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Mit einem Ticket durch zwei Traumwelten Dalís

Mit einem Ticket durch zwei Traumwelten Dalís

Die Kulturhistoriker Dr. Kai Wenzel (Görlitz, links) und Dr. Peter Knüvener (Zittau) konnten bei der neuen Ausstellung eng zusammenarbeiten. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Die aktuelle Ausstellung in den Städtischen Museen Zittau und im Kulturhistorischen Museum Görlitz, dem Kaisertrutz, gewährt bis zum 31. März einen Einblick in Werke Salvador Dalís und kann mit einer Eintrittskarte besucht werden.

Zittau/Görlitz. In einer gemeinsamen Sonderausstellung zeigen das Kulturhistorische Museum Görlitz 250 und das Museum in Zittau 100 druckgrafische Werke des berühmten Künstlers Salvador Dalí (1904 bis 1989) und präsentieren die Region damit quasi auch kulturhauptstadtwürdig.

Die Arbeiten geben einen Überblick über das gesamte druckgrafische Werk des Künstlers, das sich inhaltlich deutlich von seinen bekannten Gemälden mit zerlaufenden Uhren oder brennenden Giraffen unterscheidet.
Der Katalane Dalí lernte in Paris Pablo Picasso, Joan Miró und Max Ernst kennen und schloss sich dem Kreis der surrealistischen Künstler an. In Paris traf er auch auf die russische Immigrantin Helena Djakonowa, die später unter dem Namen Gala Dalís Muse und Ehefrau wurde.

Über Jahrzehnte organisierte sie seine Ausstellungen und Kunstverkäufe, die seit den 30er Jahren immer erfolgreicher wurden. So entstand bereits 1931 sein vermutlich bekanntestes Gemälde mit dem Titel „Die Beständigkeit der Erinnerung (La persistencia de la memoria)“, das herabfließende Uhren in der kargen Landschaft Kataloniens zeigt und heute im Museum of Modern Art in New York zu sehen ist.

Als in der Gruppe der Pariser Surrealisten in den 1930er Jahren die politischen Richtungskämpfe zwischen Kommunismus und Faschismus immer schärfer wurden, kam es zum Zerwürfnis.
Dalí und Gala reisten nun für einige Jahre durch Europa. Im Sommer 1938 traf Dalí den Psychoanalytiker Sigmund Freud, der zu dieser Zeit bereits in London im Exil lebte.

Der junge Künstler hinterließ offenbar einen tiefen Eindruck, denn Freud schrieb in einem Brief an Stefan Zweig „Wirklich, ich darf Ihnen für die Fügung danken, die die gestrigen Besucher zu mir gebracht hat. Denn bis dahin war ich geneigt, die Surrealisten, die mich scheinbar zum Schutzpatron gewählt haben, für absolute (sagen wir zu fünfundneunzig Prozent wie beim Alkohol) Narren zu halten.“ Seit 1948 lebten Dalí und seine Frau wieder in Spanien. Hier begann er sich mit dem Medium der Druckgrafik intensiver zu beschäftigen. In den 1950er bis 1970er Jahren entstanden zahlreiche Einzelblätter und umfangreiche Illustrationszyklen. Dalí beherrschte nicht nur alle wichtigen druckgrafischen Techniken, sondern begann auch, deren Möglichkeiten experimentell zu erweitern.

So entstand eine seiner Druckgrafiken, in dem Dalí eine in Druckerschwärze getauchte Gewehrkugel auf einen Lithografie-Stein abfeuerte, die auf diesem „einen wunderbaren Spritzfleck erzeugte. Ich erkannte augenblicklich einen Engelsflügel von vollkommener Dynamik, der den Gipfel der Vollendung darstellte. Damit hatte ich den ‚Bouletismus‘ erfunden.“ Dieser radikale Umgang ließ den Entstehungsprozess einer Grafik zum Happening werden und trug gleichermaßen zum Mythos des Künstlers bei.
Die Sammlung Rebmann umfasst heute wesentliche Teile des druckgrafischen Werkes, von denen die bedeutendsten Blätter in den Sonderausstellungen in Görlitz und Zittau zu sehen sind.

Die Görlitzer Schau gibt mit etwa 250 Blättern einen Überblick über das gesamte druckgrafische Werk Dalís aus den Jahren 1934 bis 1977. Ein Schwerpunkt ist dabei Dalís künstlerische Auseinandersetzung mit dem nicht minder bedeutenden spanischen Maler Francisco de Goya (1746 bis 1828). Dessen wegweisenden Grafikzyklus „Los Caprichos“ verarbeitete Dalí in einer eigenen Serie, die zusammen mit Goyas Blättern in der Ausstellung präsent ist.

In der Zittauer Exposition ist ein großer Teil einer der umfangreichsten Grafikzyklen Dalís zu sehen: die aus 100 Holzstichen bestehenden Illustrationen zu Dantes „Göttlicher Komödie.“
Der zweite in Zittau ausgestellte Werkkomplex beschäftigt sich mit der Offenbarung des Evangelisten Johannes, der Apokalypse. Die Zittauer Schau bereichern überdies Grafiken von Zeitgenossen Dalís wie Marc Chagall, Ernst Fuchs und Otto Dix aus der Museumssammlung. Außerdem sind auch surrealistische Werke von Künstlern aus der Oberlausitz zu sehen, unter anderem von Peter Israel, Ludwig Böhme oder Dirk Pradel.

Der Görlitzer Museumsleiter Freiherr Jasper von Richthofen bekundete zur Frage, ob es zwischen Dalí und der Oberlausitz überhaupt einen Zusammenhang gebe: „Es ist nicht die normale Art und Weise, wie wir hier arbeiten. Wir suchen bei unseren Ausstellungen immer auch einen Bezug zur Region Oberlausitz-Niederschlesien. In diesem Fall ist der nicht gegeben. Es handelt sich um eine private Grafiksammlung, die uns Helmut Rebmann zur Verfügung stellt. In Ausschnitten ist diese Sammlung schon einmal gezeigt worden, in dem Umfang, wie wir es jetzt in Görlitz und in Zittau machen, ist dies bislang jedoch nicht erfolgt.“
 

Till Scholtz-Knobloch / 10.02.2019

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Kommentare zum Artikel "Mit einem Ticket durch zwei Traumwelten Dalís"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Dr. Eberhofer schrieb am

    Es ist schön zu sehen, dass es immer wieder neue Dalí Ausstellungen gibt, die mit mehr Mut und angelehnt an das großartige Dali Museum in Berlin an die Thematik auch der Grafik herangehen, die oft verschmäht und nun endlich immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO geworden ist. Ich habe bereits alle drei großen Dali Museen - Figueras/Spain, St. Petersburg/USA und Berlin/Germny besucht - und werde mir trotzdem bzw. gerad auch deshalb natürlich diese nicht entgehen lassen.

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