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Auf Kurs: Kulturtempel kehren wieder

Auf Kurs: Kulturtempel kehren wieder

Unerschütterliches Team: Utta Winzer vom Förderverein Krone und Krone-Hausherrin Kirsten Schönherr wollen auch nach einem Betreiberwechsel weiterhin zusammenarbeiten.

Region. In Bischofswerda sind am Dienstag Zukunftsweichen gestellt worden. Der Stadtrat beschloss mehrheitlich, dass die Umwandlung des stark sanierungsbedürftigen Kulturhauses in ein Kommunal- und Kulturzentrum weiter vorangetrieben werden soll. Auch wenn alles von Fördermitteln abhängig ist, lässt sich das aufgestellte Konzept durchaus sehen. Um in der Perspektive Veranstaltungen in dem Haus am Platz des Volkes wieder zu ermöglichen, sieht ein Konzept eine vielschichtige Nutzung vor. Ideen aus der Bürgerschaft und Vorstellungen von einzelnen Stadträten flossen in das Papier ein, weiß Rathaussprecher Sascha Hache. „Diese reichen von der Unterbringung eines kommunalen IT-Dienstleisters, über die Ansiedlung des Innenstadthortes bis hin zur Etablierung von Bereichen der Stadtverwaltung und der Stadtbibliothek. Leergezogene Immobilien lassen sich abstoßen und Mietzahlungen einsparen.“ Vom Tisch sei hingegen die Errichtung eines Hotelanbaus. Auf Grundlage des jüngsten Beschlusses werde die Verwaltung nun beantragen, das Projekt ins Strukturstärkungsgesetz aufzunehmen. Dieses sieht die Bereitstellung einer Milliardensumme für die Kohleregionen in Sachsen vor, um mit dem Wegfall der fossilen Verstromung einen Ausgleich hierzulande zu schaffen. „Wir haben bereits positive Signale aus Dresden empfangen“, fügte Sascha Hache in dem Zusammenhang hinzu.

Während also Bischofswerda auf einem guten Weg zu sein scheint, seinen einstigen Kulturtempel wieder zu ertüchtigen, kann Bautzen bereits Vollzug melden. Dort sind in den zurückliegenden Monaten Tatsachen geschaffen worden. Zwei Jahre nach dem Erwerb durch die kommunale Wohnungsbaugesellschaft BWB darf die Stadthalle Krone in diesem Herbst wieder die ersten Besucher empfangen. Am Mittwochabend erhielten geladene Gäste die Gelegenheit, das Veranstaltungshaus, das noch kürzlich einer Verjüngungskur unterzogen wurde, schon einmal in Augenschein zu nehmen.

„Zweck der Veranstaltung soll sein, die Halle zu vermarkten. Wir haben deshalb potenzielle Kunden, die die Stadthalle nutzen können oder buchen wollen, eingeladen“, sagte BWB-Geschäftsführerin Kirsten Schönherr vorab dem Oberlausitzer Kurier. Unabhängig von der siebenstelligen Kaufsumme hat das Unternehmen annähernd 400.000 Euro zusätzlich investiert, um die Krone für einen dreijährigen Probebetrieb herzurichten. Eine Mehrheit im Stadtrat und auch im BWB-Aufsichtsrat unterstützte bis zuletzt ein solches Ansinnen, um den Spreestädtern sowie auswärtigen Besuchern unter anderem Veranstaltungen zu bieten, die es lange Zeit in Bautzen so nicht gab. „Wir haben etwa 130.000 Euro für den Brandschutz ausgegeben“, zählt Kirsten Schönherr einen der wichtigsten Punkte auf. „Weitere 140.000 Euro flossen in neue Bodenbeläge und neue Lichttechnik sowie 120.000 Euro in Veranstaltungstechnik inklusive der erforderlichen Statik für die Traversen an der Decke und die daran befestigten Gewichte.“ Damit sei eine Grundausstattung geschaffen worden, mit der sich bereits einige Events wie die geplanten Jugendweihen oder auch Abibälle in der Krone bestreiten lassen. „Viele Veranstalter bringen sich ihre Technik mit“, begründete Kirsten Schönherr die Entscheidung für die Minimalausstattung in puncto Veranstaltungstechnik. Zum Vergleich führte sie das Steinhaus an. „Das hatte im Zuge einer dreijährigen Sanierungsphase Veranstaltungstechnik in Höhe von 400.000 Euro eingebaut.“ Die Stadt unterstützte das Unterfangen damals mit eigenen Mitteln.

In die Krone floss neben dem kommunalen Zuschuss für den derzeitigen Betreiberverein kein zusätzliches Geld. Immer wieder hieß es aus dem Rathaus, die Stadtverwaltung werde das Projekt Stadthalle finanziell nicht mittragen. Druck bekam Oberbürgermeister Alexander Ahrens dabei in erster Linie stets aus den eigenen SPD-Reihen.

