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Schülerpärchen alterte 
um Jahrhunderte

Schülerpärchen alterte 
um Jahrhunderte

Graf Zinzendorf und seine Frau Erdmuthe Dorothea führten am Tag der offenen Tür nicht nur durch die Zinzendorfschulen in Herrnhut, sondern nahmen sich auch die Zeit für ein kurzes Klavierspiel mit den Kindern. Foto: privat

Schülerin Rebecca (15 Jahre) und Schüler David (14) sind zum Tag der offenen Tür der Evangelischen Zinzendorfschulen in Herrnhut um Jahrhunderte gealtert. Denn die beiden vermittelten als Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (26. Mai 1700 bis 9. Mai 1760), Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine, und seiner Ehefrau Erdmuthe Dorothea den Besuchern auf Wunsch Einblicke in den Schulalltag.

Herrnhut. Es ist eine gute Tradition, dass ein Schülerpärchen zur öffentlichen Präsentation der Evangelischen Zinzendorfschulen in Herrnhut in diese Rolle schlüpft. „Wir sind von unseren Klassensprechern angesprochen worden, ob wir uns in diesem Jahr freiwillig dazu bereit erklären. Ich bin davon eigentlich gleich begeistert gewesen“, sagt Rebecca. Bei David war das auf Anhieb nicht unbedingt der Fall: „Ich konnte mich dann aber schon damit abfinden.“

Die beiden lernen in verschiedenen neunten Klassen an den Evangelischen Zinzendorfschulen in Herrnhut, haben im Schullalltag nicht unbedingt viel miteinander zu tun. „Wir kannten uns schon. Die Rollen sind uns aber einzeln angeboten worden. Eigentlich war es mehr Zufall, dass wir Graf Zinzendorf und seine Frau verkörpern“, sagen sie. David schätzte „seine Frau“ im Vorfeld ihres gemeinsamen Auftritts als ziemlich nett ein. Rebecca war mit der Auswahl des Partners auch ganz zufrieden. „Ihre Kostüme haben wir aus dem Theater besorgt“, sagt Andreas Triebler, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit an den Evangelischen Zinzendorfschulen in Herrnhut.

Sie trug ein mit goldfarbenen Ornamenten verziertes Kleid und von den Schultern bis zu den Ellenbogen eine mittelalterliche Bluse. Er präsentierte sich im weißen Hemd, einer kurzen Hose mit Bund, Strümpfen, einem Jacket und Hut. Beide brauchten jeweils circa fünf Minuten, um sich in Graf Zinzendorf und seine Frau zu verwandeln. „Für unser neues Alter haben wir uns sehr gut gehalten“, sagt sie.

Rebecca und David brauchten während der Präsentation des Schulgebäudes weder Salben noch Tinkturen oder andere Heilmittel nehmen, um körperliche Gebrechen oder Wehwehchen zu lindern. „Wir haben uns nicht direkt in eine andere Zeit hinein versetzt gefühlt, obwohl ich mir das vorstellen könnte“, sagt sie. „Das komplette Umfeld war ja ganz normal. Anders wäre es vielleicht gewesen, wenn auch alle anderen in historischer Kleidung aufgetreten wären“, fügt er hinzu.

Alternativer Text Infobild

Graf Zinzendorf und seine Frau beschäftigten sich zum Tag der offenen Tür auch mit den Kindern, während die Erwachsenen einem Vortrag der Schulleitung lauschten. Foto: privat

Ihren Auftritt haben sie ohne große Vorbereitung absolviert: „Wir mussten ja keinen Vortrag halten.“ Graf Zinzendorf und seine Frau Erdmuthe Dorothea beschäftigten sich unter anderem mit den Kindern, während die Eltern einem Vortrag der Schulleitung lauschten, präsentierten dem Publikum die Einrichtung und unterhielten die Besucher mit Details aus dem Schulleben. Rebecca fühlte sich von ihrem „Ehemann“ anfangs sehr gut behandelt. Hinten hinaus habe seine Aufmerksamkeit aber etwas nachgelassen. „Wir haben keine Beziehung gepflegt, sondern sind halt nebeneinander hergelaufen, damit uns die Besucher anschauen und ansprechen können“, sagt er.

David hatte zwischenzeitlich auch mal seine Frau aus den Augen verloren. Das sollte natürlich nicht gerade vorkommen. Mit seinen 14 Jahren bleibt ihm aber noch viel Zeit, um mal ein richtiger Gentleman zu werden.
„Die beiden sind in ihren Rollen sehr locker und souverän aufgetreten“, lobt Andreas Triebler. Rebecca möchte im nächsten Jahr nicht noch einmal unbedingt die Ehefrau von Graf Zinzendorf spielen: „Für mich war es zwar definitiv eine schöne Erfahrung. Hinter dem Rücken bin ich aber glaube schon belächelt und etwas komisch angeguckt worden.“ Andreas Triebler spricht in diesem Zuge jedoch „von einem anerkennenden Lächeln.“

David würde an sich wieder in die Rolle des Graf Zinzendorf schlüpfen: „Bei uns ist es aber Tradition, dass im nächsten Jahr ein anderes Schülerpärchen an die Reihe kommt.“

Steffen Linke / 01.02.2017

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