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Auf den Spuren großer Designer

Auf den Spuren großer Designer

Die Patchworkfrauen aus dem Oberland präsentierten hier mit männlicher Unterstützung in der „Alten Mangel“ in Ebersbach-Neugersdorf eine ihrer farbenfrohen großen Steppdecken. Foto: privat

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Der britische Designer Kaffe Fassett lieferte den Patchworkfrauen aus dem Oberland viele Anregungen und Ideen für ihre Kunstwerke. Foto: privat

Die bunte 1,80 mal 1,50 Meter große und circa 800 Gramm leichte Steppdecke zählt zu den Kunstwerken der rührigen Patchworkfrauen im Oberland, die auf Anregung eines Workshops mit den bekannten internationalen Designern Kaffe Fassett und Brandon Mably gefertigt worden ist. Die Arbeit von Ursula Illner besticht durch die vielen kräftigen Farben, insbesondere die Rottöne.

Ebersbach-Neugersdorf. „Mehrere ,Mädels’ von uns haben jeweils eine Patchworkdecke gefertigt“, berichtet Annegret Wünsche von den Patchworkfrauen. Dazu sei es notwendig gewesen, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen, welcher Art die Arbeit sein sollte. „Wir haben uns dazu entschieden, ein größeres Werk, nämlich eine Decke, ungefähr in den Maßen 1,80 bis zwei Meter Höhe und 1,50 Meter Breite, zu arbeiten“, erläutern die Frauen. Beim diesem Kunstwerk seien ausschließlich Stoffe mit 100 Prozent Baumwolle verarbeitet worden.

Das Vlies in der Mitte des Quilts besteht aus einer Mischung aus Baumwolle und Polyester. „Es ist jederzeit möglich, die Decke zu waschen, allerdings mit einem Schonprogramm bei 30 Grad“, erklärt Ursula Illner. Damit sei auch bereits gesagt, dass ein solches Kunstwerk auch ein Gebrauchsgegenstand sein kann, denn es gibt die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten. Die Anzahl der verarbeiteten Farben des Quilts lässt sich nicht bis ins kleinste Detail ermitteln. Es sind die gesamten Rot- und Orangetöne, Violett sowie einige Blautöne, wie die „Schöpferin“ des Kunstwerkes betont.

Die Idee, an einem Workshop mit Kaffe Fassett und Brandon Mably teilzunehmen, war im Herbst 2017 geboren worden.
Isolde Thiele aus der Patchworkgruppe weilte damals zu einem Kurs im Handarbeitshaus Gröbern bei Meißen und brachte die Information mit nach Hause, dass die beiden Designer aus Großbritannien im Sommer 2018 nach Deutschland kommen und hier Workshops mit ihnen besucht werden können.

Katrin Frey, Ursula Illner und Isolde Thiele, drei Frauen der Patchworkgruppe, haben sich daraufhin gleich angemeldet und im August 2018 den Kurs in Gröbern besucht. Bei diesem Workshop ging es ausschließlich darum, den Entwurf für die gesamte Arbeit zu fertigen. „Wir haben also nicht mit der Nähmaschine gearbeitet. Denn jede der 20 Frauen konnte dort an einer Designwand mit Farben spielen“, berichten die Kursteilnehmerinnen. Die Anleitung und vielen Hinweise der beiden Künstler seien natürlich sehr hilfreich gewesen. In der Kollektion von Kaffe Fassett spielen „Bold Blooms“, sprich große Blüten, in allen Design- und Farbvariationen eine entscheidende Rolle. „Es ist uns nicht leicht gefallen, jeden Vorschlag der Künstler sofort nachzuvollziehen. Wir mussten auch ganz schön probieren, bis wir für uns ein annehmbares Ergebnis erzielt hatten“, so die Patchworkfrauen.

Zu Hause galt es dann, die auf der Flanell-Designwand kreierten Muster zu einem Quilttop zusammenzufügen. Hier war die Nähmaschine voll im Einsatz. So etwa 40 bis 50 Stunden intensiver Näharbeit stecken schon in einer kompletten Decke drin, berichten sie.
Die Stoffe, die von Ursula Illner und den anderen Frauen verarbeitet wurden, stammen ausschließlich aus der Kollektion von Kaffe Fassett und Brandon Mably: „Bei deren Gestaltung und Anordnung konnten wir unsere eigenen Vorstellungen fast verwirklichen und haben dabei unwahrscheinlich viele Ideen von den Künstlern übernehmen können. Nach fast sieben Stunden Arbeit an der Designwand hatten wir den Entwurf unseres Quilts, der mit nach Hause genommen wurde, um zusammengenäht zu werden.“

In der Patchworkausstellung „Im Farbenrausch“ in der „Alten Mangel“ in Ebersbach-Neugersdorf bestaunten viele Besucher die farbenfrohen Quilts, auch wenn die ein oder andere Komposition vielleicht gewöhnungsbedürftig ist. „Wir haben mit Freude daran viel Mut zur Farbe bewiesen und unser Selbstbewusstsein damit enorm gestärkt“, freuen sich die Patchworkfrauen.
Beim Workshop selbst erlebten die „Mädels“ aus dem Oberland die beiden bekannten Künstler locker und aufgeschlossen und in keiner Weise eingebildet oder überheblich: „Es war, als ob wir uns schon lange gekannt hätten.“ Allerdings sei es auch nicht ganz einfach gewesen, die Sprachbarrieren zu überwinden, „denn wir haben in englischer Sprache miteinander kommuniziert. Beide haben das mit uns gemeinsam gut hinbekommen.“

Der Besuch dieses Workshops hat die Patchworkfrauen bestärkt, „in unserer weiteren Arbeit doch einmal etwas Außergewöhnliches zu wagen und auch neue Wege bei der Gestaltung einer Arbeit zu gehen: Wie baue ich zum Beispiel einen Quilt auf? Welche Farben harmonieren miteinander? Wie können wir mit dem Farbkreis arbeiten? Und wie viel Mut haben wir zur Farbe?“

Die hergestellten Quilts befinden sich im Privatbesitz von Ursula Illner und den anderen Frauen. Die Steppdecken werden entweder selbst genutzt, an Verwandte oder gute Freunde verschenkt sowie bei weiteren möglichen Ausstellungen präsentiert. Vorrangig den ideellen Wert der farbenfrohe Kunstwerke schätzen die Patchworkfrauen für sich ganz persönlich sehr hoch ein: „Der Kurs bleibt uns sicher noch lange in Erinnerung und gibt uns viele neue Impulse für unsere weitere Arbeit.“

Steffen Linke / 20.11.2018

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