Auf der Glasfaser nach Nishni Nowgorod
Fingerspitzengefühl ist beim Spleißen der Glasfaserkabel erforderlich. Foto: Archiv
Region. Was haben die Gemeinden Nebelschütz, Räckelwitz, Crostwitz, Puschwitz, Neschwitz, Radibor, Panschwitz-Kuckau und Burkau gemeinsam? Nun, sie alle liegen – mehr oder weniger vollständig – im sorbischen Siedlungsgebiet des Landkreises Bautzen. Und sie alle gehören zum Cluster 6 innerhalb des Großprojektes „Breitbandausbau im Landkreis Bautzen“ – zu jenem Cluster also, dessen Fertigstellung jetzt gefeiert werden konnte.
Einen „Meilenstein für die Entwicklung der digitalen Infrastruktur“ nennt das Landrat Michael Harig und verweist auf die Anfänge: 2009, als der Landkreis schon einmal ein solches Großprojekt auflegte, galten zwei Megabit pro Sekunde (Mbit/s) als das Maß der Dinge, zumindest jedoch als ausreichend. Jetzt liegt die Ausbaugeschwindigkeit bei 100, und selbst diese Übertragungsrate gibt manchem ambitionierten Nutzer noch immer das Gefühl, mit dem Faustkeil um ein digitales Feuer zu tanzen. Doch immerhin: Für den Hausgebrauch und für den „normalen“ gewerblichen Nutzer erscheint diese Geschwindigkeit als völlig okay.
Und doch weiß der Landrat schon jetzt, dass selbst dieser Ausbauzustand noch nicht das Ende der Fahnenstange darstellen kann und sich auch sein Nachfolger noch mit diesem Thema beschäftigen wird. Die Verwendung der Glasfasertechnologie lässt die Möglichkeit, später noch „draufzusatteln“. Und dann gibt es ja auch noch jene zahlreichen Nutzer, die das Pech hatten, in den vergangenen Jahren zu einem Anschluss mit vielleicht 35, 40 Mbit/s zu kommen, der sich jetzt als Pferdefuß erweist. Damit fallen sie nämlich aus den Bedingungen für das Förderprojekt heraus, die die Grenze bei 30 ziehen. Alles, was darüber liegt, gilt als ausreichend versorgt und muss sich anderweitig kümmern.
Cluster 6 ist nun also das Erste, das fertig wurde, und Cluster 10 wird vermutlich das letzte sein. Dieses wurde nämlich aus all jenen potenziellen Nutzern gebildet, die bei den Clustern 1 bis 9 – aus unterschiedlichen Gründen – unberücksichtigt blieben. Generell sollte das Breitbandprojekt bis Ende 2020 abgeschlossen sein, doch dieses Ziel wurde verfehlt. „Wie erwartet, haben sich die Kapazitäten der Tiefbauunternehmen als Flaschenhals herausgestellt“, meint Michael Harig.
In der Folge wurden teilweise ausländische Unternehmen eingesetzt, was laut Landrat zuweilen zu Problemen bei der Kommunikation führte. Dennoch hätten diese eine tolle Arbeit geleistet. Nach Angaben der für die Kreisentwicklung zuständigen Beigeordneten Birgit Weber hat auch Corona zum Verzug beigetragen, als Fertigstellungstermin gilt jetzt der September 2021. Alles kein Grund zum Unken, wenn man sich die Dimensionen des Projektes vor Augen hält: Mit den verlegten Glasfaserkabeln könnte man die Strecke zwischen Bautzen und Nishni Nowgorod überbrücken. Dass der Landrat ausgerechnet dieses Beispiel wählte, darf mit einem Augenzwinkern quittiert werden. Vielleicht hätte sich manch einer eher eine Vorstellung von der Entfernung ins andalusische Granada machen können – auch sie beträgt annähernd 2.077 Kilometer.