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Rothenburg setzt auf historische Identität

Rothenburg setzt auf historische Identität

Jens Collatz hat sich durch seine Neugier die Ortsgeschichte umfassend erarbeitet und wird ab 1. Oktober für die Stadt Rothenburg ganz offiziell an der Geschichte forschen. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Ab dem 1. Oktober hofft Jens Collatz, sein Hobby – die Regional- und Lokalgeschichte – dauerhaft zum Beruf zu machen. Er beginnt dann, für die Stadt Rothenburg noch intensiver an der Geschichte seiner Heimat zu forschen, Projekte zu initiieren und das Archiv aufzuarbeiten.

Noes/Rothenburg. Jens Collatz sitzt auf der Veranda des Gutshauses von Noes und blättert in seinen, akribisch angelegten Ordnern mit Adelswappen, historischen Dokumenten und Schriftverkehr. Von Georg Freiherr von Nostitz aus München hatte er einst die Genealogie und Heraldik der Adelsfamilie erhalten, die Rothenburg lange regierte. „Ich habe irgendwann – in das Gemäuer eingelassen – ein Wappen entdeckt und wusste damit nichts anzufangen“, berichtet Jens Collatz. Damit habe für ihn das Forschen einmal begonnen. Das Wappen konnte er als das derer von Nostitz identifizieren. Es stammte aus dem Vorgängergutshaus und wurde in dem 1899 errichteten Nachfolgbau eingelassen, in dem er seit seiner Geburt 1966 lebt und dessen Wände Historisches und Plattencover von Iron Maiden zieren. Er selbst betont im Gutshaus Ober-Noes zu leben, schließlich hätte sich die Stallungen in Nieder-Noes befunden. Collatz’ Eltern stammten aus Tormersdorf-Niederbielau (Bielawa Dolna) und wurden entwurzelt als Neubauern im Gutshaus eingewiesen. Damit ist für ihn die gesamte Regionalgeschichte interessant, letztlich seinen sowohl die historischen Bezüge über die Neiße wie auch grundsätzlich zur feudalen Vergangenheit zu Zeiten der DDR geschliffen worden. Collatz, der neben vielen Aufarbeitungen für regionale Publikationen insbesondere mit einer umfassenden Veröffentlichung zur Rothenburger Kirche ein dickes Ausrufungszeichen gesetzt hat, möchte nun ab Oktober mit Themennachmittagen die Rothenburger mit ihrer Ortsgeschichte vertraut machen. Seine Stelle ist im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes mit Unterstützung der Stadt und des Martinshofs auf ein Jahr angelegt.

Da Jens Collatz in allem seine Ursprünge sucht, weist er nach Veröffentlichung der Geschichte des Festumzuges in dieser Zeitung zum Sommerfest darauf hin, dass auch dessen Geschichte älter ist, als dies im Niederschlesischen Kurier jüngst mit 1763 zu lesen war.

Er habe sich das Heimatbuch des Kreises Rothenburg von Robert Pohl von 1924 sowie das Heimatbuch der Stadt Rothenburg, Band 1 und 2 von R. Matheus (1931; 1935) zur Hand genommen, die eine ältere Herkunft belegen. Die älteste Beschreibung des Festes datiere aus dem Jahr 1674. Matheus beschreibe u.a., dass Schützenkönig Veit Heyne mit der silbernen Ehrenkette geschmückt gewesen sei, die der Kurfürst Johann Georg I. (1611-1656) den Rothenburgern verliehen hatte. Der damalige Schießhauswirt habe sich über einen starken Zuspruch der Gäste gefreut, da dieser August als heiß und sonnig beschrieben wurde. Ob jedoch der August als Monat namensgebend war oder doch die Verbindung zu August dem Starken (* 1670) heranzuziehen sei, bleibe Interpretation, die man jedoch auch im Lichte einer wichtigen Quelle deuten müsse: „Rothenburg bekam als preußische Kreisstadt (1815) als Landesherren den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. Von 1816 an feierte man als Festtag den Geburtstag des Königs am 3. August. Die Rothenburger Schützengilde legte im „Schützen-Artikel der Kreisstadt Rothenburg“ fest: „§ 1) Der zweite Pfingst- und der darauf folgende Tag eines jeden Jahres ist hiesigen Orts zum Königsschießen bestimmt. § 2) Das Geburtstagsfest Sr. Majestät des Königs, unseres allergnädigsten Landesherren, soll jedes Mal am 5. August als „Augustschießen“ von der Schützengilde durch einen solennen Paradeaufmarsch und Auszug und durch ein Königsschießen gefeiert werden“.

Nach dem Ende der Regierungszeit Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1840, wurde bestimmt, dass das Augustschießen als Schützenfest weiter bestehen bleibt und jeweils auf den ersten Sonntag und Montag nach dem 2. August alljährlich begangen wird.

Till Scholtz-Knobloch / 27.09.2018

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Kommentare zum Artikel "Rothenburg setzt auf historische Identität"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. kucki schrieb am

    Hallo, ich bin auf der Suche nach heimatkundlichen Beschreibungen und Quellen, die sich auf den Ort See beziehen. Grund: in meiner Ahnenlinie habe ich einen Johann Gottfried Poitschke aus See, der 1803 dort geboren/getauft wurde und mit dem Beruf Bedientester später in Aachen ist. Er heiratete 1842 in Aachen. Ich möchte herausfinden, warum er zu dieser Zeit seinen Heimatort verlassen hatte und soweit weg ein neues Leben beginnt. Gründe könnten in den wirtschaftlichen oder anderen Zuständen in See (Gebiet dort) vorliegen. Darüber möchte ich etwas lesen. Das Heimatbuch von Robert Pohl könnte mir helfen. Aber ich komme nicht daran.

    Schöne Grüße von der Westgrenze sendet
    Günter Kuckelmann

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