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Neue Großbaustelle auf B 156 in Sicht?

Neue Großbaustelle auf B 156 in Sicht?

Die Brücke steht, jetzt ist die Fahrbahn an der Reihe: Bis zum nächsten Frühling sollen die Arbeiten erledigt sein. Dann kann der Verkehr nach über zweijähriger Bauphase wieder rollen. Vorerst. Foto: RK

An der B 156 haben jetzt die Straßenbauer das Zepter übernommen. Das Brückenbauwerk selbst ist komplett. Doch was folgt nach den Arbeiten an der Zeppelinstraße?

Bautzen. Flughafen Berlin-Brandenburg, Stuttgart 21, Elbphilharmonie – die Liste der Bauvorhaben, die erst stark verspätet fertiggestellt und dann auch noch viel teurer als geplant werden, ist lang. Nur selten kommt es hingegen vor, dass ein großes Projekt, an dem die öffentliche Hand beteiligt ist, vorfristig zum Abschluss kommt.

An der Bautzener Zeppelinstraße ist das anders. Der Ersatzneubau der Bahnbrücke, die über den viel befahrenen Abschnitt der B 156 im Süden der Kreisstadt führt, soll deutlich früher fertig werden, als ursprünglich geplant. Sieben Monate beträgt die Zeitersparnis, welche die in Bautzen ansässige Hentschke Bau GmbH im Zusammenwirken mit der Bistra Bau GmbH & Co. aus Putzkau herausgearbeitet hat. „Die Freigabe kann voraussichtlich im Frühjahr 2019 erfolgen und nicht erst im Spätherbst“, erklärt Projektleiter Oliver Franke. Eine Nachricht, die in Bautzen und der gesamten Region mit Erleichterung aufgenommen wird. Der im Januar 2017 begonnene Bau auf einer der Bautzener Hauptverkehrsachsen stellt nämlich den Verkehr auf eine harte Belastungsprobe.

Doch wie ist das nahezu Unmögliche – eine Baustelle zu „beschleunigen“ – gelungen? „Durch eine im Vergleich zur Vorgabe effizientere und zweckmäßigere Bautechnologie. So mussten wir anstelle der zunächst vorgesehenen fünf Hilfsbrücken nur eine errichten“, erklärt Oliver Franke. „Die besondere Schwierigkeit besteht darin, dass wir ‚unter rollendem Rad’ arbeiten. Die Sperrzeiten für die Bahnstrecke werden von der Deutschen Bahn drei Jahre im Voraus auf die Minute genau vorgegeben. Da darf nichts schief gehen.“ Besonders heikel sei es im Februar 2018 beim Einschieben eines Brückensegments bei Temperaturen von minus 15 Grad gewesen. „Es ist fast unglaublich, aber es hat funktioniert“, so der Projektleiter.

Mittlerweile ist der reine Brückenbau abgeschlossen, auf der Baustelle haben die Straßenbauspezialisten der Bistra Bau GmbH das Zepter übernommen, die zusammen mit Hentschke als Bietergemeinschaft aufgetreten war. Der Neuaufbau der Straße stellt durchaus auch eine Herausforderung dar, muss diese doch im Vergleich zu früher um circa 70 Zentimeter abgesenkt werden. Die Straßenbreite wird 18,25 Meter und damit mehr als das Doppelte gegenüber der Zeit vor dem Bau betragen. In Verbindung mit einer lichten Höhe von 4,50 Meter stellt das frühere Nadelöhr für den Verkehr nach der Fertigstellung keinerlei Hindernis mehr dar.

