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Historienverein sendet Hilferuf aus

Historienverein sendet Hilferuf aus

Touristen fahren auf sie ab: Die Mitglieder von Historienvereinen verleihen Bautzen ein besonderes Antlitz – auch zur Wenzelsmarktzeit. Foto: RK

In wenigen Monaten am zweiten Adventswochenende wird auf dem Mönchshof an der Bautzener Heringstraße wieder reges Treiben herrschen. Dann laden Schausteller und Künstler zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein. Die Frage ist nur: Wie lange lässt sich dieser besondere Programmpunkt während des Wenzelsmarktes noch stemmen?

Bautzen. Die rund 20 Mitglieder des Vereins „Historische Märkte zu Bautzen“ sind ratlos. Wenige Monate bevor Deutschlands mit Abstand ältester Weihnachtsmarkt – der Wenzelsmarkt – wieder zum Bummeln einlädt, haben sie keine verbindliche Aussage vom Veranstalter – der Stadt – darüber, wie es mit ihrem Engagement zur Adventszeit weitergehen soll. Und das, obwohl sich Vereinsvorsitzender Ronald Burkhardt und einige seiner Mitstreiter rechtzeitig an die Rathausspitze gewandt haben. Doch dort stießen sie eigenen Angaben zufolge auf einen Oberbürgermeister, dessen Blicke ununterbrochen auf das Display seines Smartphones wanderten. „Vor solch einer Kulisse fühlen wir uns einfach nicht ernst genommen“, meint die Kulturverantwortliche in den Reihen des Vereins Elke Burkhardt. „Wenn wir auch weiterhin einen gewichtigen Programmpunkt während des Wenzelsmarktes stemmen sollen, mit dem die Stadt dank der hilfreichen Hand von Herrn Hennig bislang auf ihren Flyern warb, dann benötigen wir finanzielle und praktische Unterstützung seitens der Kommune. Wir sind Herrn Hennig auch sehr dankbar dafür, dass er uns inzwischen in Aussicht gestellt hat, Fördermöglichkeiten zu prüfen. Zudem ist eine offizielle Anbindung an den Wenzelsmarkt ohne Eintrittsgelder auf unserem gewohnten Platz unser großer Wunsch. Hier sehen wir unseres Erachtens den OB und die Stadträte gefordert.“

Mittlerweile würden die Kosten so langsam aus dem Ruder laufen. Diese gehen bereits in die Tausende, wie zu erfahren ist. So sind für das zweite Adventswochenende unter anderem Künstler und besondere Schausteller zu buchen, um das Publikum bei Laune zu halten und den Besuchern eine Zeitreise ins historische Bautzen zu ermöglichen, was anderenorts ganz klar Fehlanzeige sei. Der Wenzelsmarkt an sich avanciert nach Einschätzung von Elke Burkhardt eher zu einem neuzeitlichen Vergnügen. Jedoch müsse in einer tausendjährigen Stadt wie Bautzen auch stärker denn je die frühere Lebensweise in den Mittelpunkt gerückt werden. Und darum kümmern sich die Vereinsmitglieder.

„Wir sehen hier ganz klar einen Bildungsauftrag“, betont Ronald Burkhardt vor allem in Hinblick auf alte Handwerkskünste, die erneut während des diesjährigen Wenzelsmarktes einem breiten Publikum präsentiert werden.
In den Reihen der Langen Kerls sowie beim Schaukampfteam Oberlausitz haben sie in der Zwischenzeit tatkräftige Unterstützer gefunden. Alle drei Vereine werden vom 8. bis zum 10. Dezember 2017 am Mönchshof an der Heringstraße mit einem gemeinsamen Programm aufwarten. „Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass in diesem Jahr das von uns erworbene Marktrecht erlischt“, erklärt Elke Burkhardt. Sie hofft darauf, dass ihnen die Stadt bei einer Neubeantragung vor allem finanziell etwas unter die Arme greift und auch andere Dinge fördert. So wünscht sich die Historientruppe auch ein Entgegenkommen der Kommune beim kostenfreien Aufstellen von Hinweistafeln, mit denen sie auf den besonderen Programmpunkt in der Altstadt aufmerksam macht. Dort sind, so der Plan, Feuershows, mittelalterliche Live-Musik und Tänze, Schaukämpfe, ein Puppenspiel, Buchdruck, Spinnen, Weben sowie Knappenspiele vorgesehen. Premiere habe das Prägen von Erinnerungsmünzen.
Die Ausrichter des Historienspektakels rechnen eigenen Angaben zufolge erneut mit etwa 4.000 Schaulustigen. Unabhängig davon liebäugeln Burkhardts und ihre Mitstreiter mit der Umsetzung einer weiteren Idee. Den in der Stadt etablierten Ostermarkt möchten sie ebenfalls gern mit historischen Elementen beleben, um in erster Linie einstige Handelstraditionen ins Bewusstsein der Menschen zurückzurufen. Heere Ziele, der sich die Rathausmannschaft nicht verschließen sollte.  

Die hat unterdessen durchblicken lassen, den Vereinsmitgliedern entgegenkommen zu wollen. „Für die Zukunft wünschen wir uns, dass der historische Teil des Wenzelsmarktes in der Mönchskirchruine unterkommt“, sagte OB Alexander Ahrens. „Bevor wir jedoch dazu eine konkrete Aussage treffen können, müssen wir erst noch das Nutzungskonzept fertigstellen. Unabhängig davon ist auch uns die historische Seite des Wenzelsmarktes sehr wichtig. Diese stärker zu betonen war ein wichtiges Argument für die Ertüchtigung der Mönchskirchruine.“ Sollte es gelingen, den historischen Markt dorthin zu verlagern, würden die Akteure davon profitieren. „Denn in der Mönchskirchruine könnten sie ein abschließbares Areal nutzen. Da sich dadurch der organisatorische Aufwand für den Auf- und Abbau verringert, wären die Vereinsmitglieder möglicherweise in der Lage, ihre Präsenz auf dem Wenzelsmarkt auszuweiten.“

Die Stadtspitze kann sich in diesem Zusammenhang gut vorstellen, dass die Historientruppe ihre Stände künftig länger als bisher betreibt. Inwieweit sich dies finanziell und kräftemäßig stemmen lässt, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Und für Ronald Burkhardt ist jetzt schon klar: „Aus unserer Sicht wäre der Wendische Kirchhof besser geeignet. Die seitens der Stadtverwaltung vorgeschlagene Fläche in der Mönchskirchruine ist zu klein.“ Nicht nur in diesem Punkt gibt es also noch so einigen Diskussionsbedarf.   

Redaktion / 18.09.2017

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