Die Bautzener, deren Herz nach wie vor für ihre Stadthalle schlägt, können indes den Probebetrieb tatkräftig mit ankurbeln. „Begleiten Sie uns positiv und besuchen sie die Veranstaltungen in der Krone“, wandte sich Kirsten Schönherr mit einem Appell an das künftige Krone-Publikum. „Es wäre fatal, wenn eine so schön hergerichtete Veranstaltungsstätte am Ende weiterhin leer stünde.“ 

Auch wenn sich die Türen nun wieder öffnen, fehle es noch an einigen Ausstattungsstücken. So will die BWB eigenen Angaben zufolge eine Küche und eine Theke einbauen lassen sowie die frühere Tanzbar aufrüsten. Zudem liebäugelt das Unternehmen damit, die Krone barrierearmer zu machen. Das betrifft den Zugang zu den Toiletten. Erfreulich erscheint in dem Zusammenhang, dass sich mit der Teilsanierung das Geruchsproblem offenbar in den Griff bekommen lässt. „Wir haben die Öffnungen zum Abwasserkanal auf Vordermann bringen und abdichten lassen“, erklärte die BWB-Chefin. 

Wurde Krone-Vorhaben torpediert?

Unterm Strich zeigen sich Kirsten Schönherr und ihr Team erleichtert darüber, dass es nun endlich losgehen kann in der Krone. Bis Jahresende ist der Spielbetrieb abgesichert. Was danach kommt, hänge auch ein Stück weit von der aktuellen Situation ab. Für den Winter befürchten Politiker und Virologen, dass sich die Corona-Krise bundesweit noch einmal zuspitzen könnte. Vor diesem Hintergrund würden einige Veranstalter erst ab Mai 2021 planen, hieß es vonseiten der Wohnungsbaugesellschaft. Darüber hinaus ist zum jetzigen Zeitpunkt nach wie vor nicht geklärt, wer das Veranstaltungshaus zwischen Töpfer- und Steinstraße ab dem 1. Januar kommenden Jahres betreiben wird. Der Förderverein Krone hatte jüngst aus verschiedenen Gründen den kurz zuvor geschlossenen Mietvertrag wieder aufgekündigt, auch weil nicht sicher war, ob die Stadt Bautzen an dem von ihr in Aussicht gestellten jährlichen Zuschuss festhalten wird. Aus diesem sollte in erster Linie die Jahresmiete bestritten werden, die der Betreiber an die BWB zu entrichten hat.

Der erst am Denkmaltag verkündete Rückzug spielt unterdessen Kritikern des Vorhabens in die Karten. „Als der Stadtrat den jährlichen Zuschuss für den Förderverein Krone Bautzen beschlossen hat, war dies an eine klare Bedingung geknüpft: Der Verein betreibt das Veranstaltungshaus für drei Jahre. Da sich der Förderverein jetzt zurückgezogen hat, entfällt die Grundlage für den Zuschuss“, erklärte Oberbürgermeister Alexander Ahrens auf Anfrage.

Konfrontiert mit dieser Aussage des Stadtoberhauptes erwiderte FDP-Bürgervertreter Mike Hauschild: „Ein solcher Beschluss der Stadträte ist mir nicht bekannt. Es wäre schön, wenn es den gäbe. Wir haben bislang von einem dreijährigen Probebetrieb der Krone gesprochen, aber nicht davon, dass auch zwingend der Krone-Förderverein das Haus betreibt. Einen Haushaltsentwurf, in dem eine entsprechende Fördersumme enthalten ist, kennen wir nicht.“

CDU-Stadtrat Dirk Lübke fügte hinzu: „Es gibt lediglich die mündliche Zusage von Herrn Ahrens, die Gelder für den Förderverein Krone in den folgenden zwei Jahren mit einem höheren Betrag zur Verfügung zu stellen. Im Finanzausschuss am 8. September 2020 wiederum legte Herr Böhmer einen Entwurf zu den ‚Haushaltsvermerken 2021’ vor, in dem kein Zuschuss für den Förderverein Krone erscheint. Dieser sollte und musste jedoch Verträge für das nächste Jahr abschließen, konnte dies aber nicht ohne eine eindeutige Finanzierungszusage durch die Bürgermeister.“ 

Ungeachtet der jüngsten Entwicklungen findet Kirsten Schönherr lobende und anerkennende Worte: „Wir danken auf jeden Fall all unseren Helfern und Unterstützern, die es in kürzester Zeit ermöglicht haben, dass sich die Krone nun wieder mit Leben erfüllen lässt.“ Allen voran stellte sie dabei die Mitarbeiter im eigenen Haus, die des Bauverwaltungsamtes, der Bautzener Berufsfeuerwehr und des Krone-Fördervereins. „Sie gemeinsam haben eine partnerschaftliche und faire Zusammenarbeit ermöglicht im Sinne unserer künftigen Gäste.“

Roland Kaiser / 03.10.2020

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