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Museen rüsten sich für Zeit nach Lockdown

Museen rüsten sich für Zeit nach Lockdown

Die Sonderausstellung „Kinder des Windes: Chinesische Papierdrachen aus Weifang“ im Völkerkundemuseum Herrnhut wird bis zum 24. Mai verlängert. Foto: Johanna Funke

In den Museen der Region spielt sich aufgrund des coronabedingten Lockdowns schon seit mehreren Wochen kein Besucherverkehr mehr ab. Doch was passiert derzeit in den Häusern? In der langen Zwangspause drehen die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter jedenfalls keine Däumchen.

Für das Völkerkundemuseum Herrnhut bietet die aktuelle Situation auch die Möglichkeit, umzudenken und Neues zu entdecken. Die Aufgaben des Basisbetriebes haben sich aber nicht geändert. So geht es beispielsweise darum, die klimatischen Bedingungen für die Objekte stabil zu halten, aber auch kleine Reparatur- und Verschönerungsarbeiten anzugehen, Anfragen zu beantworten und mit Kollegen und Kolleginnen digital im Fachaustausch zu bleiben. Eine im Januar durchgeführte Kehrwoche diente dazu, sich von Unnötigem zu befreien und Unerledigtes aufzuarbeiten.

„Wir haben spannende Online-Angebote für die Ferienzeit entwickelt sowie die neue Sonderausstellung ,Der Mond hinter den Wolken. Die Ästhetik japanischer Teekultur’ konzipiert“, sagt Silke Piwko vom Völkerkundemuseum Herrnhut. Diese Exposition soll am 3. Juli eröffnet werden. Und: Die von den Besuchern bis dato gut angenommene Sonderausstellung „Kinder des Windes: Chinesische Papierdrachen aus Weifang“ wird bis zum 24. Mai verlängert.

„Außerdem arbeiten wir an einer neuen Intervention in der Dauerausstellung, die Popkultur und Alltag, Politik, Gesundheit, Sport und Spiel im indigenen Nordamerika thematisiert und in Plakaten und korrespondierenden Objekten präsentieren wird“, sagt sie.
Im Stadtmuseum Löbau stehen laut Museumspädagogin Sarah Schieck viele Aufgaben an, die für Besucher oft unsichtbar sind und „hinter der Bühne“ ablaufen. Alle Museumsmitarbeiter seien im Dienst und würden unter den gegebenen Umständen an ihren Aufgabengebieten arbeiten, teils aus dem Homeoffice. Alle Arbeiten im Museum laufen wie gewohnt fort. Nur die Veranstaltungsplanung und Museumspädagogik finden nicht wie üblich statt. Stattdessen werden zukünftige Projekte angeschoben und geplant.
Einen großen Teil der Zeit nimmt die Arbeit am Bestand ein. Die Sammlung des Stadtmuseums Löbau ist laut Sarah Schieck sehr umfangreich.

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Auch Heiner Haschke, alias Räuberhauptmann Karasek, freut sich wieder auf Publikumsverkehr im Karasek-Museum Seifhennersdorf, sobald das wieder möglich ist. Foto: Archiv/Rainer Döring

Viele Objekte werden noch erfasst und digital inventarisiert. Außerdem erfolgen konservatorische Maßnahmen und Restaurierungen werden in Auftrag gegeben. Regelmäßig kommen zudem Anfragen, Abgaben und Ankäufe rein. Dies kann mitunter viel Zeit in Anspruch nehmen.

Im Sommer wird laut Sarah Schieck die neue Dauerausstellung zur Stadtgeschichte eröffnet. Die Vorbereitungen dieser Exposition nehmen viele Ressourcen in Anspruch. Inhalte müssen dazu recherchiert und erforscht, Texte geschrieben, Objekte vorbereitet, Grafik und Gestaltung erstellt sowie Vitrinen und Ausstellungselemente hergestellt werden. Coronabedingt sind Termine mit Handwerkern und Dienstleitern gerade nur eingeschränkt möglich, weswegen bei allen diesen Aufgaben der organisatorische Aspekt eine große Rolle spielt.

Mehrere Mitarbeiter beschäftigen sich auch schon ganz eifrig mit Forschungsarbeiten für das an der Äußeren Bautzner Straße geplante künftige Zentrum „Anker Kulturgut“. Die ehemalige Nudelfabrik soll saniert werden und in der Perspektive das Stadtmuseum und das Stadtarchiv beherbergen.

Wenn sich die Türen des Stadtmuseums Löbau wieder öffnen, können die Besucher gespannt sein auf die Sonderausstellung „Ankommen im Anker Kulturgut. Studenten planen für Löbaus alte Nudelei“. Die Exposition vermittelt einen Eindruck darüber, wie sich das Gelände durch die geplante Nutzung verändern könnte. „Außerdem steht mit der Neugestaltung der Dauerausstellung dieses Jahr ein großes Projekt ins Haus, auf das sich alle Museumsfreunde freuen können“, sagt sie.

