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Bleibt die Krone doch für immer zu?

Bleibt die Krone doch für immer zu?

Marode sieht wahrlich anders aus: Bei einem Tag der offenen Tür im vergangenen September nutzten 1.056 Besucher die Möglichkeit, sich selbst von der Stadthalle Krone ein Bild zu machen. Viele zeigten sich dabei überrascht von deren gutem Zustand. Foto: RK

Bautzen. Es wird keine SED-Gelder für die Stadthalle Krone geben. Das hat die Rathausspitze jetzt in ihrer Antwort auf eine Stadtratsanfrage klar gestellt. Diese Mittel seien nicht passend für das Veranstaltungshaus, wie aus dem Büro von OB-Referent Markus Gießler verlautete. „Von Anfang an wurde klar kommuniziert, dass die Krone-Fläche als Stadtentwicklungsfläche vorgehalten wird.“ Zudem sei ein für den Antrag der Mittel unabwendbares Kriterium die Wiedergutmachung von SED-Unrecht. „Dies kann selbst bei hoher Interpretationsstärke für die Krone nicht gefunden werden.“
Das allerdings geht so aus einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern nicht explizit hervor. Laut der gesetzlichen Regelungen müssen letztere die Mittel aus dem sogenannten PMO-Fonds zweckgebunden für investive und investitionsfördernde Maßnahmen der öffentlichen Hand und nichtstaatlicher Träger für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zwecke einsetzen. Sachsen hatte im vergangenen Jahr 62 Millionen Euro aus diesem Topf erhalten. Im erzgebirgischen Stollberg beispielsweise ist angedacht, mit Hilfe eines Teiles der Zuwendungen in der ehemaligen Frauenhaftanstalt Hoheneck ein Fitness-Sport-Vorhaben umzusetzen.
 

Alternativer Text Infobild

Nach dem Brückendilemma spielt die Stadt mit dem Gedanken, einen Teil der SED-Million für die Sanierung der Schwesternhäuser in Kleinwelka zu verwenden. Foto: Roland Kaiser

Zurück zur Krone. Jüngst hatten sich in Bautzen Bürgervertreter aus dem bürgerlichen Lager für eine entsprechende Verwendung der Fördergelder ausgesprochen, nachdem diese nunmehr für einen möglichen Bau der geplanten Spreequerung in der Altstadt nicht mehr in Frage kommen. Denn die vom Land bewilligte Finanzspritze aus konfiszierten SED-Millionen muss nach neuesten Angaben der Stadtverwaltung bis Ende 2021 abgerechnet sein. Kritiker des Brückenprojekts bezweifeln, dass bis zu diesem Zeitpunkt Tatsachen zwischen Protschenberg und Ortenburg geschaffen werden – auch weil ein langwieriger Rechtsstreit mit einem betroffenen Grundstückseigentümer droht. Alternativ dazu versucht die Stadtspitze inzwischen, die Außer-der-Reihe-Förderung für Maßnahmen wie die Sanierung der Schwesternhäuser in Kleinwelka oder auch den Feuerwehrneubau in Salzenforst zu sichern. Letzterer rangiert auf der von Finanzbürgermeister Robert Böhmer geführten Prioritätenliste an oberster Stelle.


„Wir tragen in enger Abstimmung mit der Staatskanzlei Ersatzprojekte zusammen“, erklärte OB-Referent Markus Gießler. Auch bei Alternativen würden dieselben Regularien gelten. Das heißt, die Abrechnung müsse bis Ende 2021 erfolgen. Zudem seien die SED-Mittel als 85-prozentige Förderung zu verstehen. „Wir benötigen also für jedes Bauprojekt Eigenmittel. Eine Kombination mit anderen Förderungen scheint dagegen nicht möglich zu sein.“
Sobald eine im Rahmen umsetzbare Maßnahme in Aussicht stehe, würde das Rathaus angemessen reagieren.


Indes beklagt die Bürgerinitiative zur Rettung der Krone Bautzen ein gewisses Desinteresse an den Wünschen einer, wie sie sagt, „großen Mehrheit der Bautzener Bürger und der umliegenden Gemeinden“. Die Stadthalle gehöre zu Bautzen. „Wir wollen dem Anspruch gerecht werden, kultureller Mittelpunkt der Oberlausitz zu werden“, beteuerte BI-Sprecherin Utta Winzer. Und in dem Fall sei noch Luft nach oben. „Solang die Stadt Bautzen keinen eigenen Veranstaltungssaal hat, soll die Krone weiter genutzt werden“, fordert sie im Namen der Protestbewegung. „Wir wollen die Krone als Veranstaltungs- und Vereinshaus mitten im Zentrum. Und wir möchten Bautzen für die Einwohner und deren Gäste ein Stück weit anziehender machen.“


