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Kamenzer Lösung für die Energiewende

Kamenzer Lösung für die Energiewende

Von der Leitwarte aus überwacht ein Mitarbeiter den stationären Energiespeicher. Foto: Daimler AG

Dass die Lessingstadt zu den Zentren der E-Mobilität in Deutschland gehört, ist nicht neu. Doch das hiesige Knowhow ermöglicht auch Lösungen für ganz andere Probleme.

Kamenz. Die Energiewende ist eines der beherrschenden Themen unserer Zeit. Wie kann es gelingen, ohne Energie aus kohlenstoffhaltigen Substanzen und ohne Kernenergie eine dauerhaft stabile Versorgung zu gewährleisten? Insbesondere an der Frage der Speicherung haben sich die Ingenieure lange Zeit die Zähne ausgebissen.

Ein wichtiger Ansatz zur Lösung des Problems kommt nun aus Kamenz. Und mit ihm gleich noch die Möglichkeit, ein weiteres Dilemma zu beheben: Wohin mit den ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien, welche die Grundlage der immer mehr um sich greifenden Elektromobilität bilden? Deren Recycling gilt nämlich als ausgesprochen aufwendig und kompliziert. Das Elektrolyt enthält Fluor, ein hoch reaktives und stark ätzendes Halogen, bei dessen Austritt mit erheblichen Umweltschäden gerechnet werden muss. Und selbst als entladen geltende Akkus weisen noch Restspannungen von mehreren hundert Volt auf. In ganz Deutschland gibt es es laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks ganze sechs Unternehmen, die das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien beherrschen.

Doch womöglich müssen diese Energiespeicher in Zukunft gar nicht mehr recycelt werden. Der über seine Töchter Accumotive sowie Mercedes Benz Energy in Kamenz ansässige Daimler-Konzern hat nämlich eben hier gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT ein Verfahren erprobt, mit dem den noch zum Teil nutzbaren Batterien ein zweites Leben eingehaucht werden kann. Das Ergebnis lässt aufhorchen: „Automobile Batteriespeichersysteme können Aufgaben von Großkraftwerken übernehmen und wesentlich zur Netzstabilisierung und zum Systemwiederaufbau beitragen“, erklärt die für E-Anwendungen zuständige Daimler-Sprecherin Madeleine Herdlitschka.

Und weiter: „Letzten Endes kann hierdurch der Wegfall konventioneller Energieerzeugung mit kompensiert werden.“ Mercedes-Benz Energy und TenneT hätten nachgewiesen, dass Batteriespeichersysteme in der Lage sind, ganze Kraftwerke nach einem großflächigen Netzausfall anzufahren – wie er infolge von Frequenzschwankungen eintreten kann, die wiederum durch die höchst unkontinuierliche Zufuhr erneuerbarer Energien verursacht werden.

„Nahezu verlustfrei und deutlich Umwelt schonender“ verrichten Altbatterien laut der Daimler-Sprecherin diese Aufgabe, die zuvor Dieselaggregaten zukam. „Der Energiespeicher fungiert hierbei als eine Art Starterbatterie der Energieversorgung und schiebt die trägen rotierenden Massen eines Kraftwerks wieder an. Die benötigte Energie, etwa zwei bis vier Prozent der Nennleistung eines Kraftwerks, wird im Bedarfsfall aus dem Energiespeicher abgerufen.

Um dies nachzuweisen, haben die Projektpartner in Kamenz ein Testnetz aufgebaut und es nach einem simulierten Netzausfall mit Hilfe des automobilen Batteriespeichers wieder aufgebaut“, so Madeleine Herdlitschka. Laut der Zeitung für kommunale Wirtschaft können die Batterien noch zehn Jahre, nachdem sie aus ihrem Dienst unter der Motorhaube ausgeschieden sind, stationär verwendet werden.

Uwe Menschner / 05.10.2019

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