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Wenzelsmarkt 2019: 
Stadtspitze löst Zusage ein

Wenzelsmarkt 2019: 
Stadtspitze löst Zusage ein

Öffnet in zwei Monaten zum 636. Mal: der Bautzener Wenzelsmarkt. Dieser erstreckt sich diesmal vom Buttermarkt bis hin zur Mönchskirchruine. Foto: Archiv

Bautzen. Neun Wochen vor Beginn der Adventszeit stehen die ersten Lebkuchentüten in den Supermarktregalen, der Handel stimmt sich bereits auf die vorweihnachtliche Phase ein. Auch um das Bautzener Rathaus macht diese Entwicklung keinen Bogen. Deutschlands mit Abstand ältester Weihnachtsmarkt bekommt in diesen Tagen seinen letzten Schliff. Vom 29. November bis 22. Dezember wird die 636. Auflage, umrahmt von der romantischen Bautzener Altstadtkulisse, mit umfangreichem Kulturprogramm wieder mehr als 100.000 Gäste aus nah und fern nach Bautzen locken. Davon geht die Stadtverwaltung aus und beruft sich dabei auf Erfahrungswerte. Eventuell aber verschlägt es in diesem Spätherbst weit mehr Menschen auf das Weihnachtsmarktareal. „Wir haben uns auf sich verändernde Wünsche eingestellt“, sagt Stadtsprecher André Wucht. Unter anderem seien im Rahmen der wissenschaftlichen Abschlussarbeit einer Studentin der in Bautzen ansässigen Berufsakademie Sachsen durch Befragungen Erkenntnisse ermittelt worden, die in die Vorbereitung des Wenzelsmarktes einfließen. Und der wartet diesmal mit einer Premiere auf, die durchaus das Potenzial besitzt, die Besucherzahlen in die Höhe zu schrauben. Gleichzeitig wird ein vor längerer Zeit abgegebenes Versprechen des Stadtoberhauptes eingelöst. Oberbürgermeister Alexander Ahrens, der bekanntlich gern selbst hin und wieder auf schmalen Kufen über rutschigen Parcours gleitet, hat gemeinsam mit einem Bautzener Unternehmen das viel diskutierte Eisbahnprojekt in die Realität umgesetzt. Bereits zu Jahresbeginn ließ sich das Vorhaben nach einjähriger Verhandlungsphase in trockene Tücher bringen, weiß Eventmanager Bodo Siegert. Unklar ist jedoch noch, ob über die Zeit des Wenzelsmarktes hinaus das Angebot Bestand haben wird. „Ursprünglich wollten wir bis zum 6. Januar auf dem Buttermarkt das Schlittschuhlaufen ermöglichen“, betont er. „Noch ist in der Schwebe, ob wir dafür die Genehmigung erhalten.“

Dass sich ein solches Unterfangen durchaus rechnet, davon geht unter anderem Christian Haase, Sprecher des Vereins Bürgerbündnis Bautzen, aus. Gerade zwischen Weihnachten und den ersten Tagen des neuen Jahres halten sich laut seiner Erfahrung in der Spreestadt viele Gäste auf, die ihrer alten Heimat einen Besuch abstatten. Es ist nicht auszuschließen, dass ein großer Teil davon sicherlich ein paar Runden auf schmalen Kufen drehen möchte, solange das Angebot besteht.

Die 10 mal 22 Meter große Kunsteisfläche lässt sich den Angaben zufolge kostenfrei nutzen. Allerdings sind dafür Schlittschuhe mit einem speziellen Schliff notwendig. Und die gibt es, wie Bodo Siegert erklärt, gegen einen „kleinen Obolus“ beim Schuhverleih direkt an der Eisbahn. Auch auf einen Wintermarkt mit Bratwurst und Glühwein müssen die Eisläufer an Ort und Stelle nicht verzichten. „Wir bieten das volle Programm“, stellt der Unternehmer fest. Dazu gehört für ihn ebenso eine separate 16 mal 2 Meter große Eisstockbahn, die bald zu einem Abstecher einlädt.

Die von einer Schweizer Firma konzipierten Eisbahnen werden eine Woche vor Beginn des Wenzelsmarktes in Einzelteilen geliefert und auf dem Buttermarkt zusammenmontiert. Es handele sich dabei um eine besondere Ausführung. Auf dem glatten Untergrund haben laut Bodo Siegert auch schon Profieishockeyteams trainiert. Er sei ursprünglich für diese entwickelt worden.
Der Bautzener Tourismusverein unter der Führung von Dietmar Stange freut sich über das Engagement eines seiner Mitglieder. „Seit vielen Jahren haben wir uns dafür eingesetzt“, sagt er in Hinblick auf die nun zur Realität werdende Eisbahn. Auf die Frage, inwieweit es weitere Neuerungen in Bezug auf den diesjährigen Wenzelsmarkt geben wird, antwortete der Vereinsvorsitzende: „Uns sind keine bekannt. Wir haben aber im Vorfeld verschiedene Vorschläge unterbreitet, die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit inklusive.“ Neben der Eisbahn führt er einen abgespeckten Weihnachtsmarkt über die Feiertage hinaus auf sowie die Etablierung eines lokalen Weihnachtsmarktes am Postplatz während eines Einkaufswochenendes. „Damit ließe sich der Handel in der südlichen Innenstadt etwas beleben“, ist sich Dietmar Stange sicher. Einer teuren Expertise bedürfe es für all das nicht. „Es gibt in der Stadt genug kompetente Akteure, die sich mit guten Ideen einbringen und schon eingebracht haben.“

