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Ringen um die Zukunft von Schloss Krobnitz

Ringen um die Zukunft von Schloss Krobnitz

Das Krobnitzer Schloss gehört zu den bedeutendsten von preußischen Einflüssen geprägten Herrenhäusern in der Oberlausitz.

Für den repräsentativen Bau besteht in mehrerer Hinsicht Handlungsbedarf. Die Stadt Reichenbach als Eigentümerin kann jedoch nur das Nötigste leisten – ein Dilemma.

Krobnitz/Reichenbach. Die Stadt Reichenbach sieht sich auf absehbare Zeit hinsichtlich von Schloss Krobnitz ausschließlich zu Notreparaturen in der Lage. Das hat Bürgermeisterin Carina Dittrich auf einer der letzten Stadtratssitzung unmissverständlich deutlich gemacht. Auslöser dieses Statements war ein Antrag der CDU-Fraktion zur Gründung einer Arbeitsgruppe, die ausloten soll, was im Hinblick auf das Schloss für die nächsten Jahre notwendig und leistbar ist. „Wir müssen doch wissen, was im Zuge der künftigen Haushaltsplanungen auf uns zukommt“, so die Begründung. „Vorerst gar nichts“, so die knappe Auskunft der Bürgermeisterin. Die Stadt Reichenbach sei auf dem Weg, ein Haushaltsstrukturkonzept aufzustellen, um vom Freistaat Sachsen Geld für die Entschuldung bekommen zu können. Mit knapp 2700 Euro zählt Reichenbach zu den am höchsten verschuldeten Kommunen in ganz Sachsen, im Landkreis Görlitz steht es mit Abstand an der Spitze. „Sturmschäden reparieren – darüber hinaus wird 2020 und 2021 von unserer Seite her nichts“, so Carina Dittrich. Dessen ungeachtet sieht sie durchaus die Notwendigkeit, dass an der Schlossanlage etwas gemacht werden muss. Nach der 2005 abgeschlossenen umfassenden Sanierung, die das Krobnitzer Schloss vor dem drohenden Verfall rettete, hat sich in 15 Jahren neuer Handlungsbedarf aufgebaut, dem die Stadt Reichenbach als Eigentümerin in ihrer derzeitigen finanziellen Lage jedoch nicht abhelfen kann.

Die bauliche Seite ist allerdings nur eine von mehreren Ebenen, auf denen derzeit um die Zukunft der repräsentativen Schlossanlage gerungen wird. Eine weitere Ebene bildet die künftige inhaltliche Ausrichtung. Um hierfür Denkanstöße zu bekommen, hatte die Stadt Reichenbach beim Zentrum für Kultur und Geschichte mit Sitz in Käbschütztal (Landkreis Meißen) ein Nutzungskonzept in Auftrag gegeben, das mittlerweile auch vorliegt. „Schloss Krobnitz ist mit seiner auffälligen Gestalt, die dem zerstörten preußischen Kriegsministerium in Berlin nachempfunden ist, ein Juwel unter den sächsischen Schlössern“, schätzt Autor Lars-Arne Dannenberg ein. „Im Gutachten wird weiterhin eine museale Nutzung favorisiert, allerdings empfehlen wir dringend eine neue inhaltliche Ausrichtung, die nicht nur familienfreundlicher werden muss, sondern auch viel stärker die Lage im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien berücksichtigt“, so Dannenberg weiter. Konkret ist in diesem Zusammenhang von einem „Oberlausitzer Landesmuseum“ die Rede, das den Blick auch auf die benachbarten Gebiete Polens und Tschechiens richten soll. Damit will der Konzeptersteller nicht zuletzt auch neue Besucherpotenziale in diesen Ländern erschließen. Derzeit wird Schloss Krobnitz hauptsächlich als „ein Stück Preußen in Sachsen“ beworben und der Blick auf den Generalfeldmarschall Albrecht Theodor Emil Graf von Roon gerichtet, der Krobnitz von 1873 bis zu seinem Tode 1879 als Alterswohnsitz nutzte. Inwieweit das Konzept umgesetzt wird, ist noch nicht entschieden. Nicht in Frage kommen nach Ansicht Lars-Arne Dannenbergs Optionen wie die Privatisierung oder eine Angliederung an das Schlesische Museum Görlitz. Vielmehr solle die Trägerschaft durch den Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund beibehalten bleiben. Und was wird nun aus dem CDU-Antrag? Er ist zunächst bis zum Jahresende vertagt worden. „Inhaltlich gehen wir voll mit, doch wir haben derzeit zu viele Baustellen, und ganz so dringend ist es ja nicht“, so die von der Mehrheit mitgetragene Einschätzung.

Uwe Menschner / 03.08.2020

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