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Kleider machen Leute – Leute machen Kleider

Kleider machen Leute – Leute machen Kleider

Dieses Exponat im Völkerkundemuseum Herrnhut zeigt die Frauenkleidung der Inuit in Grönland mit festlichem Glasperlenkragen. Foto: Völkerkundemuseum Herrnhut

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Die Besucher können unter anderem auch Frauenstiefel der Inuit aus Grönland und Kinderstiefelchen der Inuit aus Alaska im Miniaturformat besichtigen. Foto: Völkerkundemuseum Herrnhut

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Johanna Funke führt die kleinen wie großen Besucher bei der Führung „Kleider machen Leute – Leute machen Kleider. Was trägt man weltweit?“ durch die Ausstellungsbereiche des Völkerkundemuseums Herrnhut. Foto: privat

Das Völkerkundemuseum Herrnhut lädt am Samstag, 11. August, um 15.00 Uhr, zu einer öffentlichen Führung mit dem Titel „Kleider machen Leute – Leute machen Kleider. Was trägt man weltweit?“ ein. Treffpunkt ist im Foyer, wo Johanna Funke die kleinen und großen Besucher begrüßt und dann quasi mit ihnen auf eine „Weltreise“ geht.

Herrnhut. Die Sammlungskonservatorin ist verantwortlich für die Bewahrung, Erhaltung, Lagerung der Objekte, deren Inventarisierung, den Leihverkehr und all die vielen kleineren und größeren Aufgaben, die damit verbunden sind. In dieser Funktion sind ihr die Ausstellungsstücke und ihre Machart sehr vertraut. „Für unsere öffentlichen Führungen an den Wochenenden planen wir die Themen lange im Voraus“, sagt sie. So kann den Besuchern ein abwechslungsreiches Programm für Groß und Klein – von der Missionsgeschichte der Herrnhuter Brüder, über vielfältige ethnologische Themen wie den Perlenschmuck Afrikas oder die Lebensweise der Inuit gestern und heute, bis hin zu vergleichender Objektkunde, die eine Reise durch die Welt zu einer ausgewählten Objektgruppe ermöglicht, angeboten werden. Von der Ausbildung her ist Johanna Funke Ethnologin: „Ich habe dadurch Einblick in vielfältige Zusammenhänge der Herstellung und Nutzung von Kleidung sowie deren ,verborgene Geheimnisse’.“ Kleidung schützt ihrer Aussage nach nicht nur vor Wind und Wetter und ungebetenen Blicken, sondern erzählt auch häufig etwas über die Herkunft und die Lebensumstände der Person, die sie trägt: „In der Führung wollen wir zusammen mit den Kindern und ihren Familien erkunden, aus welchen verschiedenen Materialien Kleidung in aller Welt hergestellt wurde, was sie uns über den jeweiligen Träger mitteilt und welche schmückenden Elemente die Kleidung bereichern. Hier ist natürlich besonders die Frage interessant, wo Kleidung aufhört und Schmuck anfängt.“

In der Führung „Kleider machen Leute – Leute machen Kleider“ folgen die Besucher dem Pfad der Bekleidung durch verschiedene Länder, in denen die Herrnhuter Missionare seit 1732 tätig gewesen sind. „Wir treffen dabei unterwegs auf Gewebtes, Geklopftes, Gezwirntes, Genähtes und Gebundenes“, verrät sie.


Die Reise führt durch Süd- und Ostafrika, zu den Kalmyken, in den Himalaya, nach Südamerika und in den hohen kalten Norden.

Die Sammlung hier in Herrnhut beherbergt insgesamt knapp 7.000 Objekte. Davon sind circa 500 Stück im engeren oder weiteren Sinne der Bekleidung der Menschen zuzuordnen. Aus diesem Fundus sind die schönsten Stücke in der Dauerausstellung zu sehen, unter anderem Kotomisi, die traditionelle Frauenkleidung der Kreolen in Surinam, Pelzkleidung für Kinder der Inuit in Alaska oder ein Tanzschurz eines ostafrikanischen Medizinmannes aus Rindenstoff und viele mehr. Johanna Funke vermittelt in der öffentlichen Führung den kleinen wie großen Besuchern, dass unterschiedliche klimatische Bedingungen, verschiedene Anlässe im Leben eines Menschen oder eingegrenzte Rohstoffvorkommen in bestimmten Regionen die Wahl der Herstellung von Bekleidung grundsätzlich bestimmt und der Anbau und Handel von Rohstoffen wie Baumwolle und Produkten, wie Glasperlen diese im Laufe der Zeit verändert hat.

Der circa einstündige Rundgang führt durch die Dauerausstellung auf zwei Etagen. „Unsere Besucher bestimmen bei dieser Führung durch ihr Interesse und ihre Nachfragen selbst mit, welche Regionen wir eingehender betrachten und welche nur kurz Erwähnung finden“, sagt sie. Am Ende der Führung begeistern sich die Kinder oft an Exponaten oder Materialproben aus dem museumspädagogischen Bereich, die sie selbst ausprobieren und anfassen können. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir darüber mit unseren kleinen Gästen sehr schnell ins Gespräch kommen und sie staunend andere Kulturtechniken mit den eigenen vergleichen. Wenn ein Kind anfängt, von der alten Leinenwäsche in Uromas Kiste auf dem Dachboden oder dem neuesten Fußballdress im Verein zu erzählen, dann nehmen sie an unserer ,kleinen Reise durch die Welt’ wirklich teil“, sagt sie.
Um den sehr interessanten Objekten in der Ausstellung nicht „die Show zu stehlen“, tritt Johanna Funke den Besuchern in praktischer Alltagskleidung in schlichtem schwarz gegenüber.

Im Anschluss haben die Gäste die Möglichkeit, auf eigene Faust die Bereiche der Dauerausstellung zu erkunden, die nicht Teil der Führung gewesen sind. Sie empfiehlt dabei auch die derzeitige Sonderausstellung „Tattoo und Piercing – Die Welt unter der Haut“ – wenn man so will, als weitere Art sich „zu kleiden“. Diese Sonderausstellung ist noch bis zum 16. September im Herrnhuter Völkerkundemuseum zu sehen. Im „Raum für Familien“ können die Kinder auch Spiele aus aller Welt ausprobieren oder ihre Gedanken und Ideen zu dem in der Führung gehörten Worten und Erklärungen aufzeichnen.

Der Eintritt für Kinder ist frei. Erwachsene bezahlen eine Führungsgebühr von drei Euro zuzüglich zum Eintritt.

Steffen Linke / 05.08.2018

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