Die Mitarbeiter des Karasek-Museums in Seifhennersdorf beschäftigen sich mit Archivarbeiten, denn nach den großen Umbaumaßnahmen ist ein großes Magazin komplett umgelagert worden. Diese Dinge müssen nun auch in den Büchern handschriftlich und dann auch in Dateien wieder ihren richtigen Platz finden. „Da wir gleichzeitig das einzige Museum im Naturpark Zittauer Gebirge sind, wo auch die Tourist-Information integriert ist, haben wir jetzt schon zahlreiche Anfragen für die Sommermonate erhalten“, so Ina Köhler, Leiterin des Karasek-Museums Seifhennersdorf. Ganz aktuell ist auch die 10. Ausgabe des Tourismusmagazins „Zu Gast in Karaseks Revier“ angeliefert worden.

Nach fast einem Jahr Bauzeit hatte das Karasek-Museum nur drei Monate geöffnet. „Somit können noch viele Interessierte, die noch keine Gelegenheit hatten, uns zu besuchen, sich unter anderem die erweiterte DDR-Ausstellung ansehen oder auch einen neuen Film zu geologischen Raritäten unserer Heimat anschauen“, sagt sie.

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Der Hirsch in der Ausstellung „Natur im Porträt“ in den Städtischen Museen Zittau hatte bisher noch keinen externen Besuch. Foto: Städtische Museen Zittauâ‹Œ

Die Städtischen Museen Zittau führen jetzt die Arbeiten durch, die bei regulärem Betrieb nicht bzw. nur sehr schwer machbar wären. So werden Sammlungen innerhalb der Museen an neue Standorte gebracht, Außendepots umstrukturiert und Neuzugänge integriert. Zudem sind intensive Reinigungsarbeiten und Revisionen im Gange. Viele Treffen zwischen Projektpartnern finden weiterhin, jedoch nur noch in Form von Videokonferenzen statt. Gleiches gilt für Fortbildungen und Konferenzen.

Innerhalb der Tätigkeitsbereiche wurde laut Museumspädagogin Daniela Schüler umstrukturiert. Mitarbeiter aus dem Bereich Kasse und Aufsicht digitalisieren den musealen Bestand. So werden die Waffen- und die Münzsammlung mit mehr als 5.000 Objekten in Datenbanken eingepflegt und Dokumente für das kommende Projekt „Machtergreifung 1933“ digitalisiert. Christian Karl, ehemaliger Feuerwehrmann und jetzt an Kasse tätig, arbeitet an einem Konzept für die Feuerwehrausstellung 2022.

Wenn sich die Pforten der Städtischen Museen Zittau wieder öffnen, können die Besucher endlich die Exposition „Natur im Porträt. Rudolf Schramm-Zittau und die Tiermalerei“ in Augenschein nehmen. „Zahlreiche Fotos und Zeichnungen sind bereits an uns geschickt worden, sodass wir die Aktionswand ,Tierisch was los’ gut bestücken können“, so Daniela Schüler. Auch das frisch restaurierte Gemälde von Willy Müller-Lückendorf „Fichten im Schnee“ kann endlich besichtigt werden. „In Kürze wird ein umfangreicher Sammlungsführer erscheinen, an dem wir in den letzten Monaten intensiv gearbeitet haben“, sagt sie.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heimatmuseums der Stadt Herrnhut nutzen die Zeit des Lockdowns intensiv für die Arbeit hinter den Kulissen des Museums. Dabei wurden mehrere Bereiche der Sammlung gesichtet, neu sortiert, beschriftet und schließlich archivgerecht gelagert. „Dies betraf insbesondere unsere umfangreiche Grafik- und Plakatsammlung, aber auch die Schriftensammlung ist nun deutlich besser erschlossen und konserviert“, so Konrad Fischer, Leiter des Kultur- und Fremdenverkehrsamtes und des Heimatmuseums der Stadt Herrnhut.

Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für verschiedene Ausstellungen, wie zum Beispiel die Jubiläumsschau zum 300. Geburtstag Herrnhuts im Jahr 2022. „Weiterhin wird sich unser Museum 2022 an einer großen Max Langer-Ausstellung im Zittauer Stadtmuseum beteiligen, wofür ebenfalls einige Vorarbeiten laufen“, sagt er. Ende April soll im Heimatmuseum der Stadt Herrnhut eine Sonderausstellung zum großen Pädagogen, Philosophen und Theologen J.A. Comenius eröffnet werden. „Möglicherweise gibt es dann auch zum Internationalen Museumstag am 16. Mai bei uns etwas zu entdecken“, blickt er voraus.

Alle Museen in der Region freuen sich natürlich darauf, endlich wieder Besucher in den Häusern begrüßen zu können, sobald das wieder möglich ist.

Steffen Linke / 22.02.2021

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