Damit spielt er auf die Debatte an, die sich im vergangenen Jahr um das Engagement des Dresdener Werbeprofis Holger Zastrow rankte. Dem Mann aus der Landeshauptstadt war, wie er dem Oberlausitzer Kurier zum damaligen Zeitpunkt verriet, wichtig, auf dem langgestreckten und weitläufigen Veranstaltungsgelände einen Ort zu entwickeln, an dem die Besucher spüren, dass es sich hier tatsächlich um den ältesten deutschen Weihnachtsmarkt handelt. Damit werbe die Stadt Bautzen seit jeher. Solch ein historisches Flair zu schaffen und überzeugend zu vermitteln, sei jedoch mit Blick auf die Reichenstraße mit ihren vielen Geschäften und den eher modern gehaltenen Kornmarkt durchaus schwierig. Die Verwaltung hatte bekanntlich eine Zusammenarbeit mit Holger Zastrow nicht weiter verfolgt, obwohl sie sich anfangs offen für seine Vorstellungen zeigte. Genau das beschäftigt offenbar noch immer einige Stadträte. Heiner Schleppers von der CDU-Fraktion beispielsweise denkt, dass die Ideen des Werbeprofis gut und auch finanzierbar waren. Allerdings habe im Rathaus niemand Geld dafür in die Hand nehmen wollen. Von dort heißt es inzwischen: „An den Eingangstoren wird auf die Situation des ältesten Weihnachtsmarktes Deutschlands verwiesen. Das Programmheft, die Internetseite und diverse Veröffentlichungen gehen detailliert auf die Ergebnisse einer Recherche zum Alter des Marktes ein. Mehr ist aus unserer Sicht nicht notwendig. Es handelt sich immer noch um einen Weihnachtsmarkt, nicht um einen Geschichtspfad. Den gibt es am Rande des Marktes. Wer sich also informieren möchte, hat viele Möglichkeiten dazu.“

Der Bautzener Weihnachtsmarkt trägt den Namen des böhmischen Königs Wenzel IV., der Bautzen bereits im Jahr 1384 ein Marktrecht verlieh. Inmitten der romantischen Altstadt vom Hauptmarkt beginnend entlang der Reichenstraße, umrahmt von barocken Häusern, bis hin zum Kornmarkt öffnet der Wenzelsmarkt drei Wochen lang in der Adventszeit. Geschmückte Stände und der erleuchtete Tannenbaum sollen für weihnachtliches Flair sorgen. Die Gäste erwartet neben kulinarischen Angeboten Weihnachtsschmuck, Handwerkskunst, Textilien und Spielwaren. Weihnachtliche Musik sowie Puppenspiel und Märchenstunde erfreuen ganze Familien, und täglich öffnet der Weihnachtsmann mit den Kindern den Adventskalender. Heiner Schleppers ergänzt: „Verkleidete Mülltonnen, die Abschaffung der modernen Fahrgeschäfte auf dem Hauptmarkt sowie der veränderte Schmuck des Weihnachtsbaumes – diese Ideen wurden in der Zwischenzeit ebenfalls berücksichtigt. Fakt ist: Dieser Markt trägt einen Namen, den man auch erleben muss.“ Gleichzeitig gibt er zu bedenken: „Ungeschmückte, fahrbare Verkaufswagen sind wohl nicht das hohe C.“ Was die Zukunft des Wenzelsmarktes anbelangt, sieht der Stadtrat diesen in den Händen einer möglichen Stadtentwicklungsgesellschaft gut aufgehoben. „Dort ließen sich auch andere Veranstaltungen und Feste mit planen und entwickeln. Und auch die Stadthalle Krone muss mit involviert werden.“ Utta Winzer, die sich gemeinsam mit zahlreichen Bautzenern für die Wiederbelebung der Stadthalle stark macht und jüngst einen Förderverein zur Rettung des Veranstaltungshauses gegründet hat, wünscht sich indes wie viele andere auch eine friedliche Adventszeit, die genügend Zeit zur Besinnung gibt. Sie selbst steckt ebenfalls in den Vorbereitungen zum Wenzelsmarkt. „Der historische Weihnachtsmarkt ist ein Teil von ihm. Er findet vom 6. bis 8. Dezember in der Mönchskirchruine statt. Der Verein Historische Märkte Bautzen lädt gemeinsam mit den Langen Kerls und dem F2F-Schaukampfteam Oberlausitz dazu ein.“

Roland Kaiser / 29.09.2019

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