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„Robur-Werker“ wie Fastentuch

„Robur-Werker“ wie Fastentuch

Das Tafelbild „Robur-Werker“ von Karl Wolfgang Weber wirkt in der Ausstellungshalle des künftigen Motorrad-, Veteranen- und Technikmuseums Großschönau sehr prägnant. Foto: Steffen Linke

Das zu DDR-Zeiten vom Maler und Grafiker Karl Wolfgang Weber aus Zittau gemalte und überregional bekannte, 1,60 Meter hohe und über fünf Meter breite fünfteilige Tafelbild „Robur-Werker“ hat jetzt seinen Platz im künftigen Motorrad-, Veteranen- und Technikmuseum Großschönau in der Hauptstraße 85 gefunden. Die Öffentlichkeit muss sich aber noch etwas gedulden, um dieses Kunstwerk besichtigen zu können.

Großschönau. Mit dem Transporter ist das in Eigentum der ABS Robur befindliche Gemälde von Zittau nach Großschönau gebracht worden. In der Ausstellungshalle wirkt es im Kontext mit den Motorrädern von Phänomen und anderen Fahrzeugexponaten sehr prägnant. „Für uns ist dieses Gemälde wie das Zittauer Fastentuch, weil es realistisch gemalt an einen Teil der Geschichte der früheren Robur-Werke erinnert“, sagt Uwe Brückner, Sektionsleiter Museum im Verein MC Robur Zittau.

Karl Wolfgang Weber ist jedenfalls sehr froh, „dass das zwischenzeitlich verschollene Kunstwerk nach diesem langen Weg mit Zwischenstation in meinem Atelier in der Perspektive öffentlich präsentiert werden kann, weil heute zum Thema menschliche Arbeit kaum noch Bilder entstehen und der Betrieb Robur leider nicht mehr existiert.“

1978 hatte Karl Wolfgang Weber mit den Studien zu diesem überdimensional großen Bild begonnen: „Als junger Absolvent der Leipziger Kunsthochschule bekam ich damals ein Förderstipendium für zwei Jahre mit der Maßgabe, mich in der gesellschaftlichen Realität umzusehen und künstlerisch Werke zu schaffen – also raus aus dem Atelier und rein ins normale Leben.“ Karl Wolfgang Weber dienten dabei Bilder mit arbeitenden Menschen von realistischen Malern wie Max Liebermann und Adolph Menzel als Vorbild. Mehr oder weniger gab sich der heute 67-Jährige zu jener Zeit selbst den Auftrag dafür. „Ich habe mich für Arbeiter in Bewegung interessiert“, berichtet er. So entstand aus seinem Pinsel unter anderem auch noch das „Stahlgießer-Triptychon.“

Für das Bild „Robur-Werker“ seien im Laufe eines Jahres Vorstudien, Ateliergespräche sowie auch die Arbeit mit den „Modellen“ im Atelier notwendig gewesen, erzählt er. Zu den ausgesuchten „Modellen“ zählten unter anderem zwei Schlosser, ein Werktätiger an der Fahrgestellmontage und eine Frau am Motorenband.

1979 wurde das Gemälde „Robur-Werker“ im Beisein der Betriebsleitung und großer öffentlicher Anteilnahme feierlich übergeben. Die Motive zeigen Arbeiter in den verschiedenen Fertigungsbereichen. Karl Wolfgang Weber ist im Nachhinein froh darüber, „dass ich das Werk in einem schlichten Realismus gemalt habe.“

Das Kunstwerk hing bis zur Wende im damaligen Kulturraum des Fertigungsbereiches 4 der Robur-Werke in Zittau. In den Nachwehen der politischen Veränderungen war es auf einmal verschollen. „Ich habe öfter an das Bild gedacht, ohne zu wissen, wo es sein könnte“, berichtet er. Nach einem redaktionellen Beitrag im „Oberlausitzer Kurier“ am Samstag, 24. Mai 2008, unter dem Titel „Künstler fahndet nach dem Tafelwerk“ wurde es gut verhüllt an seinem Atelier in Zittau anonym abgegeben. Wie und unter welchen Umständen ist bis heute nicht geklärt. „Für mich war es wichtig, dass es wieder da ist und jetzt hoffentlich einen endgültigen Platz im Motorrad-, Veteranen- und Technikmuseum Großschönau findet“, sagt er. Einige Personen auf dem Gemälde leben noch.

Das  Motorrad-, Veteranen- und Technikmuseum Großschönau in der Hauptstraße 85 in Großschönau soll im Frühjahr des nächsten Jahres eröffnet werden. Neben dem Tafelbild „Robur-Werker“ können die Besucher dann unter anderem um die 70 historische Motorräder, circa 30 geschichtsträchtige Fahrräder und zwei altehrwürdige Fahrzeuge, ein Adler, Baujahr 1902, und eine Phänomen-Mobil, Baujahr um 1900, besichtigen. „Bis dahin müssen wir noch weiter an der Ausgestaltung der Räume arbeiten“, so Uwe Brückner.

Steffen Linke / 07.08.2018

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