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Kinder führen zu den musealen Schätzen in Großschönau

Kinder führen zu den musealen Schätzen in Großschönau

Anna und Emil blättern in der Monografie über den Großschönauer Künstler Schenau (7. November 1737 bis 23. August 1806) und betrachten dessen Werke. Foto: Deutsches Damast- und Frottiermuseum

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Die beiden Museumskinder stehen hier neben dem Eintrittskartenautomat aus dem Großschönauer Waldstrandbad – Emils Lieblingsobjekt. Foto: Deutsches Damast- und Frottiermuseum

In unserer Region hat dies wohl Seltenheitswert: Die 10-jährige Anna Rothe aus Großschönau führt seit einiger Zeit als Kinderführerin Mädchen und Jungen, deren Eltern und Großeltern zu den Schätzen im Deutschen Damast- und Frottiermuseum Großschönau – und hat mit Museumskind Emil jetzt sogar noch Verstärkung bekommen. 

Großschönau. Es war ganz allein die Idee der Schülerin der vierten Klasse der Grundschule Bertsdorf. „Sie war im Rahmen unseres Ganztagesangebotes für die Grundschule mehrfach bei uns im Museum und fand es hier so schön, dass sie beschlossen hat, selbst Museumsführerin zu werden. Wir waren überrascht und zunächst auch ein bisschen ahnungslos, in welche Richtung das Ganze gehen könnte. Wir haben es einfach ausprobiert und uns langsam an die Sache herangetastet,“ berichtet Anja Schumann. Die Leiterin des Deutschen Damast- und Frottiermuseums Großschönau trifft sich seit etwa einem Jahr regelmäßig mit Anna, um zusammen die Einrichtung zu erkunden. Sie erinnert sich noch gut an das erste „Arbeitstreffen“: „Anna stand damals mit allerlei Unterlagen – Ausdrucken, die sie von unserer Museumshomepage gemacht hatte – vor mir und las hochkonzentriert und detailliert die verschiedensten Informationen zur Geschichte des Hauses vor. Wir haben aber ganz schnell die Mappe zur Seite gelegt und gemeinsam zu verschiedenen Details auf Bildern und Damasten gerätselt, weil das einfach spannender war.“ Anja Schumann war jedenfalls erstaunt, wie viel sie sich hiervon von Woche zu Woche gemerkt hat. Nach und nach wuchs – und wächst immer noch – ihr Wissen und damit die Grundlage für ihre Führungen.

Laut der Leiterin war dieses Projekt zunächst nicht offiziell geplant. Demzufolge gab es auch keinen öffentlichen Aufruf. „In der Zwischenzeit haben wir aber mit dem 10-jährigen Emil Liebsch ein weiteres Museumskind, das nun seit ein paar Wochen fleißig mit übt“, sagt sie. Der Schüler der vierten Klasse in Großschönau sei mit seinem Uropa bei einer Führung von Anna dabei gewesen und habe anschließend gefragt, „,ob auch er bei uns mitmachen darf’. Das hat uns natürlich sehr gefreut“, so Anja Schumann. Die beiden Kinder gehen in ihrer Funktion voll auf und sind total motiviert. Anna sprüht jede Woche vor großer Freude und Neugier. Das neue Museumskind Emil überzeugt mit viel Geduld, Konzentration und Aufmerksamkeit. 

Anna ist das Deutsche Damast- und Frottiermuseum wichtig, „weil es fest zu Großschönau dazugehört und Großschönau meine Heimat ist. Ich möchte gern, dass das Museum bekannter wird.“ Emil sein Uropa ist Mitglied im Museums-Förderverein: „Ich habe deshalb das Museum schon früh kennengelernt und bin gern hier. Besonders interessiert mich die Technik, aber auch die neuen Räume zur Ortsgeschichte von Großschönau.“
Bevor es zu einer ersten offiziellen Führung kam, hat sich Anja Schumann mit Anna über ein halbes Jahr regelmäßig getroffen. „Allerdings ergaben sich während unserer Übungsstunden im Museum immer wieder kleine ,Spontanführungen’. Museumsbesucher hatten zufällig unser Gespräch verfolgt, waren neugierig und Anna legte kurzerhand mit ihrem Wissen los“, berichtet die Leiterin. Im Juli 2019 gab Anna dann für Enkelkinder des Museums-Fördervereins die ersten zwei „offiziellen“ Führungen. Im September folgte die erste öffentlich beworbene Führung – und auch in den Herbstferien des vergangenen Jahres war Anna in dieser Mission in Aktion. Grundsätzlich macht die Kinderführerin ihren Job sehr selbstständig. „Ich bin aber trotzdem bei jeder Führung als Ansprechpartnerin und natürlich Aufsicht mit an ihrer Seite. In seltenen Fällen delegiert Anna dann Besucherfragen auch mal keck an mich weiter“, so Anja Schumann. Zu einem Bild des Künstlers Schenau (7. November 1737 bis 23. August 1806) hat die Kinderführerin mal ihre Besucher gefragt, „was der abgebildete Junge in der Hand hat und dem Hund geben möchte. Eine Antwort darauf lautete: ein Pizzastück. Ich denke aber, dass das eher ein gewöhnliches Fleischstück war.“ Und was sind ihre größten musealen Schätze im Museum? Anna mag den wahrscheinlich ältesten Damast aus Großschönau am meisten: „Der hat seine eigene Geschichte. Die Jahreszahl 1666 ist eingewebt und er sieht noch sehr gut aus.“ Emil findet den alten Eintrittskartenautomat vom Großschönauer Waldstrandbad echt cool, „weil er etwas mit Technik zu tun hat und man noch viel von ihm erfahren kann.“ Die in der Regel 40 bis 50 Minuten dauernden Kinderführungen endeten bislang immer mit dem Applaus der Besucher. Laut Anja Schumann ist es dadurch einerseits möglich, „sehr intensiv mit den Kinderführern zu arbeiten und sie auch mal hinter die Kulissen des Museums blicken zu lassen. Diese positiven Erfahrungen geben die Kinder dann wiederum an die Besucherkinder, denen sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe begegnen, weiter. Kinder für Kunst und Kultur zu begeistern, ist ja nicht immer einfach – von Kind zu Kind klappt das manchmal ein bisschen besser.“ 

Und vielleicht möchten ja noch zwei bis drei weitere Kinder Museumsführer in Großschönau werden, hofft die Leiterin. Die Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft ist für die Museumsführerkinder komplett kostenfrei. Interessierte Mädchen und Jungen können sich gern im Museum unter Telefon (035841) 3 54 69 melden. 
Bei Interesse können auch außerhalb der festgesetzten Termine Kinderführungen nach vorheriger Anmeldung vereinbart werden. Für die Besucherkinder fallen außer dem normalen Eintritt keine zusätzlichen Kosten an.
Steffen Linke 

Steffen Linke / 31.03.2020

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