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Geowissenschaften haben Tradition in der Region

Geowissenschaften haben Tradition in der Region

Anke Tietz gibt Einblicke in das Forschungsgebiet der Geowissenschaften Foto: privat

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Gesteinsprobe vom Gipfel des Mont Blanc mit historischem Etikett. Diese erhielt Adolf Traugott von Gersdorff während seiner Schweizreise 1786 . Foto: Die Partner GmbH/Görlitzer Sammlungen

„Wie tickten die Geowissenschaften vor 1800?“ Antworten auf diese Frage gibt die Wissenschaftlerin Anke Tietz am Samstag, dem 10. Oktober, 15.00 Uhr bei einer Führung im Görlitzer Barockhaus Neißstraße 30. In Vorbereitung darauf hat Anke Tietz schon einmal im Interview einen kleinen Einblick in die Faszination der Geowissenschaften gewährt.

Was sind die Geowissenschaften eigentlich und seit wann gibt es sie?

Anke Tietz: Die Geowissenschaften sind eine Naturwissenschaft, deren Forschungsgegenstand die Erde bzw. das System Erde ist, die sich innerdisziplinär weit auffächern und dabei stark interdisziplinär arbeiten. Allein die Angewandten Geowissenschaften splitten sich in zahlreiche Disziplinen und haben eine tragende Rolle in der Rohstoff- und Energiegewinnung.
Der Begriff Geowissenschaften ist natürlich jüngeren Datums. Jedoch lassen sich Wissensbestände auf dem heutigen Feld der Geo- oder Erdwissenschaften über etwa 2.500 Jahre zurückverfolgen, wobei dem Bergbau für die Entwicklung geowissenschaftlichen Wissens zunächst eine besondere Bedeutung zuzuschreiben ist.

Was ist das Besondere an den Geowissenschaften?

Anke Tietz: Die empirischen Forschungen in den Geowissenschaften richten sich auf räumliche und zeitliche Prozesse und sind vom Gelände bis ins Labor umfangreich mit praktischer Arbeit verbunden. Aus den vielfältigen Forschungsfragen resultieren Detailergebnisse, die schlussendlich zu prozessualen Modellen zusammengeführt werden und einer stetigen Dynamik und Erneuerung unterliegen.

Welche Verbindung haben Sie dazu?

Anke Tietz: Ich bin von Haus aus Geologin. Mich begeistern die Komplexität geologischer Prozesse sowie die vielseitigen Ansätze und Praktiken, mit denen Wissen in diesem Fach erworben wurde und wird gleichermaßen. Wie in allen Lebensbereichen unterliegen ja auch hier sowohl die Praktiken als auch das Wissen selbst einem permanenten Wandel.

Die Mitglieder der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften haben bereits Ende des 18. Jahrhunderts vielfältige Forschungen betrieben. Waren sie die Pioniere für den Forschungsstandort Oberlausitz?

Anke Tietz: Das kann ich nicht einschätzen. Dazu wäre eine umfangreichere und intensivere Auseinandersetzung mit den Mitgliedern dieser Gesellschaft dieser Zeit nötig. Ich setzte mich bisher vorwiegend mit einem Akteur auseinander, der zugleich Gründungsmitglied der Gesellschaft war, nämlich Adolf Traugott von Gersdorff.

Welches Erbe hat er uns hinterlassen?

Anke Tietz: Dessen Nachlass ist tatsächlich einzigartig und ein Glücksfall für die Forschung – zumindest ist mir aus dieser Zeit nichts Vergleichbares bekannt. Von Handschriften und historischen Geo-Sammlungsmaterialien nebst Etiketten über bildgebende Quellen und topographische Karten bis zu Landschaftsmodellen lässt sich der Fundus umreißen, der in Görlitz als integraler Bestandteil des Erbes der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften seit 1946 in kommunaler Trägerschaft überdauerte.

Was fasziniert Sie daran als Wissenschaftlerin?

Anke Tietz: Zum einen ist es eine Herausforderung, das epistemische Zusammenspiel dieser heterogenen Materialien, die z. T. außergewöhnlich sind, im Kontext der Forschungsfragen um 1800 zu klären. Parallel fasziniert mich andererseits der Wissenstransfer innerhalb der europaweiten wissenschaftlichen Gemeinschaft, der teilweise mit großen Schwierigkeiten und erheblichem Aufwand verbunden war, wie es sich gerade anhand der in Görlitz überlieferten Materialien ausgezeichnet veranschaulichen lässt.

Worauf dürfen sich die Besucher bei der Führung freuen?

Anke Tietz: Auf das Start-up-Unternehmen Geowissenschaften und einen uneigennützigen Hauptakteur: Neben offenen Schränken und den bereits erwähnten wissenschaftshistorisch bedeutenden Materialien werden zusätzlich aus der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften handschriftliche Quellen in die Führung einbezogen, darunter ein fast 1.000 Seiten umfassendes Reisejournal Gersdorffs.

Absicht ist es, den Teilnehmern dabei jene Zusammenhänge zu erschließen, die bei individuellen Museumsbesuchen oft verborgen bleiben.

Redaktion / 09.10.2020

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