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Was Umweltfrevler unserem Wald antun – Plastikfasten soll sensibilisieren

Was Umweltfrevler unserem Wald antun – Plastikfasten soll sensibilisieren

Der vielbesungene deutsche Wald ist auch nicht mehr das, was er einmal war – hier eine ein ganzer, von Umweltfrevlern entsorgter Hausstand. Foto: Matthias Wehnert

Groß Krauscha/Region. „In meiner Funktion als Vorsitzender der Jagdgenossenschaft und auch als Waldeigentümer durchfahre ich in Abständen das Waldgebiet, um nach dem Rechten zu schauen. Zum Beispiel, ob noch alle Bäume senkrecht stehen oder sie von Schädlingen befallen sind“, sagt Gottfried Janoske, der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Groß Krauscha. Doch insbesondere ärgert er sich immer wieder bei seinen Streifzügen durch den heimischen Wald über den Umwelfrevel: „Vor ein paar Wochen sah ich in unserem Wald eine Autositzbank einfach so entsorgt. Erst kürzlich wieder hat jemand eine Plastekiste mit Teilen eines Elektrogeräts und Auslegeware im Wald ’entsorgt’. Sogar ein Farkübel war dabei.“

Leider seien solche Dinge kein Einzelfall, denn auch seine Vorstandskollegen würden immer wieder entsprechende Beobachtungen machen. „All solchen Leuten muss gesagt werden: Der Wald ist keine Müllhalde, sondern Lebensraum von Bäumen und Pflanzen, die für uns die Luft verbessern, sowie eine wichtige Rohstoffquelle. Darüber hinaus ist der Wald Lebensraum für viele Vögel und andere Tierarten. All denen, denen das Denken schwerfällt, muss gesagt werden, dass Müll, der nicht pflanzlicher Art ist, das Grundwasser verseucht und Bäume krank macht“, betont Janoske. Es gäbe in Städten wie Niesky und Görlitz Entsorgungsfirmen, bei denen jeder seinen Abfall jeglicher Art loswird – und das bei vielen Wertstoffarten sogar kostenlos. Die von ihm jüngst im Wald vorgefundenen Abfälle seinen freilich kein Material, was schnell verrotte. Doch wie lange dauern eigentlich Verrottungsprozesse, wenn der Mensch sich nicht einschaltet und welche Umweltfolgen treten bei welchen Stoffen ein? Der Niederschlesische Kurier hat sich kundig gemacht.

Bananenschalen benötigen für einen schnellen Abbau tropisches Klima. In unseren Breiten hingegen kann dies bis zu zwei Jahre dauern – bei Orangenschalen auch drei Jahre.
Papiertaschentücher verrotten in etwa einem bis fünf Jahren. Dies dauert deswegen so lange, da die Materialen heute sehr reiß- und wasserfest hergestellt sind.
Zigarettenstummel sind erst nach zwei bis sieben Jahren aufgelöst. Schadstoffe und Gifte wie Schwermetalle, Teer, etc. verseuchen zudem den Boden und das Grundwasser.
Menschlicher Kot ist natürlich biologisch abbaubar, was bei Plusgraden etwa einen Monat dauert. Doch auch hier gibt es Gefahren: Krankheitserreger können auf Tiere übertragen werden.
Eine Zeitung zersetzt sich in ein bis drei Jahren. Die Druckerschwärze macht diesen Prozess so überraschend langsam.
Leder ist nach 50 bis 100 Jahren biologisch aufgelöst.
Kaugummis lösen sich nach etwa drei bis fünf Jahren auf.
Nylonfasern brauchen etwa 60 Jahre für ihren Abbau. Waldtiere, vor allem Vögel können sich jedoch in ihnen verhängen und qualvoll zu Grunde gehen.
Ein Plastiksack braucht 100 bis 200 Jahre für die Zersetzung.
Blechdosen zerfallen in 50 bis 500 Jahren. So lange können sich Tiere an scharfen Kanten verletzen!
Tetrapacks benötigen zum Zerfall hingegen „nur“ 50 bis 100 Jahre. Hinzu kommt jedoch, dass Weichmacher in die Umwelt gelangen können.
Aluminiumpapier korrodiert viel langsamer als Blech. Für den Prozess muss man 200 bis 400 Jahre ansetzen.
Die Haltbarkeit einer Babywindel ist besonders hoch. Für Beständigkeit entwickelt, braucht ihr Materialmix 500 bis 800 Jahre für den Abbau.
Eine Plastikflasche kann je nach Beschaffenheit erst innerhalb von 100 bis 5.000 Jahren aufgelöst sein.
Styropor erreicht bereits biblische Zeitdimensionen. Wenn er keinen Naturkräften wie Wind und Wasser ausgesetzt ist, ist er quasi ewig beständig. Auch unter Einwirkung von Naturkräften ist die Lebensdauer mit mindestens 6.000 Jahren anzusetzen.


Übrigens: Kein Land in Europa verarbeitet mehr Kunststoffe als Deutschland: über 14 Millionen Tonnen Plastik sind es pro Jahr, Tendenz steigend. Vom in Deutschland verarbeiteten Plastik sind auch nur 12 Prozent tatsächlich recyceltes Material. Die 88 Prozent neu produzierter Kunststoff entsprechen rund fünf Prozent des weltweiten Plastikverbrauchs bei 1,1 Prozent der Weltbevölkerung.
Vor diesem Hintergrund ruft der Umweltverband BUND derzeit auch zum „Plastikfasten“ auf. Die Fastenzeit hat mit Aschermittwoch, dem 26. Februar begonnen und geht bis zum Ostersonntag, 12. April. Für diese Zeit bittet der BUND darum, einmal gänzlich auf Plastik zu verzichten. „Erst wenn wir darauf achten, wie viel Plastik uns im Alltag umgibt, erkennen wir das Ausmaß der Plastikkrise, in der wir uns befinden“, erklärt BUND-Abfallexperte Rolf Buschmann. Empfohlen wird, eine plastikfreie Einkaufsliste zu schreiben und wiederverwertbare Beutel sowie Transportboxen einzupacken. â‹ŒTill Scholtz-Knobloch

Redaktion / 03.03.2020

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