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Cunewalde: Im Domstift stehen 800-Jahr-Feiern an

Cunewalde: Im Domstift stehen 800-Jahr-Feiern an

Bürgermeister Thomas Martolock vor Deutschlands größter Dorfkirche und der frisch sanierten Pfarrschule. Foto: RK

Cunewalde. Seit 1222 macht Cunewalde nun schon von sich reden. Das muss gefeiert werden, dachte sich nicht nur Bürgermeister Thomas Martolock. Einst in einer Urkunde des Domstifts Bautzen erstmals erwähnt, sehen sich 800 Jahre später weitere Gemeinden vor diese Aufgabe gestellt. Neukirch/Lausitz, Hochkirch, Sohland/Spree und Wilthen eint das gleiche Schicksal. Auch dort sollen 2022 zahlreiche Veranstaltungen über die Bühne gehen. Den gemeinsamen Auftakt möchten die Jubilare in der größten Dorfkirche Deutschlands vollführen. Am 29. April ab 17.00 Uhr ist einjeder dazu eingeladen, unter anderem der Festrede von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer zu lauschen und einen Vorgeschmack auf die nachfolgenden Feierlichkeiten zu erhalten. „Im Anschluss an den Festakt im Gotteshaus lässt sich über eine Flaniermeile streifen“, weiß Thomas Martolock. Diese erstreckt sich den Vorstellungen zufolge vom aktuell im Bau befindlichen Kirchweg über den Umgebindehauspark bis hin zum Gemeinde- und Bürgerzentrum. Unter anderem dürfen in dem Zusammenhang Vereine gegenüber den Besuchern Zeugnis von ihrer Arbeit ablegen. Derzeit laufen dafür die Vorbereitungen auf Hochtouren, weiß das Gemeindeoberhaupt.

Bereits wenige Tage zuvor will die Kommune eine Idee aus der Bürgerschaft realisieren. Beerensträucher und Obstbäume werden an verschiedenen Standorten in die Erde gebracht. „Das geschieht im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion“, erklärte Projektkoordinator August Bierke. Gestartet worden sei diese am 14. Februar. Kurz darauf habe die Gemeinde bereits zahlreiche Spendenzusagen für die zu pflanzenden Gewächse einsammeln können. Dabei handelt es sich beispielsweise um Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume auf der einen sowie Johannis- und Jochelbeerensträucher auf der anderen Seite. Die Hoffnung ist groß, dass bis Mitte April weitere Unterstützungsbekundungen in Form von kleinen und größeren Summen auf der Crowdfunding-Plattform „99 Funken“ eingehen. In dem Fall werde die Kreissparkasse Bautzen dem Projekt finanziell unter die Arme greifen, so August Bierke. Die sogenannte Naschwiese, auf der sich einmal die Beeren pflücken lassen, soll entlang eines Radwegabschnitts im Ortsteil Halbau entstehen. Die Fallobstwiese mit den noch zu pflanzenden Bäumen werde künftig in der Nähe der „Blauen Kugel“ zu finden sein. Rund 14.000 Euro benötige die Kommune, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Jedem Spender möchte August Bierke ein Zertifikat ausstellen. Auch auf einer Tafel sollen noch einmal alle Finanziers Erwähnung finden. Wer bei den Pflanzaktionen mit Hand anlegen möchte, dürfe sich gern bei der Verwaltung melden. Gebraucht würden ehrenamtliche Helfer am 22. und 24. April.

Das Jubiläum selbst verfolgt Bürgermeister Thomas Martolock mit gemischten Gefühlen. Einerseits gibt es Grund zur Freude. Die Kommune hat bei den Einwohnerzahlen erstmals seit Langem wieder ordentlich zugelegt. Im Vergleich zu 2020 leben inzwischen rund 60 Menschen mehr in Cunewalde. Das Gemeindeoberhaupt macht dafür unter anderem den intakten Immobilienmarkt mit verantwortlich. Das zeige sich in der Nachfrage nach Wohneigentum. Aber auch in puncto Mietverhältnisse gäbe es Bedarf. So schwinde der Leerstand kontinuierlich – und das auch in der Albert-Schweitzer-Siedlung im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz. Dort will die Gemeinde nicht nur Wohnen und Einkaufen ermöglichen. Im Zuge des Strukturwandels denkt sie an eine „Symbiose“ aus Kinderkrippe und Altentagespflege. Bund und Land hatten dafür bereits grünes Licht gegeben. Thomas Martolock denkt, dass bis 2024 Tatsachen geschaffen werden. Für dieses Projekt seien Kosten in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro angesetzt worden.

In unmittelbarer Nachbarschaft rollen nach wie vor Teile für Dieselmotoren vom Band. Das soll möglichst nach 70 Jahren auch so bleiben. Traurig stimmt den Bürgermeister in dem Zusammenhang, und das ist die andere Seite der Medaille, die nicht enden wollende Diskussion im Land um Verbrennerantriebe. „Es tut schon weh, wenn Erzeugnisse wie Kleindieselmotoren zu Unrecht politisch tot gemacht werden“, sagte Thomas Martolock. Einst fanden die Cunewalder Antriebe in 80 Ländern rund um den Globus ihre Abnehmer. Berlin sollte vor diesem Hintergrund darüber nachdenken, das was bereits da ist zu unterstützen. „Nicht überall siedelt sich Tesla an“, wagte der erste Mann in der Gemeinde Cunewalde einen Seitenhieb, wohlwissend, dass er damit aneckt – wie das eben manchmal so ist im Tal mit Weitblick. Im Strom mitzuschwimmen, ist nicht sein Ding. Für die Menschen vor Ort ein unvergessliches Jubiläum gemeinsam mit anderen auf die Beine zu stellen dagegen schon. Und am liebsten möchte er ihnen allen weiterhin vom staatlich anerkannten Erholungsort Cunewalde berichten können. Doch das ist schon wieder ein völlig anderes Kapitel.

Roland Kaiser / 27.02.2022

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