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Bruder Vincentius ist ein Dauerbrenner

Bruder Vincentius ist ein Dauerbrenner

Simone Hohlfeld und Jochen Kaminsky schlüpfen in dem Stück „Bruder Vincentius und das verflixte elfte Gebot“ in die Rollen der Schankmagd Magdalena und des Bruders Vincentius. Foto: privat

Das ist mal ein richtiger kultureller Dauerbrenner. Die Theatertruppe „Kurzweyl“ mit Simone Hohlfeld aus Hainewalde und Jochen Kaminsky aus Ebersbach-Neugersdorf präsentiert am Sonntag, 20. Oktober, um 20.00 Uhr, im Theaterwagen auf den Gleisen der Schmalspurbahn am Fuße der Burg- und Klosteranlage Oybin zum 150. Mal das Stück „Bruder Vincentius und das verflixte elfte Gebot.“

Oybin. „Vielleicht war der Inhalt ein ,Glücksgriff’, vielleicht ist es aber auch der Titel. Im Prinzip sind wir aber auch selbst ein wenig Schuld daran, denn da wir gemerkt haben, dass dieses Stück so gut ankommt, haben wir es natürlich öfter als die anderen angesetzt“, sagt Jochen Kaminsky. Im Prinzip spielt die Theatertruppe „Kurzweyl“ die beiden Stücke „Bruder Vincentius und das verflixte elfte Gebot“ und „Der Friedensschluss“ am häufigsten – darüber hinaus ein gemeinsames Kabarettstück und zwei Programme, die zu unterschiedlichen Anlässen ein wenig verändert werden können, so zum Beispiel für den Valentinstag. 

Eigentlich handelt es sich bei dem genannten Dauerbrenner um die Fortsetzung eines berühmten Romans, der auch als Film weltweit bekannt ist. Um welchen genau, darauf kommen die Gäste erst am Ende des Stückes, sagt er. Inhaltlich geht es darum, dass der Franziskanermönch ein Modell – in Person von Schankmagd Magdalena – braucht, um eine Heilige zu malen. Zwei unterschiedliche Charaktere treffen dabei aufeinander. Er ist wohl vom langen Klosterleben ein bisschen grantig geworden. Sie öffnet mit ihrer freundlichen Art sein Herz, sodass er aus seinem Leben erzählt... 

Der Franziskanermönch präsentiert sich dem Publikum mit einer braungrauen Kutte. Die Schankmagd trägt entsprechende Gewandung. Dabei war dieser Dauerbrenner ursprünglich gar nicht als Theaterstück geplant. „Wir wollten vielmehr als Figuren durch Gaststätten ,tingeln’ und Gäste an den Tischen unterhalten. Wir hatten so etwas zum Beispiel im Sophienkeller Dresden erlebt. Wir merkten aber ganz schnell, dass das nicht einfach übertragbar ist. Wir haben dann die beiden, uns vorschwebenden Figuren in zwei Rollen verpackt und zu einem Stück verarbeitet“, erzählt er. Und er fügt hinzu: „Wie ich gerade auf diese Idee dafür gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so richtig. Wir haben unser Konzept dann einem ehemaligen Schauspieler vorgestellt und der hat uns das dann beigebracht – ja regelrecht trainiert bzw. uns ,geschliffen’. Ihm haben wir diesbezüglich viel zu verdanken.“ 

Die erste Aufführung des Stückes präsentierte die Theatertruppe „Kurzweyl“ im April 2009 im Keller unter dem Klosterstübl in Zittau vor etwa 40 Besuchern. „Das war natürlich eine unglaubliche Atmosphäre“, erinnert er sich. Die beiden spielten aber auch schon an allen möglichen und unmöglichen Orten – unter anderem bei einem ihrer größten Auftritte in der Klosterkirchruine Oybin. „Die kleinen Räume liegen uns aber besonders. Wir werben ja auch mit dem Spruch ,Zuhause auf den kleinsten Bühnen der Welt’.“ Im Theaterwagen, einem ausrangierten Personenwagen der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft mbH, müssen Simone Hohlfeld und Jochen Kaminsky schon wegen des geringen Platzes von 1,5 mal 1,5 Metern Bühnengröße in gewisser Weise auf Minimalismus setzen: „Scheinwerfer und Ton steuern wir per Funk selbst.“ Ein Schreibpult, ein Tisch, ein Hocker und eine Staffelei – mehr Platz ist dort einfach nicht, betont er. Durchschnittlich verfolgen 20 bis 25 Besucher die Aufführungen. „Wir haben aber auch schon für zwei Gäste gespielt“, sagt er. Die verbleibenden Vorstellungen der Saison sind bei nur 30 Plätzen ausverkauft. 
Im Prinzip kennen die beiden Schauspieler jedes Wort des Stückes auswendig: „Das heißt aber nicht, dass wir nicht immer wieder proben bzw. die Texte überfliegen.“ 
Simone Hohlfeld und Jochen Kaminsky haben bei all ihren Aufführungen schon viele lustige Anekdoten erlebt: „Oh, da passiert immer wieder mal was. Irgendwas fällt um oder geht zu Bruch. In solchen Situationen müssen wir das beste draus machen.“ Jede Aufführung sei auch anders. „Wir können das einfach nicht voraussehen“, ergänzt er. 

Und wo sehen die beiden das Erfolgsrezept für dieses Stück? „Tja, wenn wir das wüssten. Vielleicht ist es das Herzblut, was wir hineinstecken. Ein Teil des Erfolges beruht sicher auf der Idee der ungewöhnlichen Spielorte wie eben dem ehemaligen Schmalspurwagen. Das ist es aber nicht nur: Wir müssen schon auch ,abliefern’ und das ist uns scheinbar bisher immer gelungen. So lange wie die Leute das Stück jedenfalls noch sehen wollen, werden wir es auch weiter anbieten – aber eben nicht ausschließlich“, antwortet er. Die Entscheidung, welches neues Stück die beiden demnächst aus der Schublade holen, ist noch nicht gefallen. „Höchstwahrscheinlich wird es wieder historisch und geht tief unter die Erde“, sagt er. 
Übrigens: Simone Hohlfeld und Jochen Kaminsky bedanken sich ganz herzlich bei der Sächsisch Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft mbH, „ die uns den Theaterwagen so unkompliziert und uneigennützig zur Verfügung stellt.“

Steffen Linke / 13.10.2019

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