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Glosse: Wenn der Geist Bubu machen geht

Glosse: Wenn der Geist Bubu machen geht

Donald Trump als Werbung am Eingang eines Bettengeschäfts in Hildesheim Foto: Till Scholtz-Knobloch

Kommentar. In meiner Kindheit galt es als freudiges Ereignis, wenn der Sommer möglichst viele heiße Tage hatte. Wer Verwandtschaft in der Landwirtschaft hatte, der ließ schon mal vernehmen, dass die Dürre die Ernte einschränke und manch einer in diesem Jahr weniger Einkünfte befürchten müsse. Wem es zu heiß wurde, der verkroch sich einfach in seiner Bude. In den Nachrichten spielte das alles nur zur Anmoderation des Wetterberichts eine Rolle, als gezeigt wurde, wie glückliche Kinder ins kühle Nass rutschen und sodann vermeldet wurde, dass diese schönen Tage noch etwas anhalten.
Wie viele Nachrichtensendungen muss man heute erdulden, die aus diesem Thema mit vorrangigem Tratschfaktor die erste Meldung gemacht haben, während zeitgleich in Verweigerung von Diplomatie immer mehr kriegerische Akte vom Zaum gebrochen werden – und keinen interessiert’s. In meiner Kindheit vor 40 Jahren hieß es übrigens ebenso in der Tageschau, dass der Iran in Kürze die Atombombe haben dürfte. Was für Stümper müssen diese persischen Wissenschaftler also seit Jahrzehnten sein?

Und da Belehrungen gar nicht mehr lächerlich genug sein können, teilt das „Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz“ am Dienstag nun mit, dass wir alle „ausreichend trinken“ sollten. Dem völlig ratlosen Leser wird empfohlen, „bequeme Kleidung und leichte Schuhe“ zu tragen, Handgelenke mit kaltem Wasser zu benetzen oder regelmäßig Kurzpausen einzulegen. Mit der Pressemitteilung „Heißer Sommer: Arbeitsschutz bei Hitze“ hätte ich auch gerne die Hälfte dieser Seite ausfüllen können, aber Sie merken: Heutige Öffentlichkeitsarbeit geht scheinbar davon aus, dass der Mensch über keinerlei Intuition verfügt, nicht mehr auf simpelste Signale des eigenen Körpers hören kann oder es ihm nicht mehr gelingt die Synapsen seines Hirns sinnvoll zu verbinden.

Wir stehen scheinbar kurz davor, dass im nächsten Schritt Empfehlungen folgen, bei Hungergefühl eine schmackhafte Mahlzeit einzunehmen, bei einsetzender Müdigkeit Bettruhe einzulegen oder im Falle von Harndrang den Besuch eines Aborts in Erwägung zu ziehen.

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