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Das große Pokern um Bautzens Krone

Das große Pokern um Bautzens Krone

Die Krone an der Bautzener Töpferstraße steht zum Verkauf und mit ihr ein Parkplatz mit rund 200 Stellflächen. Die Stadt zögert. Sie will im Vorfeld den genauen Wert der Immobilie feststellen lassen.

Wohin geht die Reise mit Bautzens einstigem Veranstaltungshaus? Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Wertgutachten könnte Klarheit bringen. Doch das liegt der Verwaltung noch nicht vor. Indes bemühen sich verstärkt Dritte um die Immobilie.

Bautzen. Das Zeitfenster wird immer enger, um den Spreestädtern den Veranstaltungsort an der Töpferstraße zu erhalten. Mittlerweile haben beim Eigentümer der Immobilie Investoren mit ausreichendem Finanzpolster angeklopft, die das Krone-Areal gern übernehmen würden. Keines der Konzepte sieht vor, den Saalbetrieb fortzuführen. Das sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Berliner Onnasch-Gruppe Alexander Kindermann auf Anfrage dem Oberlausitzer Kurier. Dabei gibt er sich keine große Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. Nachdem die Stadträte der Verwaltung den klaren Auftrag erteilt haben, mit den Hauptstädtern in Kaufverhandlungen zu treten, gab es lediglich ein Treffen zwischen Oberbürgermeister Alexander Ahrens und Kindermann. Das war im Februar. Seitdem herrsche Funkstille. Hinter den Kulissen jedoch versuchen mehrere Bürgervertreter quer durch die Fraktionen den Draht weiter aufrechtzuerhalten. Inzwischen konnten sie übereinstimmenden Informationen zufolge sogar den Krone-Besitzer dazu bewegen, seine einstigen Preisvorstellungen herunterzuschrauben. Statt 3,4 Millionen sind nun rund 2,7 Millionen Euro im Gespräch. Doch scheinbar bestehen noch immer Zweifel daran, ob die vorbei an der Verwaltung ausgehandelte Summe der Realität entspricht. Daher plädierte der Stadtrat gleichzeitig dafür, ein Wertgutachten anfertigen zu lassen. „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Fertigstellung des außerordentlich komplexen und umfangreichen Gutachtens“, erklärte Lutz Schneider aus Wilthen. Das Büro des zertifizierten Sachverständigen ist damit beauftragt worden. André Wucht vom Presseamt der Stadt geht unterdessen davon aus, dass das Papier Ende nächster Woche dem Oberbürgermeister vorliegt. „In dem Wertgutachten wird, wie der Name schon sagt, der Wert einer Sache ermittelt“, antwortete er auf die Frage, wie bindend dieses für eine Entscheidung der Stadtverwaltung ist. „Dieser Wert gilt für uns als Orientierung bei einem möglichen Erwerb.“ Im gleichen Atemzug stellte der Rathaussprecher jedoch auch klar: „Sollten die Preisvorstellungen des Eigentümers und das Ergebnis des Wertgutachtens zu weit auseinander liegen, dürfte die Verwaltung den Kauf aus Steuermitteln rechtlich nicht tätigen.“

Sobald die Ausarbeitungen des Sachverständigen vorliegen, werde sich zunächst die Verwaltung damit befassen und die weiteren Schritte festlegen. Wie lange das wiederum dauern könnte, dazu äußerte sich vorerst niemand aus dem Rathaus.

Inzwischen scheint der Stadt allerdings die Zeit davonzulaufen. Längst schon bemühen sich Interessenten aus der Schweiz und der Landeshauptstadt ernsthaft um das Krone-Areal. Alexander Kindermann ließ vor diesem Hintergrund wissen, dass er sich nicht länger in der Pflicht fühle, ausschließlich mit der Kommune zu verhandeln. Die Kaufangebote der privaten Investoren klingen offenbar zu verlockend. So wollen die einen etwas weniger als drei Millionen Euro springen lassen, um auf dem etwa 9.000 Quadratmeter großen Areal, auf dem sich sowohl mehr als 200 Parkplätze als auch der Veranstaltungssaal befinden, einen Altenheimkomplex zu errichten. In diesem Zusammenhang gäbe es Überlegungen, die Krone dem Erdboden gleich zu machen. Alle Mieter müssten sich für den Fall notgedrungen nach einer neuen Bleibe umschauen. „Die Pläne sind uns bekannt“, teilte André Wucht mit. „Baubürgermeisterin Juliane Naumann hat bei einem Gespräch allerdings darauf hingewiesen, dass der Stadt besonders die öffentlichen Parkmöglichkeiten wichtig sind. Das Unternehmen nahm diesen Hinweis zur Kenntnis und prüft nun, ob es das Anliegen der Stadt in seine Pläne einfließen lassen kann.“ Ein Großteil der Stellflächen ist tagsüber vermietet.

Der andere im Rennen befindliche Kandidat hat seinen Sitz in Dresden. Die Gesellschaft will an der Immobilie verdienen, weiß Alexander Kindermann. Bei Mieteinnahmen von circa 280.000 Euro im Jahr wäre das auch nicht ausgeschlossen. Deshalb scheint es durchaus möglich, dass erst einmal alles so bleibt, wie gehabt – nur mit neuem Eigentümer. Jedoch können sich auch die Landeshauptstädter keine Veranstaltungen in der Krone mehr vorstellen. Eher sei angedacht, den Saal künftig als Lager zu nutzen. „Wenn schon nicht die Stadt den Saal samt Parkplatz erwerben möchte, dann soll wenigstens der OB in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnungsbaugesellschaft gestatten, den Kauf abzuwickeln“, fordert Stadtrat Mike Hauschild. „Sie hat die Möglichkeit, weiterhin Veranstaltungen in der Krone auszurichten. Darin sind wir uns mit den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat einig.“ Sobald das Gutachten vorliegt, soll es dem Finanzausschuss vorgestellt werden. Stadträte plädieren deshalb für einen Erhalt der Krone, da sie nicht nur für eine entspanntere Parkplatzsituation sorgt. Auch ein benachbartes Hotel könnte künftig punkten, wenn ihm gestattet wird, den Saal beispielsweise für Tagungen anzubieten.    

Roland Kaiser / 01.05.2017

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