Die baulichen Voraussetzungen für eine mögliche künftige Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden-Görlitz wurden geschaffen – wie auch schon vor 17,18 Jahren beim Ausbau mehrerer Brücken im Bereich Kubschütz. „Damals dachten wir, dass die Strecke in fünf Jahren elektrifiziert sein würde“, erinnert sich Oliver Franke an eins seiner ersten Brückenbauprojekte. Genau dies ist der Wermutstropfen – steht doch die von vielen Seiten geforderte Elektrifizierung noch immer in den Sternen. Die Verlautbarung vom Deutsch-Polnischen Bahngipfel besagt, dass es im Juli „ein Treffen zu dieser Thematik“ geben sollte. Bei dem Spitzentreffen selbst habe sie kaum eine Rolle gespielt. Und auch hinsichtlich der Kosten weicht das Vorhaben vom Plan ab – allerdings nicht nach unten, sondern nach oben. 14 Millionen Euro und damit zwei Millionen mehr als ursprünglich geplant soll die Brücke nach der jüngsten Verlautbarung der Deutschen Bahn AG kosten.

Unterdessen pocht der Landtagsabgeordnete Marko Schiemann darauf, dass spätestens 2020 der Lückenschluss zwischen der Dr.-Peter-Jordan- und Löbauer Straße erfolgt. Gemeint ist damit ein Ausbau der B 156 auf diesem Abschnitt im Einklang mit den Anliegern. Sie sollten nach dem Willen des Politikers künftig Parkplätze in ausreichender Menge in Wohnortnähe vorfinden. Aber auch alle anderen Verkehrsteilnehmer hat Marko Schiemann im Blick. Problematisch sieht er in dem Zusammenhang ein mögliches Radwegekonzept der Stadt für diesen Bereich. Dieses würde zu einem Konflikt führen.

Auf Anfrage teilt das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr nunmehr mit, dass der Bund den sogenannten Stadtinnenring nur unter der Voraussetzung als B 156 übernommen hat, wenn abgesehen von der Eisenbahnkreuzungsmaßnahme mittelfristig keine Investitionen anstehen. „Wir haben unsererseits entschieden, dass es vertretbar ist, nach deren Beendigung eine Planung für den restlichen Abschnitt zu beginnen“, meint Behördensprecherin Isabel Siebert. „Damit wäre also 2019 Planungsstart. Dies wurde der Stadt Bautzen auch so mitgeteilt. Es gab keinen Widerspruch.“ Weiter führt sie aus: „Sicher wird eine Lösung für die Radfahrer gefunden werden. Das innerstädtische Konzept ist allerdings Sache der Kommune, genau wie es die Parkplätze sind.“    

Um einen Vorgeschmack zu geben, wie das Ganze einmal aussehen könnte, bemüht Rathaussprecher André Wucht das Radverkehrskonzept, das die Verwaltung auch auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. „Unter Berücksichtigung der Verkehrsaufkommen von deutlich mehr als 10.000 Kraftfahrzeugen innerhalb von 24 Stunden und der Funktion des Straßenzuges als Verlängerung der Westtangente sollte möglichst eine separate Radverkehrsführung, optimalerweise als Radfahrstreifen erfolgen“, schreibt er. Mehr noch: „Im Bereich der Knotenpunkte und Einmündungen ist im Rahmen der konkreten Planungen zu prüfen, ob eine durchgängige Radstreifenlösung beispielsweise durch die Nutzung überbreiter Mischspuren für den Kfz-Verkehr möglich ist oder ob abschnittsweise lediglich eine Markierung von Schutzstreifen in Frage kommt. Im Abschnitt zwischen Erich-Pfaff- und Dr.-Salvador-Allende-Straße können die bestehenden Parkflächen für den Radverkehr umgenutzt werden. Die Parkraumnachfrage ist hier ohnehin sehr begrenzt. Da zumindest in der Stieber- und Paul-Neck-Straße eine Anlage von Radverkehrsanlagen erst im Rahmen einer grundhaften Umgestaltung möglich sein wird, könnte zwischenzeitlich eine Routenbeschilderung über die parallel verlaufende Paulistraße erfolgen.“ Bezüglich neuer Parkplätze entlang der B 156 gab er den Ball zurück ans LASuV.

Uwe Menschner & Roland Kaiser / 21.08.2018

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