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Das Herz schlägt für die Puhdys

Das Herz schlägt für die Puhdys

Der 50-Jährige Frank Großmann ist Puhdysfan seit er acht oder neun Jahre alt ist. | Foto:

Rauschwitz/Kamenz. Die Puhdys sind in Kamenz Kult und seit über 30 Jahren regelmäßig für Konzerte in der Stadt. In diesem Jahr heißt es nun Abschied nehmen. Aber Puhdysfan Frank Großmann will diesen Auftritt gemeinsam mit seiner Tochter auskosten. "Wehmut ist schon dabei, wenn man weiß, dass es zu Ende geht", sagt Frank Großmann. Der 50-Jährige ist Puhdysfan seit er acht oder neun Jahre alt ist. Er wuchs in Elstra auf und als die Kultband des Ostens 1977 ein Konzert für Fernsehaufnahmen auf dem Kamenzer Marktplatz gab, türmte er von zu Hause, um dabei sein zu können. 1979 war er im "Haus der Armee" zum Konzert seiner Idole, als diese mit ihrer Tour "10 Wilde Jahre" in der Lessingstadt auftraten.

Seit 1985 erlebte er jeden Auftritt der Puhdys auf der Hutbergbühne und fährt auch regelmäßig zu Konzerten in Berlin, Dresden, Erfurt oder Freiberg. Oft ergab es sich so, dass Frank Großmann in verschiedenen Orten auch mal hinter der Bühne war und vor oder nach einem Konzert mit den verschiedenen Musikern sprechen konnte. Vor allem mit Dieter "Maschine" Birr und Peter "Eingehängt" Meyer verbindet ihn eine längere Bekanntschaft.

Tochter Victoria hat der Rauschwitzer schon angesteckt. "Ich höre die Musik gern, auch ältere Titel", sagt die 14-Jährige. Beim ersten Puhdyskonzert auf der Hutbergbühne war sie gerade eineinhalb Jahre alt. Vater Frank erzählt, dass die Mutter mit der quengelnden Kleinen gerade nach Hause fahren wollte, als die Puhdys auf die Bühne kamen. "Und sofort war sie entspannt, lauschte und wollte auf Papas Schultern", erinnert sich Frank Großmann.

Natürlich hat er alle Platten seiner Lieblingsband und auch die Soloprojekte der Musiker zu Hause. Seine Lieblingsalben sind "Perlenfischer" von den alten und "Abenteuer" von den neueren. Obwohl eigentlich alle Titel irgendwie wichtig seien. "Die Puhdys thematisieren Liebe, Trennungsschmerz, Frieden, ja einfach die Alltagsprobleme vieler Menschen und jedes Lied hat zum jeweiligen Zeitpunkt seine Berechtigung", erklärt er.

Nach der Wende, als man vielen Ostbands kaum eine Zukunft vorhersagt, waren die Puhdys fast erfolgreicher als zuvor. Mitte der 90er kamen immer mehr Menschen zum Pfingstkonzert auf die Hutbergbühne. 1994 und 1995 war die Kamenzer Open-Air-Bühne mit 10.000 Besuchern sogar ausverkauft.

Dokumentiert hat Frank Großmann diese Fakten mit Zeitungsausschnitten. Auch Eintrittskarten und unheimlich viele Fotos hat er in Mappen aufgehoben. Viele davon sind signiert. In der Familienküche hängt eine ganz besondere Erinnerung: eine gerahmte goldene Langspielplatte der Puhdys. Später holt der eingefleischte Fan noch eine Lederjacke, die aus Maschines Bühnengarderobe stammt. Noch viele andere Raritäten beherbergt seine Sammlung. "Ein Puhdysmuseum wäre eine gute Idee", sagt er. Leider musste das einzige in Deutschland in Storkow (Brandenburg) jüngst aufgelöst werden. Frank Großmann könnte sich ein solches Museum in Kamenz gut vorstellen, schließlich war die Stadt einer der häufigsten Auftrittsorte.Überall in Deutschland steht Frank Großmann im Kontakt mit anderen Puhdysfans. Zum Beispiel Fans aus Braunsdorf bei Storkow. Sie versteigern regelmäßig Puhdys-Souvenirs und unterstützen mit den Einnahmen die Deutsche Krebshilfe. Jacken, Krüge, T-Shirts und besondere Platten oder signierte CDs kommen dann unter den Hammer. Dinge, welche die Puhdys und andere Fans für den guten Zweck spendeten. Unter den Fanbekanntschaften sind auch Leute, die in den alten Bundesländern aufwuchsen und leben, wie beispielsweise Hubert Bayer aus Nordrhein-Westfalen, welcher bereits zu Zeiten, als es noch zwei deutsche Staaten gab, einen Puhdys-Fanclub in Paderborn gründete.

Während es ihrem Vater in den 40 Jahren als Puhdysfan schwerfällt, das beeindruckendste Erlebnis zu benennen, weil es zu viele gab, erinnert sich Victoria noch sehr gut an das Konzert auf der Hutbergbühne 2014. Zum ersten Mal stand sie dort mit den Puhdys auf der Bühne. "Beim Titel Ikarus holt Maschine immer zwei auf die Bühne, sie bekommt eine Gitarre umgehängt und spielen mit", berichtet die Schülerin. Frank Großmann denkt besonders gern an das 3.000 Konzert der Puhdys, welches im 30. Bühnenjahr auf der ausverkauften Waldbühne in Berlin stattgefunden hatte.

 Ihn freut es, dass die Musiker in all den Jahren immer sehr menschlich und natürlich geblieben sind, sich selber eher weniger ernst nehmen, dafür aber ihre Fans um so mehr. Früher, als die Fans noch nicht durch Absperrgitter vom Bühnenrand ferngehalten wurden, schüttelte Dieter "Maschine" Birr beim letzten Titel den Zuhörern in der ersten Reihe die Hände.

Für das diesjährige und wirklich allerletzte Konzert auf der Kamenzer Hutbergbühne hat er gemeinsam mit Fans aus Chemnitz etwas vorbereitet. Ein Transparent "PUHDYS – danke für die Musik meines Lebens", gefertigt von Familie Löbel, soll vor dem Konzert in der Kamenzer Stadtinformation überreicht werden. Es liegt ab dem 11. Mai in Kamenz aus und jeder kann sich darauf verewigen. Am Samstag, 23. Mai, wird es Frank Großmann einpacken und mit zum Hutberg nehmen. Im November werden zahlreiche Banner gleicher Art, mit bereits tausenden während der Abschiedstour gesammelten Unterschriften, zu einem riesigen Schal zusammengefügt und im Tivoli in Freiberg zu sehen sein.

Der Ablauf des Tages ist seit Jahrzehnten immer gleich. Schon gegen Mittag treffen sich die Ersten noch vor der Hutbergbühne. "Wir wollen schließlich ganz vorn in der ersten Reihe stehen", erklärt der Rauschwitzer. Mit anderen Fans fachsimpelt er in den nächsten Stunden bis zum Einlassbeginn über die Puhdys, das Fansein und die alten Zeiten, Zu trinken gibt es Kaffee und Wasser, weil die meisten mit dem Auto kommen. Die richtige Stimmung kommt beim Konzert ganz von selbst. "Bei den Puhdys ist das schon immer so, da brodelt und bebt der Hutberg ab dem ersten, zweiten Titel bereits schon richtig", erklärt Frank Großmann und seine Augen strahlen voll Vorfreude.

Katrin Kunipatz / 03.05.2015

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