative, mit denen um Berufsnachwuchs geworben wird, gehen sogar noch einen Schritt weiter: „1 Beruf – 1.000 Möglichkeiten“, so etwas Abwechslungsreiches bekommen Jobstarter sonst nirgends geboten, könnte man meinen. Maren Steudner hält dies nicht für übertrieben, im Gegenteil: „Die Ausbildung ist zwar für alle gleich, dann aber kann es in die unterschiedlichsten Richtungen gehen – Bereitschaftspolizei, Streifendienst, Kripoermittler, Bootsführer bei der Wasserschutzpolizei, Polizeireiter oder Hundeführer. Wer studiert hat, dem stehen noch ganz andere Möglichkeiten offen“, erklärt die Polizeikommissarin und verweist auf die verschiedenen Stufen der Karriereleiter im gehobenen Dienst.
Fragen zu zunehmenden Respektlosigkeiten gegenüber Polizeibeamten muss sie bei ihren Auftritten an Schulen oder bei Bildungsmessen in der Region bisher kaum beantworten. „Dieses Phänomen spielt in unserer Polizeidirektion nur eine untergeordnete Rolle. In Großstädten wie Dresden oder Leipzig mag das anders sein.“ Deshalb vielleicht sei der Zulauf von Bewerbern in ganz Sachsen leicht rückläufig, im Bereich der Polizeidirektion Görlitz gebe es einen entgegengesetzten Trend.
Zurückzuführen ist dies wahrscheinlich auch auf die aktive Berufsberatung, mit der sich Maren Steudner an die jungen Leute wendet und ihnen aufzeigt, wie attraktiv ein Job bei den Sicherheitskräften im Freistaat sein kann. „Der Polizeiberuf ist abwechslungsreich und interessant, kein Tag ist wie der andere. Überdies hat man mit moderner Technik zu tun und ist in Teamarbeit eingebunden. Schließlich gibt es nach der Ausbildung eine 100-prozentige Übernahmegarantie, wobei der Freistaat entscheidet, wo er seine Beamten einsetzt.“

Allerdings würden stets Interessenten für den ländlichen Raum gesucht, weil die meisten Absolventen aus den Großstädten kämen und auch wieder dorthin wollten.
Für sie selbst ist mit dem Polizeiberuf ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, allerdings auf Umwegen. „Als 16-Jährige wurde ich abgelehnt, weil ich eine starke Brille hatte. Dann habe ich mich beruflich anders orientiert, mir aber meine Augen lasern lassen und es mit Ende Zwanzig noch einmal probiert.“ 2012 war sie mit dem Studium an der Hochschule der Polizei in Rothenburg fertig.
Der Freistaat Sachsen hat inzwischen auf die veränderte Sicherheitslage reagiert und die Zahl der jährlichen Neueinstellungen angehoben. Waren es 2016 noch 505 Beamte, sollen es 2017 immerhin 600 und ein Jahr später 700 Neueinsteiger sein. „Bei meinen Vor-Ort-Terminen in den Schulen sind Jungs und Mädchen gleichermaßen interessiert. Wir bieten auch Praktika für Schüler und zur Berufsorientierung an, bei denen die Teilnehmer den polizeilichen Alltag besser kennenlernen und sich mit unseren Aufgaben vertraut machen können“, erklärt die junge Frau. Auch wenn der Wind den Beamten heute zuweilen stärker ins Gesicht zu blasen scheint, der Anziehungskraft des Berufes hat das offenbar keinen Abbruch getan.

Frank-Uwe Michel / 13.03.2017

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