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Richtfest der Mandaukaserne wurde vor 150 Jahren groß gefeiert

Richtfest der Mandaukaserne  wurde vor 150 Jahren groß gefeiert

Das Richtfest an der mittlerweile historischen Mandaukaserne in Zittau wurde am 6. November 1868 im großen Stil gefeiert. Quelle: SchlickHeintje

Ein Blick in die Zittauer Stadtgeschichte verrät, dass am 6. November 1868 – also vor 150 Jahren – das Richtfest an der Mandaukaserne in großem Stil gefeiert wurde. Laut Historikern war dies ein ganz besonderes Ereignis. 

Zittau. Noch nicht einmal sieben Monate waren vergangen, als an der südöstlichsten Ecke der Frontseite der Grundstein für die neue Kaserne gelegt worden war. Der Bau des großen Gebäudes auf der ehemaligen Bleiche ging zügig voran, denn ununterbrochen zogen Pferdefuhrwerke auf dem Feldsteinpflaster das benötigte Baumaterial heran. Sand und Zement, Holz in verschiedenen Größen und Längen, Feldsteine, auch Reste der alten Stadtmauer wurden herangefahren, Ziegelsteine, die eine viel größere Form als unsere heutigen hatten, schluckte der Bau, sodass am 26. September der südliche und schon am 9. Oktober der nördliche Flügel hochgezogen waren. 
An jenem Freitag, 6. November 1868, begannen um 15.00 Uhr die Richtfest-Feierlichkeiten an dem Neubau, den man mit vielen Fahnen in den sächsischen, Lausitzer und Zittauer Farben geschmückt hatte, Symbolen der Einigkeit und Zusammengehörigkeit.

Der obere Teil des Mittelbaus, der wie der Eingang des Gebäudes prachtvoll mit großen Girlanden verziert war, rief Bewunderung bei den vielen Anwesenden hervor, die sich diese Zeremonie auf gar keinen Fall entgehen lassen wollten. Keiner hatte wohl ahnen können, dass es ein Haus mit so großer Geschichte werden sollte.
Nach dem Kirchenlied „Gott sei Lob und Ehr“ begannen Generalmajor Nehrhoff von Holderberg unter Segenswünschen für das weitere Gedeihen des Baues den vorletzten und Bürgermeister Haberkorn symbolisch den letzten Nagel einzuschlagen. Danach erfolgte die übliche Richtrede von Bauaufseher Wünsche, in der auch sehr viele Hochs ausgesprochen wurden. So auf die Königliche Hoheit den Kronprinzen, auf das gesamte königliche Haus, auch auf das königliche Gesamtministerium und die Militärbehörde, auf die Stadträte und Stadtverordneten, auf Stadtbaudirektor Trummler, die Meister und die beteiligten Arbeiter. In all diese Hochs stimmten alle Anwesenden mit großer Freude ein. Die Feier vor Ort wurde mit dem Kirchenlied „Nun danket alle Gott“ beendet. Wie es damals Brauch war, wurden vom Bau herab Nüsse unter die versammelten Zuschauer geworfen, was diese zu kräftigen Beifallsstürmen hinriss.
Unter Musikbegleitung und den mehr als 300 beschäftigten Arbeitern zog man mit Fahnen durch die Stadt, wo am Abend im Gasthof „Zur goldenen Sonne“ das Festessen für sie alle stattfand. Speisesaal und Tanzsaal waren für die geladenen Gäste dekoriert. Unter ihnen waren auch die Stadträte, Stadtverordneten, Baumeister und Offiziere der hiesigen Garnison. Auch Oberst von Sandersleben, der schon bei der Grundsteinlegung anwesend war, befand sich unter den Gästen.
Generalmajor von Holderberg eröffnete den Abend. Bürgermeister Haberkorn legte noch einmal ausgiebig die Gründe dar, die die Stadt Zittau für den Bau der Kaserne veranlasst hatten, dankte der Staatsregierung für ihr Entgegenkommen und fand unter großem Beifall rührende Worte für Stadtbaudirektor Trummler, dessen Bauplan vom Königlichen Kriegsministerium ohne Einschränkungen genehmigt worden war. Nachhaltige Wirkung hinterließen auch seine Worte des Dankes an die Baumeister, Gesellen und Arbeiter, die diesen Bau in kürzester Zeit ausgeführt hatten. Nachdem die Tafel eröffnet und ausgiebig gespeist worden war, begann der Ball mit einer Polonaise, den Generalmajor von Holderberg mit Frau Stadtbaudirektorin Trummler eröffneten. Bis spät in die Nacht dauerte das Vergnügen und es wäre wohl nicht so abrupt beendet worden, hätte nicht gegen früh 3.00 Uhr das Hintergebäude des Färbereibesitzers Arndt auf der Oybiner Straße in Flammen gestanden. Bis auf die Grundmauern brannte es nieder und löste auch noch Kritik aus, denn nicht vom Türmer der Johanniskirche, von wo die Feuerwächter ihre Augen über die Stadt gleiten ließen, erfolgte das Feuersignal, sondern von den Anwohnern der näheren Umgebung, die das Feuer entdeckten. Natürlich war das Löschen damals schwieriger als heutzutage, wenn auch das Feuerlöschwesen in 19. Jahrhundert schon recht gut organisiert war. Der Abmarsch der Spritzengespanne brauchte aber seine Zeit. Die Bevölkerung half auch den geübten Feuerlöschmannschaften und reichte, wenn die Handpumpen nicht mehr ausreichten, die mit Wasser gefüllten Ledereimer von Hand zu Hand weiter.

Es sollten keine zwölf Monate mehr nach diesem abrupten Abbruch der Richtfestfeierlichkeiten vergehen. Nach dem Abschluss des Innenausbaues konnte die Garnisonsverwaltung die Kaserne am 16. Oktober 1869 sofort übernehmen und auch gleich vom Militär beziehen lassen, sodass auf die bisherige Einquartierung in Privatquartieren verzichtet werden konnte. 
Somit erhielt Zittau in nur 18-monatiger Bauzeit ein imposantes Gebäude, welches damals schon die Blicke auf sich zog, ein Haus, das heute wohl mehr ist als nur alte Steine, sondern auch ein Blickfang aus allen Richtungen mit großer Geschichte. Militärisch wurde es mehr als 50 Jahre genutzt.

Frank Brandt / 06.11.2018

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