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Die Ausbreitung des Wolfs im Freistaat hält an

Die Ausbreitung des Wolfs im Freistaat hält an

Der Wolf fühlt sich in der Lausitz wohl. Dieses Exemplar steht allerdings ausgestopft im Görlitzer Senckenberg-Museum. Foto: Till Scholtz-Knobloch

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Wolfsvorkommen in Sachsen im Monitoringjahr 2017/2018 (Stand Oktober 2018). Die Darstellung der Territorien ist schematisch. Tatsächlich grenzen die einzelnen Territorien überall aneinander oder überlappen sich teilweise. Schraffiert gekennzeichnet ist das Gebiet Laußnitzer Heide, in dem der Status unklar ist. Angrenzend an das sächsische Wolfsgebiet gibt es auch in Brandenburg und Polen flächendeckend Wolfspräsenz. Darüber hinaus wurde südlich der sächsischen Vorkommen in Tschechien im Rahmen des OWAD-Projektes ein Wolfsterritorium im Nationalpark Böhmische Schweiz (NCS) und eines im Erzgebirge (VYS) nachgewiesen. Foto: Lupus

Dank neuer Erkenntnisse aus dem Wolfsmonitoring konnte der Wissensstand zu den Wolfsterritorien in Sachsen aktualisiert werden. Im Monitoringjahr 2017/2018 gab es demnach in Sachsen 22 bestätigte Wolfsterritorien. Davon liegen 19 ganz im Freistaat Sachsen, drei Territorien sind grenzübergreifend: eines zuBrandenburg, eines zu Sachsen-Anhalt und ein weiteres zu Tschechien.

Region. Sieben weitere Wolfsterritorien haben nur einen kleinen Teil ihres Gebietes auf sächsischer Seite und werden daher in den Nachbarländern mitgezählt.

Im letzten Monitoringjahr 2017/2018 wurden im Freistaat Sachsen 18 Rudel und vier Paare nachgewiesen. Das Monitoringjahr läuft jeweils vom 1. Mai eines Jahres bis zum 30. April des darauffolgenden Jahres. Der Zeitabschnitt umfasst ein biologisches „Wolfsjahr“, von der Geburt der Welpen bis zum Ende ihres ersten Lebensjahres.

Drei davon sind neue Vorkommen: Die Paare Delitzsch, Dübener Heide und Großhennersdorf. Während das Paar in der Dübener Heide im Landkreis Nordsachsen bereits im Winter 2017/2018 durch das Monitoring als Paar bestätigt werden konnte, gelang für die Paare bei Großhennersdorf (LK Görlitz) und Delitzsch (LK Nordsachsen) die Bestätigung des Status erst rückwirkend, weil der Nachweis von Welpen in diesen Territorien im Sommer 2018 erfolgte. Für das Paar im Raum Delitzsch war zunächst auch noch unklar, ob es ein eigenständiges Vorkommen ist. Das Vorkommen in der Königsbrücker Heide ist dagegen schon lange bekannt. In den vergangenen Jahren wurde es stets als Rudel eingestuft. Aus dem Monitoringjahr 2017/2018 wurden allerdings nie mehr als zwei Wölfe zusammen und keine Reproduktion nachgewiesen. Daher wurde dieses Vorkommen als Paar eingestuft.

Im Monitoringjahr 2017/ 2018 konnten außerdem in vier Territorien Rudel festgestellt werden, die 2016/2017 als Paare geführt wurden (Cunewalde, Dahlener Heide, Hohwald, Stolpen/Hohnstein). Darüber hinaus konnte mit dem Rudel Knappenrode II ein neues Territorium nachgewiesen werden, das bis dahin noch nicht bekannt gewesen war. Seit dem Monitoringjahr 2014/2015 gab es einzelne Hin- und Nachweise im Bereich zwischen Löbau und Zittau. Im Laufe des aktuell laufenden Monitoringjahres 2018/2019 gelangen schließlich Fotofallenaufnahmen einer Wölfin mit Gesäuge und von Welpen, dieses Vorkommen wird daher rückwirkend für 2017/2018 als Paar gezählt.

Bei den beiden im Sommer im Raum Delitzsch mit einer Fotofalle nachgewiesenen Wölfen musste zunächst noch herausgefunden werden, ob diese zu dem schon nachgewiesenen Territorium in der Dübener Heide gehören könnten. Nun ist klar, dass es sich um ein eigenes Vorkommen handelt. Im Nordwesten Sachsens sind damit für das Montoringjahr 2017/2018 zwei neue Wolfsterritorien zu verzeichnen.

Nach Auswertung der genetischen Daten gibt es zu den in der Massenei aufgetretenen Wölfen einen neuen Wissensstand: Offenbar ist das Vorkommen in der Massenei kein eigenes, sondern es liegt eine räumliche Verschiebung bzw. eine Ausweitung des bereits bekannten Hohwald-Territoriums bis in die Massenei vor. Neu ist dagegen das Knappenrode II-Rudel, dessen Existenz erst durch die Auswertung aller genetischen Daten deutlich wurde. Die am 10. Juni 2018 tot im Tagebausee Mortka (LK Bautzen) gefundene Jährlingsfähe kann diesem Rudel zugeordnet werden. Sie wurde bereits im November 2017 im Raum Knappenrode genetisch bestätigt. Das Knappenrode II-Rudel wird damit auch rückwirkend für das Monitoringjahr 2016/2017 als Paar gezählt. Das ursprüngliche Knappenrode-Rudel hatte bereits im Herbst 2016 sein Kerngebiet nach Norden ins Seenland verlagert und das dortige Rudel verdrängt. Zur besseren Unterscheidung wird es nun Knappenrode/Seenland-Rudel genannt.

