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Auf den Spuren des Zittauer Stadtbaudirektors Emil Trummler

Auf den Spuren des Zittauer Stadtbaudirektors Emil Trummler

In der Bildcollage sind ausschließlich Bauten enthalten, die Stadtbaudirektor Emil Trummler entworfen hat. Sammlung: Uwe Preuß

Gerade zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 9. September, lohnt ein Blick in die Vergangenheit. In Zittaus Stadtgeschichte taucht dabei im 19. Jahrhundert immer wieder der Name Emil Trummler auf. Wer war der Mann, der dem heutigen „Grünen Ring“, als Umgehungsstraße an der ehemaligen alten Stadtmauer gelegen, ein prägendes Bild gab?

Zittau. Zu jener Zeit wurde eine Ringstraße bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges fertig gestellt. Es ist jener Ring, den einst der böhmische König Ottokar II. im Jahr 1255 als zukünftige Stadtgrenze abritt und großzügig durch eine Furchenmarkierung die Fläche für die Stadt Zittau bestimmte, die sich zu den bedeutendsten im Königreich Böhmen entwickeln sollte und im Jahr 2018 mitten im Herzen Europas liegt. Schon im Jahr 1861 erstellte Emil Trummler den Plan für die Neugestaltung des Frauenhospitals St. Jakob im Bereich der Dr.-Brinitzer-Straße. Zu seiner Zeit war es noch üblich, Frauen und Männer getrennt unterzubringen. Schon von weitem, gut zu sehen, ist die große Uhr über dem Mittelbau.

Zwei Jahre später, 1863, entwarf er Pläne für das Reitbahngebäude in der gleichnamigen Straße (heutige Schauburg), das dem fahrendem Volk als Spielstätte diente. Den größten Raum im Programm nahm damals die Reitkunst ein. Da es noch keine Autos gab, war das Verständnis unserer Ur-, Urgroßeltern für Pferde und Dressur sehr groß. Es war ein Umbau, in dem wenige Jahre später auch die Offiziere der Mandaukaserne ihre Reitausbildung erhielten.

In den Jahren von 1868 bis 1869 war seine berufliche Tätigkeit auf das in nur 18 Monaten entstandene Gebäude der Mandaukaserne gerichtet. Für die speziellen Besonderheiten bei dem Armee-Bau nahm sich Trummler einen Militärarchitekten mit an seine Seite. Es war ein Bau mit einer speziellen Maurer-Kunst durch die verschiedenen verwendeten Steinarten, denn auch Reste der alten Stadtmauer wurden dafür verwendet. Den Namen des heute weit über Sachsens Grenzen hinaus bekannten Gebäudes erhielt die Kaserne 1893 nach dem gleichnamigen Fluss Mandau.

Den Bauentwurf des Johanneums, als Zusammenschluss von Realschule und Gymnasium, fertigten Emil Trummler, Maurermeister Karl-August Caspar und Zimmermeister Gustav-Wilhelm Schramm gemeinsam an. Der regierende König Johann von Sachsen, der bei der Grundsteinlegung 1869 selber anwesend war, stiftete den Namen. Die feierliche Einweihung des neuen Schulgebäudes erfolgte am 12. Dezember 1871 zum Geburtstag des Sachsenkönigs. Dem 56 Meter hohen Turm, schon von weitem gut sichtbar, hat man auf der obersten Spitze als Wetterhahn einen vergoldeten Engel mit Trompete aufgesetzt, der Jahre zuvor auf dem Weber-Tor thronte, welches 1861 eingestürzt war.
Auch die Hauptturnhalle mit ihrer ansprechenden Front, nach Plänen des Stadtbaudirektors zwischen 1872 von 1874 erbaut, gehört in seine städtebauliche Architektur.

Das Stadtbad am Töpferberg gelegen, prägt das Bild als großer Bau der Stadt Zittau mit und wurde ebenfalls unter der Leitung Trummlers in den Jahren 1871 von 1873 erbaut. Im Auftrag der Stadt reiste er durch Deutschland, um verschiedene Badeanstalten zu besichtigen. Trummler ging ein Wagnis ein, aber wie sich schließlich herausstellte, war es eine gut überlegte Form der Anordnung, denn er bezog den mittelalterlichen Turm der einstigen Stadtmauer in seinen Bauplan mit ein und komponierte es mit dem „Neuen“. Sein Experiment gibt dem Stadtbad, welches heute mit zu den ältesten Bädern Deutschlands zählt, eine ganz besondere Note.
Mit den Bauten Emil Trummlers begann der Stadtring seine heutige Gestalt anzunehmen. Auch die Antike kam wieder zum Vorschein, denn der Klassizismus mit seiner Einfachheit, hervorgegangen aus dem klassisch griechisch-römischen und sichtbar am Stadtbad, (deutlich durch die Säulen zu erkennen), löste den überladenen Barock ab. Emil Trummler war ein gefragter Stadtbaudirektor. Wenn man seine Arbeiten heute betrachtet, die diesen einzigartigen ästhetischen Anspruch zum Ausdruck bringen, stellt sich ehrfurchtsvoll die Frage, wie hat er es verstanden, die Bauzeiten relativ kurz zu halten? Beide Weltkriege verschonten die Stadt zum Glück vor großen Schäden. „Wir haben in Zittau ein städtebauliches Zeugnis, das nicht sehr viele Städte in Deutschland in der Form vorzuweisen haben. Zittau wird beneidet, nicht nur von unseren Nachbarn, auch aus dem eigenen Land, beneidet um das große bauliche Erbe unserer Vorfahren. Vielleicht ist es auch der Respekt vor der handwerklichen Kunst der damaligen Zeit, die noch immer gut sichtbar ist“, urteilen regionale Historiker. Und weiter: „Wir Zittauer können stolz auf das sein, was unsere Vorfahren uns hinterlassen haben. Wir sind es, die unseren Kindern und Enkeln das weitergeben, was wir verantwortungsvoll übernommen haben. Gerade solche Bauwerke sind es doch, die Städte unverwechselbar und einmalig machen. Mit dem reichen Erbe lassen sie uns Zittau wieder zu dem werden, was es einst war – eine der schönsten Städte.“

Dazu trägt auch der Tag des offenen Denkmals bei. Es sind alles unwiederbringliche historische Bauwerke, wo viel originale Substanz zu finden ist und damit gewachsene Geschichte erzählt wird. Sie zu erhalten, ist eine Herausforderung und bedarf einer großen Kraftanstrengung, ist aber eine lohnenswerte Aufgabe.

Frank Brandt / 09.09.2018

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