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Die braunen Bäume sind zurück

Die braunen Bäume sind zurück

Der Wald auf dem Mönchswalder Berg lichtet sich zusehends: Vom Borkenkäfer befallene Fichten werden braun und müssen gefällt werden. Auch anderswo ist dieses Phänomen zu beobachten. Foto: RK

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In den Wäldern stapelt sich das Holz gefällter Bäume. Foto: RK

Was ist denn nur in so manchen Wäldern der Region geschehen? Nicht nur riesige gerodete Flächen zeugen davon, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen vorgeht. Inzwischen nehmen zudem zahlreiche Bäume eine befremdliche Färbung an – inmitten des Frühlings. Ein Überblick.

Region. Dieses Bild irritiert: Bei einem Streifzug durchs Oberland fallen dem Betrachter in diesen Tagen verstärkt braungefärbte Nadelbäume ins Auge. Sogleich kommen Erinnerungen an die 80er Jahre auf, als saurer Regen hier und da für ein Waldsterben sorgte – verursacht durch schwefelhaltige Rauchgase der umliegenden Braunkohlekraftwerke. Laut dem Staatsbetrieb Sachsenforst handelt es sich nunmehr um ein anderes Phänomen, von dem vor allem Fichten betroffen sind. Die Farbgebung sei das Ergebnis eines „Absterbeprozesses“, so eine Sprecherin. „Die Schwächung durch den langanhaltenden Trockenstress der letzten Jahre führte zum Käferbefall und daraufhin zum Absterben der Bäume.“ Derartige Gewächse müssen schnellstmöglich gefällt und aus dem Wald gebracht werden, damit sich der Befall nicht weiter ausbreiten kann. 

Dass diese Entwicklung durchaus auch eine Chance bietet, weiß Wilthens Bürgermeister Michael Herfort. „Wie verabschieden uns von einer Monokultur, die vor Jahrzehnten im Oberlausitzer Bergland angelegt wurde, die jedoch bis dahin nicht typisch für die Region war. Hier gab es früher schon immer Mischwälder.“ 

Und dahin will die Forstwirtschaft schrittweise zurückkehren. Die auf diese Weise entstandenen Kahlflächen seien laut dem Sächsischen Waldgesetz wieder aufzuforsten, hieß es vonseiten des Staatsbetriebes. „Befindet sich auf den Flächen bereits viel Naturverjüngung, kann man diese übernehmen. Außerdem kann man auf den Flächen auch aktiv Bäume pflanzen. Dabei sollten die Baumarten dem Standort gerecht ausgewählt werden, damit diese den sich ändernden klimatischen Verhältnissen besser standhalten können.“ Die Devise laute „Waldumbau“. „Wir brauchen klimastabile, arten- und strukturreiche Mischwälder.“ Allerdings seien die Sanierung befallener Flächen als auch der Waldumbau mit zum Teil erheblichen Kosten verbunden. Vor allem für private Waldbesitzer sei dies oft schwer zu stemmen. „Unterstützung bekommen diese unter anderem durch die aktuelle Förderrichtlinie Wald und Forstwirtschaft in Sachsen“, erklärte die Sachsenforst-Mitarbeiterin. „Neben den finanziellen Mitteln fehlt aber auch oft das Hintergrundwissen. Welche Bäume sind standortgerecht? Reicht die Naturverjüngung aus? Wie komme ich an Fördermittel? Wo bekomme ich Unterstützung? Zu diesen und noch weiteren Fragen können sich Waldbesitzende vom Staatsbetrieb Sachsenforst, von Forstbetriebsgemeinschaften oder anderen Dienstleistern beraten lassen.“

Indes sehen sich Forstleute am Limit: Stürme, Trockenheit und Schädlinge machen nicht nur den Bäumen in der Region extrem zu schaffen, sondern führen auch zu einer Überlastung derer, die in der Forstwirtschaft arbeiten. Darauf machte die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Ostsachsen jüngst aufmerksam. Sie fordert deutlich mehr Personal für die Branche. „Egal ob im Privatwald, im kommunalen Forst oder im Landesbetrieb – nur mit deutlich mehr qualifizierten Beschäftigten wird die Mammutaufgabe Waldumbau zu schaffen sein“, machte IG BAU-Bezirksvorsitzender Roland Müller deutlich. Entscheidend seien hierbei faire Einkommen und gute Arbeitsbedingungen. Azubis müssten nach ihrer Ausbildung übernommen werden. „Gerade junge Menschen gehen fürs Klima auf die Straße. Demos sind wichtig, aber es braucht auch Menschen, die Bäume pflanzen und Wälder pflegen.“

Im Wald spiele sich seit Jahren ein „regelrechtes Drama“ ab. „An den Bäumen zeigt sich schon jetzt, welche Folgen extreme Wetterereignisse und damit der Klimawandel haben“, fügte der Gewerkschafter hinzu. Er verwies in dem Zusammenhan auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Danach mussten allein im Jahr 2020 rund 1,5 Millionen Kubikmeter Schadholz aus den sächsischen Wäldern geholt werden – 14 Mal mehr als noch fünf Jahre zuvor. Dabei entfielen 84 Prozent aller Schäden auf Nadelhölzer wie Fichten und Kiefern, die besonders anfällig für Hitze und Insektenbefall sind.

Doch was passiert mit dem Holz der abgestorbenen Fichten? Dieses sei meist nur bedingt als Sägeholz nutzbar, hieß es vonseiten des Staatsbetriebes. Je nach dessen Befallsstadium und Eigenschaften werde das Holz als Säge-, Paletten- oder Industrieprodukt verkauft. Einige private Waldbesitzer würden es aber auch zu Hause als Brennmaterial verwenden.

Roland Kaiser / 23.05.2022

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