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25 Euro gegen das schlechte Gewissen!

25 Euro gegen das schlechte Gewissen!

Bretterkiste, Klebeband drum und 25 Euro drauf – so kam eine Katzenmama mit drei Neugeborenen ins Horkaer Tierheim. | Foto: Tierheim Horka

Horka. Dieser Tage bekam das Tierheim in Horka ungewöhnliche Post. Nicht von einem Zustelldienst, sondern direkt vor die Haustür gestellt: In der aus Brettern zusammengezimmerten Kiste war eine Katzenfamilie eingesperrt. Darauf lagen 25 Euro.

Im Horkaer Tierheim hat man schon die unterschiedlichsten Härtefälle erlebt: Bis auf die Knochen abgemagerte Hunde, aus tierunwürdigen Haltungen gerettete Vierbeiner, über den Zaun geworfene Hunde und Katzen. Nun gibt es wieder einen neuen Fall: Plötzlich stand eine Kiste mit einer Katzenfamilie vor der Tür. Eine sehr zutrauliche Mama mit drei fast neugeborenen Babys. „Das kommt bei uns ein- bis zweimal im Jahr vor“, sagt Rosemarie Zille. Wo die aktuellen Tiere herkommen, wisse sie nicht. Allerdings, meint sie, hätte das Schicksal Schlimmeres mit ihnen vorhaben können. „Es ist besser, die Katzen so ‚abzugeben‘, als sie irgendwo sich selbst zu überlassen“, sagt die Tierheimchefin. Sie glaube zudem, „dass da jemandem etwas über den Kopf gewachsen ist.“ Man könne nur immer wieder daran erinnern, dass Katzen kastriert werden müssen, um genau solche Fälle zu verhindern. „Wir nehmen die Tiere jetzt auf und kümmern uns um die Vermittlung. Die Mutter wird selbstverständlich kastriert. Gerade wegen solcher Kosten bitten wir immer wieder um Spenden“, so Zille.

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Nach ein paar Tagen fühlt sich die Katzenfamilie schon sichtlich besser. Gutes Futter, Aufwendungen für den Tierarzt und die ständige Betreuung kosten aber beiweitem mehr als 25 Euro. | Foto: Tierheim Horka

Wobei die 25 Euro auf der Kiste ein eher lächerlicher Betrag sind. „Das war wohl wegen des schlechten Gewissens“, vermutet die Tierheimleiterin. Denn diese Summe reicht beiweitem nicht. „Im Moment sind die Babys 14 Tage alt und werden von der Mutter gesäugt. Die bekommt von uns viermal täglich Futter – das kostet jeweils einen Euro. Die notwendige Entwurmung etwa vier Euro. Wenn die Kleinen selbst fressen, kommt noch Juniorfutter hinzu. Bis zur achten Woche werden die Kleinen regelmäßig entwurmt, das macht insgesamt weitere zwölf Euro. Die Kastration der Mutter schlägt mit 90 Euro zu Buche. Selbst wenn wir die gesamte Familie schnell vermitteln können sind wir bei 200 bis 220 Euro. Dazu kommen dann allerdings noch die anderen Kosten – zum Beispiel die Löhne fürs Personal einschließlich Krankenkasse, Berufsgenossenschaft, Lohnsteuer usw. Nicht zu vergessen die Unterhaltung der Gebäude und des gesamten Geländes sowie die Fahrten zum Tierarzt.“ Dies alles geschehe in der Hoffnung, dass die Katzen gesund bleiben, denn auch solche kleinen Fellknäuel könnten sich schnell erkälten.

Wenn jemand wegen einer plötzlichen Katzengeburt nicht weiter weiß, ist es am besten sich im Tierheim zu melden. „Wir versuchen immer den Menschen zu helfen, wenn sie in solche Situationen geraten. Natürlich können wir nicht alle Katzenkinder bei uns aufnehmen. Wenn sich aber jemand mit der Bitte um Hilfe an uns wendet, werden wir eine Lösung finden“, macht Rosemarie Zille Mut. Leider seien viele Menschen „einfach zu faul“ sich etwas zu bemühen. Viele würden aber die Hilfe des Tierheimes bereits nutzen. Für die der Bretterkiste entronnene Katzenmama und ihre drei Babys gibt es unterdessen schon einige Anfragen, sodass es mit der Vermittlung klappen dürfte.

Frank-Uwe Michel / 24.06.2016

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