In Bezug auf SED-Unrecht, das die Stadtverwaltung im Fall der Stadthalle nicht erkennen kann, fügte Utta Winzer hinzu: „Die ehemalige DDR-Regierung hat die Gründung der Treuhand beschlossen. Genau jene Organisation, die Volkseigentum privatisieren sollte. Sie verkaufte die Krone samt Hotel nach einer europaweiten Ausschreibung an die Westberliner Onnasch-Gruppe. Daraufhin mussten die Bautzener miterleben, wie ihr Volkseigentum enteignet wurde. Das ist nach meiner Ansicht schon Unrecht genug.“ Die Stadthalle nicht länger nutzen zu dürfen, sei ein weiterer Schlag ins Gesicht der Spreestädter.


Im vergangenen Jahr hatte die kommunale Wohnungsbaugesellschaft auf Grundlage eines Stadtratsbeschlusses die Immobilie samt Parkplatz für einen Millionenbetrag erworben. Mehrere Unternehmen, die dort ansässig sind, konnten ihren Betrieb dadurch zunächst aufrechterhalten. Gleichzeitig ist ein Streit darüber entbrannt, wie es mit dem Krone-Saal weitergehen soll. Die Verwaltung ist dagegen, dass mit Unterstützung der Stadt vor Ort wieder kulturelles Leben einkehrt. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche engagierte Bürger, die sich zumindest für einen Testlauf einsetzen. Dafür tragen sie momentan entsprechende Nutzungsideen zusammen.
Dass es am Ende funktionieren kann, beweist beispielsweise der Sachsenhof in Nossen. Auch dort haben sich Einwohner dafür stark gemacht, dass eine Tradition am Leben bleibt. Das komplettsanierte Hotel- und Ballhaus, das bereits 1899 erbaut wurde, bietet mehrere Räumlichkeiten für Veranstaltungen jeglicher Art. Eine vom Nossener Stadtrat eingesetzte Pächterin kümmert sich um die Bewirtschaftung der Immobilie. Sie vermietet den großen oder kleinen Saal oder andere Räume an Nossener Vereine und sonstige Interessenten, plant mit ihren Unterstützern eigene Veranstaltungen, und als Ansprechpartnerin ist sie stets vor Ort, wenn etwas passiert.


Könnte das nicht auch ein Modell für Bautzen sein? Zumindest wäre es eine Überlegung wert, meinte Utta Winzer im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier. Für weitere Unterstützung aus der Bevölkerung und Unternehmerschaft auch in finanzieller Hinsicht wäre sie auf jeden Fall dankbar.

Roland Kaiser / 05.05.2019

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Kommentare zum Artikel "Bleibt die Krone doch für immer zu?"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Hardren schrieb am

    Das Geld für die Erhaltung der Krone zu verpulvern,finde ich vollkommen unsinnig.

    Das gleiche gilt für die Idee einer Hängebrücke über die Spree.

    Um das kulturelle Angebot der Stadt Bautzen zu verbessern, sollte man lieber das Geld in eine Mehrzweckhalle, wie die Energieverbund-Arena in Dresden, investieren. Dort könnten dann viele sportliche und kulturellen Veranstaltungen stattfinden und würden die Kosten für die Halle wieder einspielen. Platz dafür wäre reichlich, einschließlich kostenloser Parkplätze, an der Umgehungsstraße zur A4 Bautzen- Ost. Der Parkplatz könnte wochentags gleichzeitig als Pendlerparkplatz genutzt werden.

    Zur Spreebrücke - erweitert den Parkplatz Schliebenstraße, richtet einen preisgünstigen Pendelverkehr mit einer Bahn, nach Vorbild der Bäderbahn auf Rügen, oder der Bimmelguste im Spreewald, ein und fahrt im 30 Minutentakt in die Innenstadt. Damit entfallen die Kosten für Bau und Instandhaltung einer Hängebrücke, welche bei Schnee, Gewitter und starkem Wind sowieso nicht nutzbar wäre.

  2. Maimami schrieb am

    Ich wäre dafür, den Saal für die Jugendlichen in Bautzen zu gestalten.
    Eine Aufenthaltsort für diese, die nicht wissen was sie in ihrer Freizeit anstellen soll.
    Ehrenamtliche Erwachsene als ansprechpartner und Aufpasser.
    Klare Regeln und trotzdem Mitspracherecht. Für ein gutes Miteinander.
    Aus spenden könnte man Kickertische usw rein stellen.
    Gemeinsame Veranstaltungen, gemeinsames aufbauen mit Jugendlichen, damit jeder Ideen mit einbringen kann.
    Evtl auch gemeinsames backen.
    Ich könnte mir in dieser richtung sehr sehr viel vorstellen.

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