Die Auswertung der genetischen Daten in Kombination mit Fotobelegen lieferte auch andere interessante Ergebnisse in bereits bekannten Rudeln, z.B. im Daubitzer und Milkeler Rudel. In beiden Territorien kam es zu Doppelreproduktionen, d.h. es haben sich jeweils mehr als nur ein Wolfspaar innerhalb dieser Territorien fortgepflanzt. Im Daubitzer Rudel konnte über Fotofallen der Nachweis erbracht werden, dass es im Sommer 2017 zwei säugende Fähen und zwei markierende Rüden gab. Die genetischen Analysen bestätigten nun die aus den Vorjahren bekannten Eltern als eines der beiden Paare.

Im Milkeler Rudel konnte dagegen über Fotofallenbilder neben dem aus den Vorjahren bekannten Paar auch eine junge Fähe mit Gesäuge bestätigt werden. Genetische Ergebnisse zeigten, dass sich zwei Töchter des Paares im Gebiet fortgepflanzt hatten. Das alte Paar war dagegen zwar im Fotofallen-Monitoring sehr präsent, aber nicht mehr am Reproduktionsgeschehen beteiligt. Eine der beiden Töchter hatte sich mit einem im Monitoring bereits lange bekannten Rüden zusammengetan: Ein wahrscheinlich 2006 geborener Sohn des Nochtener Rudels, der zunächst 2008 bis 2011 und 2013 im Daubaner Rudel der Vaterrüde war, dann ins Nochtener Rudel zurückkehrte, wo er 2014 bis 2016 mit seiner drei Jahre jüngeren Schwester verpaart war. Schließlich war er 2017 für eine Saison Vater von Welpen im Milkeler Rudel, bevor er am 13. Januar 2018 auf der B156 bei Uhyst überfahren wurde.
Die Doppelreproduktionen deuten einerseits daraufhin, dass die Nahrungsgrundlage für die Wölfe in der Oberlausitz nach wie vor gut ist, zeigen andererseits aber auch die Konkurrenz zwischen benachbarten Rudeln. Größere Rudel haben bessere Chancen, das eigene Territorium und die damit einhergehenden Nahrungsressourcen gegenüber Nachbarfamilien verteidigen zu können.

Im aktuell laufenden Monitoringjahr 2018/2019 konnte bisher in 18 Rudeln der Nachweis von Reproduktion durch Aufnahmen von Welpen oder einer Fähe mit Gesäuge erbracht werden (Welpenaufnahmen: Biehain, Cunewalde, Dahlener Heide, Dauban, Daubitz, Delitzsch, Dübener Heide, Gohrischheide, Großhennersdorf, Knappenrode/Seenland, Knappenrode II, Neustadt, Nochten, Raschütz, Rosenthal; Fähe mit Gesäuge: Hohwald (Massenei), Kollm, Milkel). Aus den Territorien Königsbrücker Heide, Königshainer Berge, Niesky und Stolpen/Hohnstein liegen noch keine Nachweise von Welpen vor.

Hinweise aus der Bevölkerung sind für das Wolfsmonitoring eine wertvolle Hilfe und werden immer gerne angenommen. Oft sind sie erste Anhaltspunkte für Neuetablierungen, helfen aber natürlich auch in bestehenden Territorien den Status ermitteln zu können. Bitte melden Sie Wolfshinweise an das Landratsamt Ihres Landkreises, an das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ (Tel. 035772/46762, kontaktbuero@wolf-sachsen.de) oder an das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland (Tel. 035727/ 57762, E-Mail: kontakt@lupusinstitut.de).

Redaktion / 14.11.2018

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Kommentare zum Artikel "Die Ausbreitung des Wolfs im Freistaat hält an"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Hubert schrieb am

    Hallo Melanie, liebe Gemeinde,
    früher gab es Förster, die für ein Gebiet, hinsichtlich des Wildbestandes verantwortlich waren. Diese Förster hatten Jäger als Gehilfen.
    Der Förster war verantwortlich für das Zusammenleben der Waldtiere und der Menschen.
    Er wusste genau was in seinem Revier los ist. Was gerichtet werden muss damit ein sorgloses Zusammenleben von Mensch und Tier möglich ist.
    Ich weiß nicht warum man diese Art des Zusammenlebens von Mensch und Wild aufgelöst hat.
    Dieses Dilemma eröffnete sich mir, als ich vernahm das der Waschbär, der nun wirklich ein Fremder in unseren Wäldern ist, nicht bejagt werden darf. Jetzt kommt wieder ein Fremder, der Wolf. Darf auch nicht bejagt werden.
    Wir Menschen haben durch unsere "Kultivierung" gewaltige Einschnitte in das Leben der Waldtiere gemacht. Jetzt Alles dem Selbstlauf zu überlassen ist nicht nur im höchstem Maße sträflich, es sprengt vor allem die mühsam erreichte Balance des Zusammenlebens der Tiere untereinander und des Menschen.
    Und für Alle Gutmenschen: Das Zusammenleben mit den Waldtieren ist KEIN Streichelzoo.

  2. Melanie U. schrieb am

    Ich freue mich sehr, dass es wieder Wölfe bei uns gibt. Leider gibt es viele Gegner, was ich nicht verstehen kann. Täglich sterben und leiden unzählige Tiere durch Menschen und wenn der Wolf Tiere tötet um zu überleben wird er als Monster dargestellt.

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