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Ein halbes Stündchen ist doch viel zu wenig

Ein halbes Stündchen ist doch viel zu wenig

Nicht dessen Herzstück – doch eine KfZ-Schnellladesäule der ENSO ergänzt den Rothenburger Schloslatz als „Rast- und Parkplatz“. In der Mitte Bürgermeisterin Heike Böhm Foto: Till Scholtz-Knobloch

Die Rothenburger haben lange auf die Fertigstellung ihres Schlossplatzes gewartet. Nun ist er als unentgeltlicher „Rast- und Parkplatz“ mit manchen Gimmicks fertiggestellt – unter anderem mit einer Elektroschnellladesäule. Der touristische Aspekt ist naheliegend – denn für Ausflüge ist der Standort ideal.

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Daniel Czerny stellte die Schwierigkeiten beim Erhalt der Stützmauer des Schlossplatzes dar. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Rothenburg. Als am 4. September gleich hinter dem Rothenburger Marktplatz der so lange darbende Schlossplatz im neuen Gewand für die Öffentlichkeit freigegeben wurde, konnte im neuen Ensemble gleich eine Kfz-Schnellladesäule der ENSO mit eingeweiht werden. Gunnar Schneider, Gruppen-leiter im ENSO-Regionalvertrieb führte aus, dass an dieser ein Ladevorgang mit dem europäischen Standard CCS, wie auch mit dem asiatischer Autofabrikate CHA möglich sei. Bei europäischen Wagen würde bereits eine halbe Stunde Ladezeit ausreichen, um zu neuer Fahrt aufzubrechen.

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Der vordere Teil des Schlossplatzes mit den Stellflächen Foto: Till Scholtz-Knobloch

„Das ist ja eigentlich zu schnell“, unterbracht Bürgermeisterin Heike Böhm schmunzelnd, denn der Angelockte soll hier im Idealfall etwas verweilen, die Innenstadt, den unmittelbar anliegenden Stadtpark oder die Neißeaue mit dem hier seinen Ausgang nehmenden neuen Biberlehrpfad genießen. Letztlich sei jedoch die Förderung der gesamten Schlossplatzsanierung erst dadurch möglich gewesen, dass man nun einen Fördertopf des sächsischen Wirtschaftsministeriums angezapft habe, über den wirtschaftsnahe Infrastruktur und somit auch touristische Projekte förderfähig sind. Quasi ein Geniestreich – denn die insgesamt eine Million Euro teure Maßnahme ist damit zu 90 Prozent gefördert. Der Schlossplatz ist im Projekt damit nun als „Rast- und Parkplatz“ betitelt.

Und dieser kann sich optisch sehen lassen, auch wenn es auf diesem Förderweg ein paar Wermutstropfen gibt. Immerhin ist der Schlossplatz den Rothenburgern auch der Ort ihres geliebten Sommerfestes. Mit den noch anzupflanzenden Bäumen zur Parkplatztrennung oder dem Umstand, dass sich neben dem Pflaster zum Parken eine Rasenfläche anschließt, sind natürlich keine idealen Festplatzgegebenheiten vorhanden. „Das Sommerfest muss sich hier nun einfügen, aber unsere Platzmeister werden hier sicher die nötige Kreativität haben“, ist sich Bürgermeisterin Böhm gegenüber dem Niederschlesischen Kurier sicher.

Auch musste sich die Stadt von der Idee verabschieden, das einst hier stehende Schloss in seiner Lage durch eine Steinumrandung nachzuzeichnen – auch dies Folge der Förderrichtlinien.

Optisch gliedert sich der Schlossplatz nun in drei Bereiche. Anliegend zum Marktplatz finden sich im Parkplatzareal 41 Stellplätze, zwei Weitere für Behinderte, fünf für Motorräder und 10 Fahrradbügel – ferner die eingangs erwähnte Ladesäule. Nach Osten hin schließt sich die Stützmauer der alten Schlossanlage an, die aus kulturhistorischer Sicht und aufgrund der Einsturzgefahr Priorität hatte und einen erheblichen Kostenfaktor darstellte. Daniel Czerny vom Gebäudemanagement der Stadt Rothenburg erläuterte bei der Einweihung das lange Ringen, Kulturgut und Funktionalität in Einklang zu bringen.

So war auch Dr. Joanna Wojnicz vom Landesamt für Archäologie zur Einweihung gekommen. Sie berichtete über bei den Arbeiten gefundene Münzen aus dem 17. Jahrhundert und insbesondere von der Frühgeschichte. Denn es seien Fundstücke entdeckt worden, die eine Siedlungstätigkeit hier bereits in der Bronzezeit 2200 v. Chr. bis 750 v. Chr. belegen würden. Allerdings sei bis heute die Ethnogenese der frühen Siedler der „Lausitzer Kultur“ und somit ihr Verwandtschaftsgrad zu heutigen Völkern unklar. Ein Einschnitt in der Mauer entpuppte sich allerdings nicht als Zugang eines erhofften unterirdischen Ganges, da sich dieser nach Freilegung als nur 5 1/2 Meter in das Mauerwerk hineinragend herausstellte.

Hinter dem Parkplatz schließt sich die abfallende Rasenfläche an, deren Wasserabfluss bezüglich der Nutzung als Festgelände zu bedenken war. Zuletzt folgt naturbelassen die Fläche, auf der einst das Schloss stand – dieser Bereich bildet im Grunde bereits den optischen Übergang zum Stadtpark.

Kleinere Arbeiten am Projekt werden dieser Tage noch ausgeführt, so das Anpflanzen unter anderem einer Hecke, die verhindern soll, dass Parkende im Dunkeln auf abschüssiges Gelände geraten sowie die Installation der Straßenbeleuchtung und auch die WLAN-Ausleuchtung des Platzes.

Auch die Diakonie, die hier das Mehrgenerationenhaus trägt, hat in Sachen Internetempfang noch eine gute Idee. Andreas Drese von der Diakonie St. Martin erklärte, dass diese hier vor allem an junge Gäste gedacht habe. So möchte man im Oktober oder November neben anderen Spielgeräten auch ein fahrradgetriebenes Aufladegerät für Handys installieren.

 

Till Scholtz-Knobloch / 12.09.2020

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