Ansturm ohne eine echte staatliche Koordination

Apotheker Thomas Neumann hat am 15. Dezember in der Görlitzer Engel-Apotheke in der Salomonstraße an seinen Kunden Wolfgang Gäbler drei FFP2-Masken ausgegeben. Foto: M. Wehnert
Region. Am Dienstag hat die kostenlose Verteilung von FFP2-Masken an rund 27 Millionen Menschen in Deutschland begonnen. Zunächst sollen über 60-Jährige und Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen drei Masken in der Apotheke abholen können. Im zweiten Schritt können die Betroffenen ab 1. Januar weitere zwölf Masken erhalten. Dafür sollen sie von ihrer Krankenkasse Coupons für zweimal je sechs FFP2-Masken bekommen. Der Apothekerverband appellierte an Patienten, nicht gleich am ersten Tag zu den Apotheken zu strömen.
Der Niederschlesische Kurier musste bei einem Besuch der Görlitzer Engel-Apotheke in der Salomonstraße feststellen, dass der Andrang jedoch gleich immens war. Apotheker Thomas Neumann hatte frühzeitig auf eigenes Risiko FFP2-Masken anschaffen lassen, nun kamen auch zahlreiche Kunden, die an anderen Apotheken keinen Erfolg hatten.
Aber Thomas Neumann hatte den Andrang fest im Griff. Er hatte seine Mitarbeiter angewiesen, Masken nur an Stammkunden auszugeben. „Aus manchen Aktionen, z.B. der Ausgabe von Kalendern, muss man leider sagen, dass viele sich immer wieder an mehreren Apotheken mit den gleichen Dingen ausstatten möchten.“ Und so notierten sich seine Angestellten auch jeweils den Namen des Empfängers.
Insgesamt beklagt Thomas Neumann, dass bei der Pandemie seines Erachtens zuviel Aktionismus herrsche. „Ich verstehe z.B. nicht, wieso man keinen Corona-Beirat gebildet hat, stattdessen gibt es einen kleinen Kreis von ’Leit-Viruologen’, die alleine viele Maßnahmen auf den Weg gebracht haben.“
Als Diplomchemiker bemängelt Thomas Neumann zudem, dass sich die Corona-Zahlenwerke schon häufig als nicht verlässlich erwiesen haben. Auch bei der Ausgabe der Masken haben man einen Startschuss gesetzt, als noch zu viele offene Fragen bestanden. Nun bestehe die Gefahr, dass sich viele Kunden mehrfach in unterschiedlichen Apotheken als chronisch erkrankt vorstellen, so dass andere Bedürftige leer ausgehen könnten. Daher sei seiner Ansicht dringend geboten, dass auch seine Kollegen nur jeweils Stammkunden versorgen.