Bekenntnis zum Offizierskasino in Königsbrück

Die Stadt Königsbrück schafft die planerische Absicherung für die Aktivitäten am früheren Offizierscasino.
Königsbrück. Bröckelig ist der Weg, der von der Hoyerswerdaer Straße aus hinein in den Wald nördlich von Königsbrück führt. Wer nichts von der Geschichte dieses Ortes weiß, dürfte kaum erahnen, was sich hinter dem dichten Blättervorhang verbirgt. Aus der Ferne locken vertraute Klänge – jemand spielt auf einer Ziehharmonika „Kalinka.“ Nachdem man um die Ecke gebogen ist, taucht am Ende des Weges plötzlich eine mächtige Giebelwand auf. Sie ist mit einem Bild verziert, das man so ähnlich aus dem Geschichtsunterricht kennt – ein Soldat, mit einem weiten Umhang bekleidet, trägt in der einen Hand ein Kind, das die Arme um seinen Hals schlingt. In der anderen Hand hält er ein mächtiges Schwert – genau wie auf dem sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow.
Seit zehn Jahren bemüht sich der Eigentümer Wolfgang Hausdorf, ein Bauunternehmer aus der Nachbargemeinde Thiendorf (Landkreis Meißen), durchaus erfolgreich darum, das frühere Offizierscasino im Neuen Lager von Königsbrück zu erhalten und zu nutzen. Unterstützung bekommt er dabei vom Armee-Spaß-Verein Ortrand, dessen Mitglieder auch schon mal in die Uniformen der Roten Armee schlüpfen und „Kalinka“ zum Besten geben.
Ursprünglich hatte der heutige Eigentümer das Casino abreißen sollen – ein Schicksal, das zahlreichen anderen Gebäuden des Neuen Lagers, wie der Heeresstandortsverwaltung, der Kommandantur und dem Post- und Wachgebäude widerfahren ist. „Doch er konnte die Stadt Königsbrück davon überzeugen, das Gebäude nicht abzureißen und übernahm es selbst“, heißt es in der Begründung für die 1. Änderung des Bebauungsplanes „Gewerbegebiet Waldpark“, die unlängst zur öffentlichen Einsichtnahme auslag. Was zunächst schwerfällig-beamtendeutsch klingt, stellt das Bemühen der Stadt Königsbrück dar, die Entwicklung der letzten zehn Jahre auch baurechtlich zu sichern. „Die ehemalige Nutzung als Offizierskasino ist aufgrund der vielen Jahren des Leerstands nicht mehr gegeben. Durch den Erhalt des Gebäudes und seine denkmalgerechte Instandsetzung soll aber, wie in einem Museum, daran erinnert werden“, heißt es in der vom Ingenieurbüro CommunalConcept Peter Linke verfassten Planbegründung. Und weiter: „Dabei sollen nicht nur erhaltene Werkzeuge, Waffen, Uniformen und Gegenstände des täglichen Gebrauchs der Soldaten der unterschiedlichen Streitkräfte ausgestellt werden, vielmehr sollen die Räume und vor allem der große Saal erlebbar gemacht werden.
Durch Familienfeiern, Schulabschlussfeiern, Modenschauen und vielen andere Veranstaltungen werden unterschiedlichste Besuchergruppen das Gebäude betreten und dann quasi im Vorbeigehen Informationen über die Geschichte erhalten.“ Mit den Vorgaben des benachbarten Naturschutzgebietes Königsbrücker Heide kollidiere die Planung nicht, im Gegenteil: „Durch den Erhalt des ehemaligen Offizierskasinos wird einer der letzten Zeitzeugen des Truppenübungsplatzes in Zukunft die Vorgeschichte des Naturschutzgebietes erzählen.“ Der Entwurf für die B-Plan-Änderung sieht folgende mögliche Nutzungen vor: Museen und Historienkabinette (ein kleiner Raum wird bereits in diesem Sinne genutzt), Veranstaltungssäle (neben dem Großen Saal sind noch weitere geeignete Räumlichkeiten vorhanden), Schank- und Speisewirtschaften, Anlagen für die Ver- und Entsorgung sowie Wohnungen für Aufsichts- und Betriebspersonen. Für die Trinkwasserversorgung ist laut der Planbegründung der Bau eines Reservoirs erforderlich. Sollte die B-Plan-Änderung durch den Königsbrücker Stadtrat beschlossen und durch die Rechtsaufsicht genehmigt werden, steht der weiteren Entwicklung des Offizierscasinos in der vor zehn Jahren eingeschlagenen Richtung planungsrechtlich nichts im Wege. Und es wird noch öfters „Kalinka“ erklingen.